IWF Graz
Eindrucksvolles Lichtphänomen auf Exoplaneten beobachtet

- Auf dem Exoplaneten WASP-76b konnten Forscherinnen und Forscher, unter anderem vom Grazer Institut für Weltraumforschung, ein Phänomen beobachten, bei der es sich um eine "Glorie" handeln könnte.
- Foto: ESA/ATG, CC BY-SA 3.0 IGO
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Die Beobachtung eines Lichtphänomens auf einem Exoplaneten, bei dem es sich um eine "Glorie" handeln könnte, kann künftig auch bei der weiteren Forschung zu Wetter und Klima auf anderen Planeten helfen.
GRAZ. Es ist eine außergewöhnliche Beobachtung, an der auch Astronominnen und Astronomen vom Grazer Institut für Weltraumforschung (IWF) beteiligt waren: Erstmals konnte mit Hilfe des ESA-Weltraumteleskops Cheops auf einem Exoplanten (Anmerkung: ein Planet, der sich außerhalb unseres Sonnensystems befindet) möglicherweise eine sogenannte "Glorie" aufgezeichnet werden. Dabei handelt es sich um eine ringförmige, regenbogenartige Lichterscheinung. Eine solche kommt auf der Erde recht häufig vor und tritt unter besonderen Bedingungen vor allem auf Gebirgsspitzen bei nebligen Wetter auf. Bislang konnten Glorien auch auf unserem Nachbarplanet, der Venus, nachgewiesen werden.
Wie entsteht eine "Glorie"?
Eine Glorie tritt auf, wenn Licht an der Oberfläche kleiner, feinverteilter Wolken oder Nebeltropfen gestreut wird. Durch die Form der Wolkenteilchen bilden sich so konzentrische Farbringe. Jede Glorie ist einzigartig, abhängig von der Zusammensetzung der Atmosphäre des Planeten und den Farben des Sternenlichts, das auf ihn scheint. Ein solches Phänomen auf anderen Planeten zu beobachten ist schwierig. Der nahegelegene Stern muss direkt auf den Planeten scheinen und der Beobachter genau richtig ausgerichtet sein.
- Die erste Glorie, die auf einem anderen Planeten als der Erde beobachtet wurde, stammte von der Venus und erstreckte sich über mindestens 1.200 Kilometer. Sie wurde im Jahr 2014 durch die ESA-Raumsonde Venus Express aufgenommen.
- Foto: ESA/MPS/DLR/IDA
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Höllischer Gasriese
Ausgewertete Daten von Cheops lassen nun die Vermutung zu, dass dieses Phänomen auch auf dem Exoplaneten "WASP-76b" auftritt. Sollten sich das bewahrheiten, würde dies mehr über die Natur dieses rätselhaften Exoplaneten verraten. "Es ist für einen Forscher wirklich aufregend, solche Wetterphänomene zu sehen. Ich bin schon sehr gespannt, was wir in Zukunft noch finden werden", äußert sich IWF-Exoplanetenforscher Patricio Cubillos.
WASP-76b
Der Exoplanet WASP-76b ist 637 Lichtjahre von der Erde entfernt und wird als "höllisch heißer Jupiter" bezeichnet. Eine Seite des Planeten ist ständig seiner Sonne zugewandt und erreicht Temperaturen von 2.400 Grad Celsius. Materialien, die auf der Erde Gesteine bilden würden, schmelzen und verdampfen hier und gehen als Regen wieder nieder. In 23 Beobachtungen über drei Jahre hinweg, während der Planet vor seiner Sonne vorbeizog, konnte eine überraschende Zunahme der Lichtmenge seitens der östlichen Tag-Nacht-Grenze beobachtet werden. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen davon aus, dass es sich dabei um eine "Glorie" handelt, wobei das Auftreten dieses Effekts an nur einer bestimmten Stelle und die dadurch erzeugte Asymmetrie für Verblüffung sorgte.
- Diese künstlerische Darstellung zeigt die Nachtseite von WASP-76b. Sie ist heiß, aber kühl genug, dass Aerosole bestehend aus Hochtemperaturkondensaten fallen können.
- Foto: ESO/M. Kornmesser/L. Calçada
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Weitere Beobachtungen sollen den vermuteten Glorien-Effekt nun bestätigen. Das wiederum ließe auf das Vorhandensein von Wolken schließen, die mindestens drei Jahre lang bestehen oder ständig nachgefüllt werden. Daraus wiederum könnten Rückschlüsse auf die Temperatur und das Wetter des Planeten gezogen werden. Das soll wiederum dabei helfen künftig genauere Messungen durchzuführen, die wiederum auch Seen und Ozeanen auf Exoplaneten nachweisen könnten. Immerhin ist flüssiges Wasser eine Voraussetzung für Leben, wie wir es kennen.

- Jede Glorie ist anhängig von der Zusammensetzung ihres Planeten. Das Foto zeigt simulierte Glorien-Erscheinungen auf der Venus und der Erde.
- Foto: ESA/C. Wilson/P. Laven
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"Je mehr wir über die verschiedenen Aspekte klimatischer Bedingungen und die Diversität der Zusammensetzung von planetaren Wolken erfahren, umso besser verstehen wir auch das Klima und den Einfluss von Wolken auf unserer Erde."
Christiane Helling, IWF-Direktorin
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