Die geheimnisvollen Tempel von Angkor

Angkor Wat
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Nach einer Sightseeingtour in Phnom Penh, die den Königspalast, die Silberpagode, das Nationalmuseum, den Zentralmarkt (Phsar Thmei) und den Russian Market (Phsar Toul Tom Poung) umfasste, ging es mit dem Mekong Express nach Siem Reap. Die Fahrt durch das Land Richtung Norden war äußerst interessant. Man sah buddhistische Mönche bei ihrem täglichen Almosengang, die typischen Stelzenhäuser, Verkaufsstände, Garküchen, überfüllte Busse und zahlreiche Hochzeitszelte.

In Siem Reap angekommen kam es einem noch heißer vor als in Phnom Penh, da kaum ein Lüftchen wehte und die staubige Luft einem das Atmen schwer machte. Die Stadt Siem Reap hat an Sehenswürdigkeiten aber ohnehin nicht viel zu bieten und so verbrachte ich die darauffolgenden drei Tage in Angkor. Hier wo die Tempel von Dschungel und Wasserreservoirs umgeben sind, war das Atmen zwar leichter, aus dem Schwitzen kam man aber trotzdem nicht. Mit einem Gefühl wie im Dauerbad machte ich mich auf zu den mystischen Tempeln von Angkor.

Die beeindruckendsten Tempel waren für mich der Bayon Tempel, der Preah Kahn Tempel und der Ta Phrom Tempel.

Der Bayon Tempel befindet sich im Zentrum der Hauptstadt Angkor Thom und stellt den kosmischen Berg Meru dar, der in der hinduistischen Mythologie als der Mittelpunkt des Universums gilt.
Den Staatstempel Bayon zieren zahlreiche Türme, die mit riesigen lächelnden Gesichtern versehen sind. In jeden Turm sind vier Köpfe gemeiselt, die in alle vier Himmelsrichtungen blicken. Sie stellen das Antlitz Bodhisattva Lokeshvaras dar. Ihre Gesichtszüge und die vollen Lippen wirkten auf mich eher afrikanisch als asiatisch.
In der Tempelanlage befinden sich auch viele Buddhafiguren für die man ein Räucherstäbchen anzünden kann und ein Gebet spricht. Oft bekommt man hier auch ein Armband umgebunden, das einem Glück bringen soll.

Die buddhistische Tempelanlage Preah Kahn war das Zentrum einer provisorischen Kloster- und Universitätshauptstadt. Beeindruckend ist hier die gut erhaltene zweistöckige Hauptbibliothek. Die schönen Asparafriese in der „Halle der Tänzerinnen“ und die Garudareliefs an der Außenseite der Stadtmauer verdienen ebenfalls eine Erwähnung. Spaziert man durch die Ruinenstadt trifft man auch Flachreliefs die Sadhus zeigen. Da fragt man sich: Was machen Mönche des Hinduismus in einer buddhistischen Tempelanlage? Die Antwort ist, dass König Jayarvaman VIII. im 13. Jahrhundert den Komplex vorübergehend hinduisieren ließ. Die ursprünglichen Buddha-Statuen und -Reliefs wurden unter seiner Anleitung zerstört oder umgemeißelt.

Der Ahnentempel Ta Phrom ist in erster Linie bekannt aus dem Film Lara Croft: Tomb Raider. Das einstige königliche Kloster ist weitgehend naturbelassen und wird von rießigen Würgefeigen-Bäumen bewachsen. Hier fühlt man sich wie in einer anderen Welt. Für die Restauratoren stellt die Erhaltung der Tempelanlagen eine große Herausforderung dar, da sie die schwere Entscheidung zu treffen haben, wie viel Naturbelassenheit gewährt werden kann, ohne dass dabei das Erbe der Khmer-Könige zerstört wird.

Rund um den Ta Phrom Tempel ragen ebenfalls Baumriesen in die Höhe, gegen die man sich wie eine Ameise vorkommt. So bald es zu dämmern beginnt, scheint der Dschungel zu erwachen. Die Tiere verständigen sich immer lauter untereinander und verleihen den Tempeln eine unheimliche Stimmung.

Besucht man die Tempel von Angkor, ist das ein ganz skurriles Bild. Die teilweise unberührt wirkenden und von Würgefeigen umarmten Bauwerke werden von Touristen geradezu überrannt. Hier treffen architektonische Schätze auf die unbändige Natur und den erbahmungslosen Massentourismus.

Einige werden sich nun sicher fragen, wieso ich den weltberühmten Tempelkomplex Angkor Wat nicht erwähnt habe. Nun, ich muss sagen, dass ich von Angkor Wat etwas enttäuscht war. Ich hätte mir viel mehr erwartet. Ich hätte mir erwartet, dass der Ort mich sofort in seinen Bann ziehen wird. Die Größe der Anlage mich staunen lässt und sprachlos machen wird. Doch dem war nicht so. Da war keine magische Aura, die mich in die vergangene Zeit versetzen hätte können. Vielleicht waren es die vielen anderen Touristen, die dem Ort seinen Zauber raubten, vielleicht war es die Hitze, die mich lediglich wie in Trance durch die Anlage gehen ließ, vielleicht waren es die ausgetrockneten Wasserbecken vor dem Tempel, die ich gerne gefüllt gesehen hätte, um die Spiegelung des größten Tempels der Welt zu sehen. Die zuvor erwähnten Kloster beeindruckten mich auf jeden Fall viel mehr als Angkor Wat. Angkor Wat wirkte auf mich nicht so imposant, wie ich es mir erwartet hätte und von der Anlage ging auch nicht so eine magische Stimmung aus, wie zum Beispiel vom Ta Phrom Tempel.

Einmal um die Welt: Hier lesen Sie alle weiteren Reiseberichte unserer WOCHE-Weltenbummlerin Elisabeth Kronegger.

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