Dom: Der Glaube nimmt Gestalt an

Dompfarrer Gottfried Lafer vor seinem einzigartigen Arbeitsplatz. | Foto: Oliver Wolf
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  • Dompfarrer Gottfried Lafer vor seinem einzigartigen Arbeitsplatz.
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Graz hat nicht gerade einen Mangel an Kulturdenkmälern. Und dennoch ist der Grazer Dom ein ganz besonderes, eines, das von der Stadtkrone aus auf Graz, auf seine Menschen und seine Geschichte blickt. Wir sind der Meinung: Jeder Grazer sollte einmal den Grazer Dom besucht haben.

Auch die WOCHE hat sich auf die Spuren des Doms geheftet. Und sich dafür einen ganz besonderen Fremdenführer gesucht, den man – ein wenig respektlos – durchaus auch als „Denkmal“ bezeichnen darf: Dompfarrer Gottfried Lafer, der dieses Amt seit mittlerweile unglaublichen 46 Jahren inne hat. Eines betont er aber gleich vorweg: „Ich bin nur der Statthalter. Der Dom ist der Amtssitz des Bischofs, es ist seine Kirche.

Trotzdem kennt er natürlich die heiligen Hallen wie seine Westentasche. Was ist das eigentlich für ein Gefühl, wenn er „seinen“ Dom betritt? Ist das schon ein wenig wie sein Wohnzimmer? „Nein, gar nicht. Ich bin immer wieder sehr bewegt, wenn ich hier hereinkomme. Weil der Dom für mich Gestalt gewordener Glaube ist.“ Das bedeutet? „Wir können hier versuchen, den Glauben unserer Vorfahren zu lesen. Sie haben so gebaut, wie sie an Gott geglaubt haben. Ohne Formalismen, ohne die vielen Interpretationen, die heute unsere Zeit begleiten.“ Ein schönes Bild für ein Gotteshaus, das im Jahre 1174 erstmals urkundlich erwähnt wird – und das wir gerne so stehen lassen wollen.

Den Rundgang beginnen wir in der Sakristei, auch jener Raum, in der sich die Priester ankleiden (zu den Messgewändern: siehe Info rechts).Durch eine Seitentüre gelangen wir auch gleich zum Höhepunkt: dem Hochaltar. 18 Meter ragt er dem Kirchendach entgegen, herrliche Marmorintarsien machen ihn in unseren Breitengraden zu einem außergewöhnlichen Schmuckstück. Die allegorischen Figuren von Glaube, Hoffnung und Liebe sind ganz oben zu sehen, darunter ist die Krönung der Gottesmutter dargestellt. Vom Altar blickt man auf das zweite Prunkstück: die Orgel. Mit 70 Registern, 5.158 Pfeifen und einem Glockenspiel zählt sie zu den imposantesten „Musikinstrumenten“ Österreichs.

Acht Seitenaltäre mit typischen Jesuitenheiligen begrenzen den Dom seitlich, eine große Gruft ist ewige Ruhestätte für Adelige und Laien. Daneben wurden im letzten Jahrzehnt zwei Bischofsgrüfte errichtet, fünf Bischöfe sind dort bestattet. Ein letzter Blick in den Dom, der Rundgang ist zu Ende ...

Die Geschichte des Doms in aller Kürze

Im Jahr 1174 wird der Grazer Dom erstmals urkundlich erwähnt, damals als St. Ägidius-Kirche, die als Wehrkirche noch vor den Toren der Stadt stand.

Im Jahr 1438
wird die Barbara-Kapelle errichtet, im Jahr 1449 macht sie Friedrich III. zur Hofkirche.

Im jahr 1557 übergibt Karl II. die Kirche an den Jesuitenorden, der den heutigen Dom nachhaltig geprägt hat.

Im jahr 1786 wird die Kirche dann zur Kathedralkirche der Seckauer Bischöfe. Als erster Bischof zieht Joseph Adam Graf Arco in die Kirche ein, erster Dompfarrer wird Joseph Max von Heipl.

Auch in der Neuzeit
gibt es viel zu vermelden: So wurde 1940 die Orgel umgestaltet, in den Jahren 1962/1963 wurde die Domkirche renoviert, 1978 wurde die neue Orgel geweiht, seit 1987 gibt es die neuen Domglocken.

Die „Farbenlehre“ der Priester

Verschiedene kirchliche Anlässe haben auch verschiedene Farben, jede für sich hat eine ganz besondere Bedeutung. In aller Kürze erklären wir hier die christliche „Farbenlehre“. Der Priester trägt also:

Violett: In der Fasten- und in der Adventzeit.

Weiß: Diese Farbe ist für die Zeit der Osterfeiertage vorgesehen.

Rot: Dieses Gewand ist einerseits den Festen des Heiligen Geistes vorbehalten, wird also zum Beispiel zu Pfingsten getragen. Andererseits wird es auch an den Namenstagen kirchlicher Märtyrer angelegt.

Grün: Diese Farbe trägt der Priester vorrangig an all jenen Tagen, an denen keine großen kirchlichen Feste und Feiertage anstehen. Dies ist vor allem in der Zeit zwischen Pfingsten und dem ersten Adventsonntag der Fall.

Die steirischen Bischöfe im Grazer Dom

Seit dem Jahr 1786 ist der Dom Hauptsitz der Bischöfe der Diözese Graz-Seckau, Egon Kappellari ist mittlerweile der elfte „oberster Hirte“ der steirischen Kirche in der Landeshauptstadt.

Als erster Bischof zog Joseph Adam Graf von Arco im Jahre 1786 in den Grazer Dom ein.Ihm folgten in den Jahren danach Johann F. Graf von Waldstein (1802), Roman Sebastian Zängerle (1824), Josef O. Ritter von Rauscher (1849), Ottokar Maria Graf von Attems (1853), Johann Baptist Zwerger (1867) und Leopold Schuster (1893).
Das 20. Jahrhundert sah dann drei Langzeitbischöfe im Grazer Dom: Ferdinand Pawlikowski hatte das Amt von 1927 bis 1954 inne, sein Nachfolger Josef Schoiswohl diente von 1954 bis 1968. Danach übernahm Bischof Johann Weber das verantwortunsgvolle Amt, mit dem Leitspruch „Den Armen die Frohbotschaft verkünden“. Erst im Jahr 2001 übergab er den Bischofsstab an seinen Nachfolger Egon Kapellari, der seitdem im Amt ist. Auf seinen Nachfolger wartet die Diözese derzeit ...

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