Gefragte Frauen: Bianca Blaim war Bürgermeisterin in spe
Bianca Blaim war die erste Kinderbürgermeisterin der Stadt Graz. Heute gibt sie ihr Wissen weiter.
Selbst wenn Graz noch keine weibliche Stadtchefin gesehen haben mag, Kinderbürgermeisterinnen gab es bereits zuhauf. Die erste Grazer Kinderbürgermeisterin war Bianca Blaim, die gemeinsam mit Max Bockryck das Kinderparlament in der Amtsperiode 2005/2006 leitete. Heute hängt ihr Bild, neben jenen vieler anderer bemerkenswerter Grazerinnen, in der Pionierinnengalerie im Rathaus. Mit der WOCHE sprach sie über ihren Beruf als Lehrerin, die Bedeutsamkeit von politischer Bildung und ihr Leben.
Frau Blaim, sind Sie auch heute noch politisch aktiv?
Nein. Das politische Geschehen in Österreich interessiert mich natürlich, aber ich will mich nicht festlegen. Ich bin auch keine Stammwählerin, sondern entscheide immer neu, wer meine Stimme erhält. Davor informiere ich mich eingehend, lese die Parteiprogramme und sehe mir Diskussionen im Fernsehen an.
Das ist aber schade. Könnten Sie sich keine Karriere in der Politik vorstellen?
Nein, für eine Vollblutpolitikerin bin ich auch viel zu nervös vor einer jeden Rede. Das war ich schon damals als Kinderbürgermeisterin. Ich weiß noch, wie ich einmal vor dem Gemeinderat eine Rede halten musste. Das war schrecklich (lacht).
Statt Politikerin sind Sie also Lehrerin geworden. Hat das etwas mit Ihrer Karriere als Kinderbürgermeisterin zu tun?
Das kann ich nicht sagen (überlegt) … Mit Kindern konnte ich schon immer gut umgehen. Auch damals, als Kinderbürgermeisterin. Ich denke, das kommt auch daher, dass meine Schwester sieben Jahre jünger ist als ich. Und weil ich auch gerne in die Schule gegangen bin, war eine Karriere als Lehrerin naheliegend. Wenn ich nicht Lehrerin geworden wäre, hätte ich mich vielleicht für einen Berufsweg als Physiotherapeutin entschieden.
Interessieren sich die Jugendlichen von heute für Politik?
Soweit ich das beurteilen kann, sind unsere Kinder und Jugendlichen sehr wohl politikinteressiert. Auch mit mir als Lehrerin wollen sie oft diskutieren und meine Einstellung zu gewissen Themen hören. Die behalte ich allerdings für mich, ich will ja, dass sie sich ihre eigene Meinung bilden. Ich finde, politische Bildung sollte durch alle Schulformen hindurch als eigenes Fach unterrichtet werden. Politik ist ein komplexes Thema, und im Geschichte-Unterricht fehlt einfach die Zeit dafür, sich eingehend damit zu beschäftigen.
Warum haben Sie damals beim Kinderparlament mitgemacht?
Mein Vater meinte, es könnte interessant für mich sein. Es hat mir dann auch wirklich sehr gut gefallen – sowohl die Zeit mit den Kindern als auch die Arbeit an sich. Ich weiß noch, dass wir uns damals für kinderfreundlichere Öffnungszeiten der Bibliotheken und einen Ausbau des Bücherbus-Angebots eingesetzt haben. Auch die Feinstaubproblematik war damals schon Thema, gleich wie die Forderung nach mehr Spielplätzen.
Ist Graz seither kinderfreundlicher geworden?
Ja, ich denke schon. Die Stadt Graz bietet mittlerweile wirklich viel für Kinder an. Man muss die Angebote nur annehmen.
Wofür würden Sie sich als Politikerin einsetzen?
Noch immer für eine bessere Luft in Graz, mehr Grünflächen und rauchfreie Spielplätze. Außerdem würde ich dem Kinderparlament mehr Mitspracherecht einräumen. Unsere Kinder haben manchmal wirklich erstaunlich gute Ideen, wir müssen sie nur umsetzen.
Letzte Frage: Rückblickend, was hat Ihnen die Zeit als Grazer Kinderbürgermeisterin gebracht?
Ich habe viel über Teamarbeit gelernt, über Demokratie und darüber, wie man Kompromisse eingeht. Ich denke, ich bin auch geduldiger geworden. Das kommt mir noch heute im Job zugute. Außerdem verstehe ich durch meine Amtszeit politische Vorgänge besser – und auch, warum die Umsetzung gewisser Projekte eben länger dauert.
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