Freitag
Caritas-Kontaktladen gedenkt Drogentoten am Grazer Hauptplatz
Am Freitag, 21. Juli begeht der Caritas-Kontaktladen den internationalen "Gedenktag für verstorbene Drogengebraucherinnen und -gebraucher" mit einer Aktion und Informationsangeboten von 12 bis 15 Uhr am Grazer Hauptplatz.
GRAZ. Um sowohl an die am Drogenkonsum verstorbenen Personen zu erinnern, als auch auf gesellschaftliche Problematiken im Umgang mit Suchtmitteln und Suchterkrankten aufmerksam zu machen, wurde ein weltweiter Gedenktag ins Leben gerufen, der jährlich am 21. Juli begangen wird. Dieser soll jedoch nicht nur ein Tag des Erinnerns, sondern auch ein Tag der Aktionen, der Information und der Prävention sein, wie man seitens der Caritas betont. Mit Kontaktladen und Streetwork im Drogenbereich bietet sie ein niederschwelliges und "akzeptanzorientiertes", sprich freiwilliges, Suchthilfeangebot samt sozialarbeiterischer Einzelbetreuung.
"Viele Tode wären vermeidbar – doch dazu braucht es einen neuen Blick auf Personen, die Drogen konsumieren", so Harald Ploder, Kontaktladen- und Streetwork-Leiter. "Sucht als Erkrankung und nicht als persönliche Schwäche zu sehen, ist die Voraussetzung für eine Vielzahl an Maßnahmen, die politisch und gesellschaftlich gesetzt werden könnten, um Menschen mit Suchterkrankung ein lebenswertes und langes Leben zu ermöglichen."
"Triptalks" bereits etabliert
Richtige Ansätze gebe es bereits: So wird seit August 2022 von Land Steiermark, Gesundheitsfonds und Stadt Graz in Zusammenarbeit mit dem Kontaktladen das Projekt "Triptalks" realisiert. Dabei können Drogenkonsumentinnen und -konsumenten Suchtmittelproben auf Inhaltsstoffe und Wirkstoffgehalt analysieren lassen. Im ersten Projektjahr wurde das Angebot von rund 300 Klientinnen und Klienten genutzt, die rund 650 Proben zur Analyse abgaben. Über 40 Mal sah man sich seitens "Triptalks" veranlasst, eine Akutwarnung bei besonders hoch dosierten, mit Streckmitteln oder unerwarteten Zusatzstoffen versetzten Proben auszusprechen.
"Substanztestung ist ein wichtiges Mittel, um langfristige gesundheitliche und tödliche Folgen von Drogenkonsum zu vermindern", bestätigt auch Harald Ploder. Denn: Die gesündeste und sicherste Variante ist zwar zweifelsohne, auf Drogen zu verzichten, eine suchtfreie Gesellschaft ist allerdings eine Utopie. Zudem sei die Maßnahme eine niederschwellige Möglichkeit, um mit Suchterkrankten in Kontakt zu treten und ihnen Beratung von erfahrenen Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern zukommen zu lassen.
Erst vor kurzem beschloss der Grazer Stadtsenat, das Projekt weiterhin zu fördern. Indes zog der Caritas-Kontaktladen eine Zwischenbilanz für das erste Halbjahr 2023: Zwischen Jänner und Juni gab es bereits 15 "Drug Checking"-Termine mit insgesamt 213 Probenannahmen. Bei den abgegebenen Substanzen handelte es sich unter anderem um Kokain, Amphetamin, Heroin, Ecstasy-Pillen, Cannabis, LSD, MDMA sowie um Ketamin, 2C-B, Mephedron, andere synthetische Cathinone, Benzodiazepine, DMT und Meskalin.
Wunsch nach mehr Suchthilfeangeboten
Dennoch sieht Ploder gesellschaftlichen Aufholbedarf: "Wünschenswert wäre insbesondere das gesellschaftliche Verständnis, dass Suchterkrankte mit der gleichen Selbstverständlichkeit unterstützungs- und behandlungswürdig zu sehen sind, wie alle anderen Menschen, die sich aufgrund von Erkrankungen in schwierigen Lebenssituationen befinden." Daraus ableiten müsse sich eine Weiterentwicklung und Implementierung neuer Suchthilfeangebote.
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