Seltene Impfnebenwirkung
Grazer Wissenschafter zeigen Behandlungskonzept gegen Thrombosen

Die Grazer Wissenschafter Thomas Gary, Marianne Brodmann, Reinhard Raggam, Albert Wölfler (v.l.) waren federführend bei der Behandlung der Thrombose als Folge der Impfung dabei. | Foto: Med Uni Graz
  • Die Grazer Wissenschafter Thomas Gary, Marianne Brodmann, Reinhard Raggam, Albert Wölfler (v.l.) waren federführend bei der Behandlung der Thrombose als Folge der Impfung dabei.
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Wie sicher ist der Impfstoff von AstraZeneca? Diese Frage beherrschte in den letzten Wochen die Schlagzeilen, nachdem seltene Fälle von Thrombosen zum Tod bei Menschen geführt haben. Grazer Wissenschaftern der Medizinischen Universität Graz ist nun ein Meilenstein gelungen: Sie haben ein Behandlungskonzept für diese äußerst seltenen Nebenwirkungen entwickelt. Konkret wurde am LKH-Universitätsklinikum Graz (Klinische Abteilung für Angiologie) eine Patientin, die nach einer Covid-19-Schutzimpfung mit dem Vakzin von AstraZeneca an einer ausgeprägten Bauchvenenthrombose sowie einer massiven Lungenembolie litt, erfolgreich behandelt. 

Blutplättchen-Mangel

"Die 51-jährige Frau fand sich mit Symptomen wie Atemnot, Müdigkeit und Husten, an denen sie seit drei Tagen litt, auf unserer Notaufnahme ein“, erklärt Marianne Brodmann, Leiterin der Klinischen Abteilung. Elf Tage zuvor erhielt die Patientin die erste Teilimpfung mit dem Vakzin. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war die sie fieberfrei und verfügte über eine Sauerstoffsättigung des Blutes von 98%. Blutdruck und Pulsfrequenz waren leicht erhöht. Bei der Laboruntersuchung wurden dann ein Mangel an Blutplättchen sowie Veränderungen in der Blutgerinnung festgestellt. Die Bauchvenenthrombose zeigte sich dann nach einer Magnetresonanzuntersuchung. Die Therapie wurde mit Niedermolekularem Heparin begonnen, nach fünf Tagen wurde die Dosis erhöht, worauf auch die Unterkörperschmerzen nachließen. 

Interdisziplinäre Behandlung bringt Erfolg

Innerhalb von sieben Tagen erhöhte sich die Zahl der Blutplättchen wieder und der Spiegel normalisierte sich, zwei Wochen darauf konnte die Patientin aus dem Krankenhaus entlassen werden. Ursächlich scheint eine Aktivierung der Blutplättchen über ein immunologisches Phänomen zu sein. Dieses Erkrankungsbild wurde als VITT („Vaccine induced thrombotic thrombocytopenia“) beschrieben. Als derzeit neuester Therapieansatz wird in Fachkreisen eine Therapie mit Antikörpern (Immunglobulinen) diskutiert. Insgesamt scheint dieses Erkrankungsbild auf die AstraZeneca Impfung eine seltene Nebenwirkung (Faktor 1: 100.000) darzustellen. Jüngere Frauen scheinen am gefährdetsten zu sein. Rechtzeitig erkannt und interdisziplinär behandelt scheint das Erkrankungsbild aber eine gute Prognose zu haben. Die Diagnostik und das Behandlungskonzept wurden nun auch im renommierten Fachjournal "The Lancet" publiziert.

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