Blackout-Gefahr für Graz: "Wir warten immer so lange, bis es scheppert"

Was tun, wenn einmal wirklich länger der Strom ausfällt?Ein Grazer Katastrophenschutzexperte empfiehlt, sich für so ein unvorhergesehenes Ereignis zu wappnen. | Foto: pixabay
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Im Jänner war das Thema Stromausfall hierzulande wieder präsent: Experten erklären, wie sich Graz wappnet und wo es Aufholbedarf gibt.

Es klingt paradox: So hochtechnologisiert unsere Welt heute scheint, so fragil und verletzlich ist sie. Ein Beinahe-Blackout, also ein Zusammenbruch des Stromnetzes, hätte Anfang des Jahres fast große Teile Südosteuropas lahmgelegt. Das Thema wurde nicht hochgespielt, besorgte Bürger fragen sich aber, inwieweit Graz für so ein Ereignis gewappnet ist.
Der Grazer Universitätsprofessor Gerhard Grossmann, Österreichs führender Katastrophenforscher, sieht ein jederzeit auch bei uns mögliches Blackout kritisch: "Wir warten, bis es scheppert. Aber wir sind nicht wirklich darauf vorbereitet. Leider ist uns als Gesellschaft die Eigenverantwortlichkeit völlig fremd, aber ebenso den politisch Verantwortlichen."

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Kein Leben ohne Strom

Kleine Stromausfälle gab und gibt es zwar immer wieder, "aber was ist bei einem längeren Ausfall? Wenn die Mutter etwa plötzlich keine Babynahrung mehr warm machen kann?" Blackout heißt nämlich: Strom aus! Und ohne Strom geht im täglichen Leben nichts mehr: Automatische Türen bleiben zu, Verkehrsampeln fallen aus, Lifte bleiben stecken, Computer, Handyladegeräte, Tankstellen – all das ist mit einem Schlag aus. Leitungswasser gibt es nicht mehr, auch die Klo-Spülung fällt aus. Letzte "Rettung": die Feuerwehr, sofern man Telefonstrom hat. Heimo Krajnz, Branddirektor-Stellvertreter der Grazer Berufsfeuerwehr, beruhigt: „Unsere drei Feuerwachen und die der Freiwilligen Feuerwehr sind autark, notstromversorgt und mit Zivilschutz-Reserven für die Einsatzkräfte eingedeckt, sodass wir mehrere Tage auch ohne Strom arbeiten können."

Feuerwehr ist gerüstet

Als Beispiel nennt Krajnz die rund 800 Lifte in Grazer Häusern. Um darin gefangene Menschen befreien zu können, braucht es so genannte „Lift-Bestecke“. Davon hat die Berufsfeuerwehr in den letzten Jahren hunderte neu angeschafft. „Damit und in Zusammenarbeit mit den 20 Betriebsfeuerwehren und Hausbesorgern würden wir es schaffen, rund 100 Lifte in einer Stunde zu öffnen."
Ein anderes Problem betrifft den Verkehr, wenn etwa Ampeln und das Verkehrsleitsystem "tot" sind. Bernd Cagran-Hohl, Referatsleiter für Verkehrssteuerung und Herr über 308 Ampeln in Graz, klärt auf: „Wir haben keine technische Ersatzlösung. Notstrom würde zu viel Energie brauchen und zu viel kosten. Jede von Ampeln geregelte Kreuzung ist in der Rückfallebene durch die Straßenverkehrsordnung geregelt. Als unterste Ebene gilt die Rechtsregel, außerdem sind auf den Ampelmasten auch Vorrangschilder angebracht.“

Geräte wie Walkie-Talkies und Batterie-Radios mögen aus der Zeit gefallen sein, wenn aber der Strom ausfällt, können sie hilfreich sein. | Foto: pixabay
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Behörden sind gefordert

Hilfen sind also grundsätzlich im Plan. "Sobald man aber sieht, dass geholfen wird, lehnen wir uns zurück", merkt Grossmann kritisch an. Dabei würden ganz einfache Maßnahmen präventiv wirken. Ein Notstrom-Aggregat gehöre verpflichtend in die Bauordnung für alle größeren Wohnbauten. Im Eigenheim wäre ein billiger 1- bis 2-kW-Generator sinnvoll, womit die Wasserpumpe für die Heizung laufen würde: „Es sind viele Kleinigkeiten, eine Kerze, ein Batterie-Radio, die helfen." Darüber hinaus wären regionale, stabile Stromnetze für Gemeinden sinnvoll. Musterbeispiel: die Stadt Gleisdorf. „Mit ihren vielen Kaltwasserspeichern ist die Steiermark gut gerüstet. Damit sind wir vorne in ganz Europa", sagt Krajnz abschließend.

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