Urbane Landwirtschaft
Ein Gemüsegarten im Stadtgebiet von Graz

Bernhard und Johanna Steinhauszer bewirtschaften ihren Bio-Bauerngarten nur wenige Fahrradminuten von der Grazer Innenstadt entfernt.  | Foto: Konstantinov
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Immer mehr Menschen Leben in Städten – die Idee, auch die Lebensmittelproduktion ins Stadtgebiet zu holen, nennt sich "Urban Farming", stärkt die regionale Versorgung und spart unnötige Transportkilometer. Diesem Trend folgen auch Johanna und Bernhard Steinhauzer – zwei "Stadtkinder", die sich mit ihrer Marktgärtnerei in Ries den Traum von der eigenen kleinen Landwirtschaft erfüllt haben.

GRAZ. 20 Fahrradminuten, oder einige Stationen mit dem Bus von der Grazer Innenstadt entfernt, befindet sich der Bauerngarten von Johanna und Bernhard Steinhauszer. Spaziert man die restlichen Meter von der Busstation die Ragnitzstraße entlang, passiert man noch zwei große Supermarktketten, bis man auf den Hochfeldweg einbiegt. Hier bewirtschaften die beiden Grazer rund 150 Sorten Gemüse auf einer Beetfläche von bloß 1.000 Quadratmetern. Hinter den Beeten, wo Gurken, Tomaten, Salate, Karotten und Rüben sprießen, sieht man die Ausläufer der Grazer "Skyline".

Die Techniken, die in der Marktgärtnerei zum Einsatz kommen, ermöglichen ein effizientes Arbeiten im Einklang mit der Natur.  | Foto: Konstantinov
  • Die Techniken, die in der Marktgärtnerei zum Einsatz kommen, ermöglichen ein effizientes Arbeiten im Einklang mit der Natur.
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Zwei "Stadtkinder" werden zu Landwirten

Als "zwei Stadtkinder, die vom Leben auf dem Land träumen", beschreiben sich die Steinhauszers, die beide bis vor wenigen Jahren mit der Landwirtschaft nichts am Hut hatten – er bis dato im Handel, sie in der Jugendarbeit tätig. Zwar leben die beiden weiterhin im Stadtgebiet, ihren "Bauerngarten" bewirtschaften die "Selfmade-Landwirte" aber seit mittlerweile einem Jahr, seit kurzem sogar als Haupterwerb. "Der Wunsch war aber nicht nur eine Landwirtschaft zu haben – die Frage, die uns bewegt hat, war wie wir in Zeiten der Klimakrise unseren Beitrag leisten können", sagt Johanna Steinhauszer. 

Marketgardening belebt den Boden

Ihren Betrieb betreiben die Landwirte daher nach dem Konzept einer Marktgärtnerei: "Wir produzieren also nicht nur Bio-Lebensmittel, sondern lassen auch unseren Boden durch die Art und Weise wie wir arbeiten Jahr für Jahr fruchtbarer werden", erklären die beiden. Durch die optimierte Bewirtschaftung kleinster Flächen in Handarbeit wird beim Marketgardening auf natürliche Weise eine möglichst hohe Produktivität erreicht und zugleich die Bodenfruchtbarkeit verbessert. Man spricht daher auch von biointensivem Gemüsebau. "Wir verzichten auf schwere Maschinen und arbeiten viel mit Gründüngungen, setzen also konkret Pflanzen, die dem Boden etwas Gutes tun", erklärt Bernhard Steinhauszer.

Die beiden Grazer bewirtschaften rund 150 Sorten Gemüse auf einer Beetfläche von bloß 1.000 Quadratmetern. | Foto: Konstantinov
  • Die beiden Grazer bewirtschaften rund 150 Sorten Gemüse auf einer Beetfläche von bloß 1.000 Quadratmetern.
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Gemüse aus dem Stadtgebiet

Zwar sind Marktgärtnereien nicht zwangsläufig in Stadtnähe, die urbane Landwirtschaft und das Konzept Marketgardening ergänzen sich aber gut, schildern die Steinhauszers weiter: "Wir sehen den massiven Vorteil von Urban Farming: 99 Prozent unserer Kundinnen und Kunden kommen mit dem Fahrrad oder öffentlich, die Gastronomen werden mit dem Lastenrad beliefert." Für Grazer Lokale wie etwa die Speis am Lendhafen kommt der nahegelegene Gemüsegarten sehr gelegen – die Betreiber haben sich der Regionalität ihrer Speisen verpflichtet, das Gemüse aus dem Bauerngarten der Steinhauszers passt hier also perfekt auf den Teller.

Trend in Richtung Nachhaltigkeit

Die Nachfrage nach regionalen Lebensmitteln ist jedenfalls eine wachsende – "ich glaube, die ganze Lebensmittelbranche steht auf einem Scheideweg", ist Bernhard Steinhauszer überzeugt. Marketgardening und Urban Farming sind daher klar im Trend. "Abgesehen vom Klima-Thema und der Tatsache, dass auch in den Städten immer mehr Menschen das Bedürfnis haben, an der frischen Luft und in der Natur zu arbeiten, kommt auch das landwirtschaftliche System in Österreich an eine Ende", ergänzt Johanna Steinhauszer. "Jeden Tag stirbt ein Hof, sagt man. Da ist es doch zur Abwechslung eine schöne Entwicklung, dass alleine in der Steiermark etwa 40 kleine Marketgardening-Betriebe gerade in den Startlöchern stehen."

Urbanisierung in Graz

Wie sich der Megatrend hin zu städtischen Lebensformen in Graz äußert, liest du auf unserer Themenseite.

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