Appell an alle Grazer: "Jetzt ist Solidarität gefragt!"

Im Interview mit WOCHE-Chefredakteur Roland Reischl und Redaktionsleiter Christoph Hofer appellieren Bürgermeister Siegfried Nagl und Stadtrat Kurt Hohensinner (v.l.) an den Gemeinschaftssinn der Grazer. | Foto: Jorj Konstantinov
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Bürgermeister Siegfried Nagl und Stadtrat Kurt Hohensinner richten Appell an die Grazer: "Haltet zusammen!"

Rückblende in den März 2020: Wer nach dem ersten Lockdown in Österreichs Geschichte bereits apokalyptische Szenarien heraufbeschwor, unterschätzte die Menschen. Statt Angst und Selbstaufgabe dominierten Solidarität, Zuversicht und Hilfsbereitschaft – so auch in Graz, wo Jung und Alt zusammenhielten. Monate später hat sich die Stimmung gedreht. Vielleicht liegt es am Wetter, an der Dunkelheit oder den zum Teil widersprüchlichen Aussagen der Politik, eine gewisse Corona-Müdigkeit lässt sich aber nicht wegleugnen. Umso wichtiger sei nun aber eine zweite Welle der Solidarität, wie Bürgermeister Siegfried Nagl und Sozialstadtrat Kurt Hohensinner im großen WOCHE-Interview betonen.

Kein Vergleich mit dem Frühjahr

Die Erfahrung aus dem Frühjahr stimmt Nagl jedenfalls optimistisch. "Ich habe damals immer von drei notwendigen Haltungen gesprochen, von Disziplin, Solidarität und Verantwortungsbewusstsein. Darauf wird es nun wieder ankommen." Eine wochenlange lähmende "Schrecksekunde" werde es diesmal aber nicht geben. "Wir wissen mittlerweile, dass die bekannten Vorsichtsmaßnahmen, vom Abstandhalten über den Mund-Nasen-Schutz bis hin zu regelmäßigen Hygienemaßnahmen, wirken."
Was der Stadtchef aber auch weiß: "Wir haben eine enorme Zahl an Single-Haushalten in Graz. Die Leute sind allein, bekommen überhaupt keine Berührung, keine Umarmung mehr, das macht etwas mit den Menschen. Nur weil man Kontakte einschränken soll, heißt das aber nicht, nicht zu helfen. Selbst ein Anruf hilft Alleinstehenden schon weiter."

Foto: Jorj Konstantinov

Kampf gegen Vereinsamung

Auch Hohensinner sieht die Stadt aufgrund der zunehmenden Vereinsamung gefordert: "Genau deshalb haben wir als Sozialressort einen ,Aktionsplan gegen Vereinsamung' ins Leben gerufen. Mit 20 Projekten wird hier versucht, dem Phänomen proaktiv zu begegnen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern." Wichtig sei ihm, darauf hinzuweisen, dass jeder Einzelne seinen Beitrag leisten könne.
"Oft geht es gar nicht um die großen Hilfsaktionen, sondern vielmehr um die Frage, was wir im Kleinen tun können. Vielleicht ist dies die Unterstützung beim Einkauf für die ältere Nachbarin oder einfach ein positives Wort beim Treffen bei einem Spaziergang. Wir haben unsere Einkaufshotline für Menschen der Risikogruppe gemeinsam mit der ÖH der Uni Graz wieder reaktiviert." Jeder, der sich ehrenamtlich engagieren möchte, soll sich im Büro melden. "Aktuell läuft ja auch unsere Kampagne zum Thema ,Graz engagiert', wo sich der hohe Stellenwert, den wir dem Ehrenamt geben wollen, zeigt."

Niemand bleibt über

Wer jetzt Hilfe braucht, dürfe nicht auf der Strecke bleiben. "Deshalb haben wir auch ein eigenes Corona-Maßnahmenpaket für Graz und die Wohnungseinrichtungen geschnürt, das unter anderem ein eigenes Notquartier für obdachlose Corona-Patienten sowie für Verdachtsfälle umfasst", erläutert Hohensinner. Hilfe durch Ehrenamtliche, Organisationen und die Zivilgesellschaft: Funktioniert dieses Solidaritäts-Dreieck, so werde man auch die Krise meistern. "Wir wollen schnell durch diese Welle durchtauchen. Je eher wir steckenbleiben, desto eher wird sie uns umreißen. Daher appelliere ich an alle Grazerinnen und Grazer, jetzt mitzumachen, damit wir ein halbwegs normales Weihnachtsfest feiern können", so Nagl weiter.

Aufruf an die Leser

Die WOCHE wird in den kommenden Ausgaben Beispiele dafür bringen, wie gelebte Solidarität aussieht. Haben auch Sie Ideen, wie der Zusammenhalt in Graz gefördert werden kann? Dann schreiben Sie uns unter leserbrief@woche.at oder posten Sie auf unserer Facebook-Seite.

Im Interview mit WOCHE-Chefredakteur Roland Reischl und Redaktionsleiter Christoph Hofer appellieren Bürgermeister Siegfried Nagl und Stadtrat Kurt Hohensinner (v.l.) an den Gemeinschaftssinn der Grazer. | Foto: Jorj Konstantinov
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