Schmäh ohne!
Grazer Forscher bringen Computern Österreichisch bei

- Computererkennung scheiterte bislang an mündlicher Umgangssprache: Auch abseits der Lederhos'n und des viel zitierten Oachkatzlschwoafs herrscht österreichischer Erklärungsbedarf.
- Foto: Paulina Herpel/Unsplash
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Computerprogramme, die gesprochene Sprache erkennen und in Text umwandeln, werden immer besser. Dass Software bislang dennoch häufig an österreichischen Dialekten und Ausdrücken scheiterte, hat Forschende der Technischen Universität Graz zu einem vielversprechenden Projekt inspiriert.
GRAZ/STEIERMARK. Von anzipfen über Erdäpfel und Paradeis bis Zwutschkerl – Menschen, die erst im Laufe ihres Lebens die deutsche Hochsprache erlernt haben, können in Österreich bei diversen Ausdrücken und Dialekten an ihre Grenzen stoßen. Um computergestützte Abhilfe zu schaffen, wurde am Institut für Signalverarbeitung und Sprachkommunikation der TU Graz mit der sogenannte "Graz Corpus of Read and Spontaneous Speech" entwickelt. Dabei handelt es sich um eine Sprachdatenbank, die als Grundlage die maschinelle Erkennung von gesprochenem österreichischen Deutsch erleichtern und verbessern soll.

- Für die medizinische Diagnostik ergeben sich durch die TU-Forschung neue Möglichkeiten – etwa bei der frühzeitigen Erkennung von Alterserkrankungen.
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Zu den möglichen Anwendungsgebieten gehören Technologien im Bereich der medizinischen Diagnostik und der Mensch-Computer-Interaktion. So könnten entsprechende Systeme zukünftig eingesetzt werden, um Demenz oder Epilepsie anhand von Sprachmustern in spontanen Gesprächen zu erkennen oder um die Interaktion mit sozialen Robotern natürlicher zu gestalten. Eine der größten Herausforderungen in diesem Zusammenhang: "Spontane Sprache, vor allem im Zwiegespräch, hat völlig andere Merkmale als eine vorgetragene oder gelesene Rede", erklärt Sprachforscherin Barbara Schuppler.
Folgeprojekte für medizinischen Bereich
Daher war bislang Programme oftmals in der Lage, längere Sätze mit viel Kontext aufzuschlüsseln, während kurze, fragmentarische Sätzen, die in natürlichen Unterhaltungen häufig auftreten, Probleme verursachten. Schuppler: "Gerade durch die Analyse von Mensch-Mensch-Kommunikation haben wir in unserem Projekt wichtige Erkenntnisse erreicht, die uns auch technisch weiterhelfen und neue Anwendungsbereiche aufmachen." In Zusammenarbeit mit der PMU Salzburg, Med Uni Graz und der Med Uni Wien sind bereits Folgeprojekte angelaufen, von denen man sich vielseitig gesellschaftsrelevante Anwendungsmöglichkeiten der Grazer Forschungsergebnisse verspricht.
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