Hassgraffitis
"Balkankonflikte" werden auf Grazer Wänden ausgetragen

Schriftzug des Fanklubs "Grobari" (Partizan Belgrad) in der Kahngasse, übersprüht von den "Bad Blue Boys" (Dinamo Zagreb) in der Kahngasse – beide Gruppen benutzen das rassistisch-konnotierte Keltenkreuz. Darüber: eine zotige Aufforderung. | Foto: Antidiskriminierungsstelle Steiermark
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  • Schriftzug des Fanklubs "Grobari" (Partizan Belgrad) in der Kahngasse, übersprüht von den "Bad Blue Boys" (Dinamo Zagreb) in der Kahngasse – beide Gruppen benutzen das rassistisch-konnotierte Keltenkreuz. Darüber: eine zotige Aufforderung.
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Aktuelle Konflikte befeuern alte Feindbilder aus dem Jugoslawienkrieg. Diese spielen in der Jugendkultur zunehmend eine Rolle, wie nationalistische Graffitis in Graz zeigen. Denn auch bei den in Österreich geborenen Nachkriegsgenerationen gehöre die bewusste Abgrenzung teils zum guten Ton, wie man bei der Antidiskriminierungsstelle Steiermark warnt.

GRAZ. In den Nachfolgestaaten Jugoslawiens gehören sie vielfach zum Ortsbild: Wandgemälde, die verurteilte Kriegsverbrecher feiern und mit nationalistischen Slogans die jeweilige Ethnie überhöhen. Zwar finden sich in Graz keine derart aufwändig gestalteten Porträts an Mauern, sehr wohl aber die dazugehörigen Symbole und unreflektierte Hassbotschaften. "Bei uns melden sich viele Menschen, die sich von diesen Zeichen, die noch aus Kriegszeiten stammen, gestört fühlen", erzählt die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle Steiermark Daniela Grabovac.

Daniela Grabovac (Antidiskriminierungsstelle): "Bei der zweiten und dritten Generation hat man zu wenig hingeschaut." | Foto: Foto Fischer
  • Daniela Grabovac (Antidiskriminierungsstelle): "Bei der zweiten und dritten Generation hat man zu wenig hingeschaut."
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Was dabei auffällt: Nicht selten stehen die Schmierereien, mit denen man sich gegenseitig als "Zigeuner" beschimpft oder gleich unverblümt den Tod wünscht, im Zusammenhang mit Fußballvereinen und Hooligan-Gruppierungen. So übersprühen in Graz unter anderem sogenannte Fans von Partizan Belgrad die fragwürdigen "Kunstwerke" der Anhänger von Dinamo Zagreb (und umgekehrt). Wobei beide Lager trotz ihrer Feindschaft ihre rechtsextreme Gesinnung sowie die Verwendung des rassistisch-konnotierten Keltenkreuzes (siehe Foto oben) eint.

Identitätsstiftender Hass

Wie groß das Geschichtsverständnis der Sprühenden ist, sei jedenfalls fraglich, so Grabovac. Gerade bei Jugendlichen, deren Elternvor dem Krieg nach Österreich geflohen sind, sei der Nationalismus sehr modern: "Bei der zweiten und dritten Generation hat man zu wenig hingeschaut. Dabei haben die Kinder sehr wohl die elterliche Geschichte, die scheinbar nie aufgearbeitet wurde, mitgetragen, obwohl sie von den Kriegsereignissen nicht unmittelbar betroffen waren."

Graffiti im Liebenauer Park: Die albanische UÇK kämpfte bis 1999 für die Unabhängigkeit des Kosovo. | Foto: MeinBezirk.at
  • Graffiti im Liebenauer Park: Die albanische UÇK kämpfte bis 1999 für die Unabhängigkeit des Kosovo.
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Verstärkt werde dieser Trend zur Identitätsstiftung durch Feindbildung in den sozialen Medien: "Zum Beispiel auf TikTok lässt sich beobachten, dass Jugendliche entsprechende Symbole und Flaggen verwenden. Die Abgrenzung zu anderen mit gleichzeitiger Selbsterhöhung wird als cool empfunden."

ÖBB-Lärmschutzwand, Am Wagrain: Serbisches Kreuz mit vier S, dieses findet sich auch auf der Nationalflagge Serbiens und steht als Abkürzung für "Samo sloga Srbina spasava" (dt.: Nur Eintracht rettet die Serben.) | Foto: Antidiskriminierungsstelle Steiermark
  • ÖBB-Lärmschutzwand, Am Wagrain: Serbisches Kreuz mit vier S, dieses findet sich auch auf der Nationalflagge Serbiens und steht als Abkürzung für "Samo sloga Srbina spasava" (dt.: Nur Eintracht rettet die Serben.)
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Dem entgegenzuwirken versucht man im Migrant:innenbeirat, Friedensbüro und in der Antidiskriminierungsstelle, "weil es trotz allem viele Menschen gibt, die ein großes Interesse daran haben, dass alle ethnischen Gruppen in Graz gut miteinander leben". Nicht einfacher machen dies nach wie vor aktuelle Konflikte wie im Kosovo, im Rahmen derer alte Ressentiments von Politikerinnen und Politikern neu aufgekocht werden.

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