Große Belästigung
Grazer Stadtverkehr lärmt wie eine Autobahn

- Der Verkehrslärm in der Stadt ist konstant und hoch, weit über den gesetzlich Grenzwerten.
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Die Lärmbelastung durch den Verkehr in Graz ist groß, an vielen Stellen der Stadt liegen die Messwerte in derselben Kategorie wie die, der steirischen Autobahnen. Nebenstraßen sind davon ebenso betroffen wie Hauptverkehrswege, für Anrainerinnen und Anrainer auch ein gesundheitliches Risiko.
GRAZ. Graz ist die Stadt der Geräusche: Aktuell sorgt der Lärm von diversen Baustellen immer wieder für Aufregung und einige schlaflose Nächte. Das Ende der Baustellen ist dabei aber absehbar, anders ist die Situation bei Verkehrslärm, dieser ist in der Stadt konstant hoch, wie der Blick auf die Lärmkarte des Bundesministeriums für Klimaschutz zeigt: An vielen Stellen der Stadt liegt der, über 24 Stunden errechnete Durchschnittswert über 75 Dezibel (dB).

- Vom Griesplatz bis zur Mur sind gleich mehrere "Lärmquadrate" zu erkennen.
- Foto: BML/BMK
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Das ist mehr als der gesetzlich erlaubte Schwellenwert (60dB), der zum Beispiel bei Errichtung einer neuen Autobahn zugelassen ist. Ob am Griesplatz, am Glacis, der St. Peter Hauptstraße oder entlang der Steinbergstraße, hier und auch in vielen Seitengassen werden mehr als 75 dB erreicht. Ein Wert, vergleichbar mit einer schleudernden Waschmaschine, einem Rasenmäher oder auch den steirischen Autobahnen. Der Verkehrslärm beschränkt sich aber nicht auf die oben genannten Stellen, ganz im Gegenteil, in großen Teilen der Stadt überschreitet er 60 dB.
Zur Info:
Die Lärmkarte stellt errechnete Werte auf der Straßenmitte in vier Metern Höhe dar. Die Karte dient als Grundlage für den Lärmaktionsplan.
Beläge und Grünraum helfen
Während rund um Autobahnen Lärmschutzwände errichtet werden, sind diese vor einer Fensterfront eines mehrstöckigen Wohnhauses keine Option. Christian Adams forscht an der TU Graz zu Akustik und Lärmwirkung, ist also Experte auf diesem Gebiet. Er rät dazu, den Lärm möglichst nah an der Quelle zu beherrschen: "Idealerweise entsteht ein unerwünschter Schall gar nicht, zum Beispiel durch leisere Fahrbahnbeläge." Trotzdem gäbe es auch bauliche Möglichkeiten, die Ausbreitung des Schalls zu minimieren.
Adams nennt hier Schallschutzwände oder -fenster, die auch in Wohnhäusern verbaut werden können. Grünraum spielt bei der Lärmbelastung ebenfalls eine große Rolle, denn dieser kann den Schall besser dämpfen als Beton, wie Adams erklärt. Ein Statement, das auch ein Blick auf die Lärmkarte bestätigt, denn die besonders lauten Stellen zeichnen sich durch wenig Grünraum aus. Der Experte betont aber auch, dass die Lärmbelastung in den Wohnräumen bereits geringer sei als in der Straßenmitte.

- Ein Blick auf Graz zeigt, in vielen Bereichen liegt der konstante Verkehrslärm über 70 dB und dabei in der gleichen Kategorie wie die Werte der steirischen Autobahnen.
- Foto: BML/BMK
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Lärm macht krank
Die gesundheitlichen Auswirkungen von Lärm sind schon länger erforscht, wie beispielsweise eine Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO aus dem Jahr 2011 darlegt. Laut dieser Studie machen Umweltfaktoren einen großen Anteil am Entstehen von Krankheiten aus. Lärm und dabei insbesondere Verkehrslärm, ist dabei laut WHO einer der größten Krankheitsauslöser in Westeuropa und kann zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen, die geistige Entwicklung von Kindern beeinflussen, Schlafstörungen hervorrufen oder in Tinnitus resultieren. Die WHO empfiehlt zum Erhalt der Gesundheit als Richtwerte für Wohngebiete im Freien die Werte von 55 dB am Tag und 45 dB in der Nacht. Für Wohn- und Schlafräume in der Nacht sogar nur 30 dB. Eine Reduktion des Verkehrslärms im Stadtgebiet wäre also auch eine Entlastung für das Gesundheitssystem.
Die Lärmkarte des Ministeriums findest du hier.
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