Zum Caritas-Jubiläum
Grazer Bahnhofsmission lebt für 100 Tage wieder auf
In den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen wurde die Bahnhofsmission als eine der ersten organisierten Anlaufstellen für Menschen in Not von der Caritas gegründet und fungierte bis in die 1990er Jahre hinein als Knotenpunkt der Solidarität. Nun lässt die Caritas diese Einrichtung aus Anlass ihres 100-Jahr-Jubiläums für genau 100 Tage wieder aufleben.
GRAZ. „Ein gutes Leben für alle“ – so der Leitgedanke der Caritas Steiermark, mit dem sie in das Jahr ihres 100-jährigen Bestehens startet. "Wir blicken zurück auf ein Jahrhundert Hilfe, Nächstenliebe und Solidarität. Diese Werte möchten wir in die Zukunft tragen und dazu auch neue Angebote entwickeln", erklärte Caritas-Direktorin Nora Tödtling-Musenbichler am Montag bei der Präsentation eines dieser neuen Angebote. Sie eröffnete nämlich quasi als „Leuchtturmprojekt“ eine „PopUp-Bahnhofsmission“ in Graz, die 100 Tage lang tätig sein wird.
"Wir knüpfen damit an ein historisches Vorbild an und schaffen für die Bedürfnisse von heute einen Aufenthaltsort und eine Anlaufstelle für Menschen, die Hilfe brauchen.
Caritas-Vizedirektor Erich Hohl
Das ganze Jubiläumsjahr über möchte die Hilfsorganisation mit Veranstaltungen in den Regionen und vorhandenen Anlaufstellen mit so vielen Menschen wie möglich in Kontakt kommen.
Historisches Vorbild
Die Bahnhofsmission erlebt damit quasi eine "Wiedergeburt" - wenn auch nur für 100 Tage. "Die Bahnhofsmission, die in Graz in der Zwischenkriegszeit gegründet wurde, habe über Jahrzehnte eine wichtige Funktion im sozialen Netz der Stadt eingenommen. "Von hier ausgehend wurden wesentliche Angebote der Nothilfe entwickelt, vom Marienstüberl als Ort für Ausspeisung und Aufenthalt über das Aloisianum, eine therapeutische Wohngemeinschaft für alkoholkranke Menschen, bis hin zu den Notschlafstellen", erinnert sich Hohl zurück. Im Jubiläumsjahr stelle die PopUp-Bahnhofsmission nun für 100 Tage lang gleichzeitig symbolisch und als handfestes Angebot einen zentralen Knotenpunkt der Begegnung und Hilfe dar.
Mit der temporären Bahnhofsmission sollen Menschen angesprochen werden, die sich rund um den Bahnhof aufhalten, erläuterte deren Leiter Jakob Url: „Wir haben hier in einem Praxislabor die Möglichkeit, auszuprobieren, welche Menschen mit welchen Fragen und Problemen zu uns kommen. Es ist ein niederschwelliges Angebot, das nahe zu den Menschen kommt, die wir erreichen möchten." Gäste sollen dort täglich von 9 bis 17 Uhr einen Ort finden, um sich aufzuhalten und auszuruhen, Kontakte zu knüpfen und eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken. Dank eines Teams an professionellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Freiwilligen besteht auch die Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen und dabei abzuklären, welche Unterstützung sie benötigen. "Die Bahnhofsmission soll als Drehscheibe und Infopoint zu den bestehenden Caritas-Angeboten dienen", so Url.
Jubiläumsreigen an Veranstaltungen
Während des gesamten Jahres setze die Caritas in der gesamten Steiermark „starke Akzente an hundert Orten der Nächstenliebe“, gab Caritas-Vizedirektorin Petra Prattes einen Ausblick auf die kommenden Monate. Neben der Bahnhofsmission soll es auch ein Benefizkonzert von Markus Schirmers Meisterklasse unter dem Titel „Piano Virtuoso“ in Judenburg geben, dessen Erlös Menschen in Not in der Region zugute kommen soll. Die Einrichtungen im Sozialzentrum Marianum in Graz, von den Beratungsstellen zur Existenzsicherung über die Marienambulanz und das Marienstüberl bis zu den Lerncafés öffnen ihre Türen für Gäste und zeigen ihre tägliche Arbeit. Im September widme sich ein Innovationskongress unter dem Titel „Forum Zukunft“ der Frage, „wie wir gemeinsam eine gute Zukunft gestalten können“, so Prattes. Begegnung und Austausch stehe bei vielen weiteren Aktivitäten, etwa Sommerfesten in Pflegwohnhäusern, im Vordergrund.
Auch wenn die Nöte und Sorgen der Menschen sich verändert hätten: "Not ist immer da", betonte Nora Tödtling-Musenbichler. "Durch Krisen sind wir zusammengerückt, aber auch Risse sind entstanden." Gleich geblieben sie der Glaube der Caritas an ein gerechtes, vorurteilsfreies und friedvolles Miteinander. "Die Caritas Steiermark hilft seit 100 Jahren, wo immer es nötig ist."
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