"Großer Wurf" geplant: So sehen die Grazer U-Bahn-Pläne aus

So könnte die U-Bahn-Station Hauptbahnhof aussehen. | Foto: Strohecker Architekten/Newages
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  • So könnte die U-Bahn-Station Hauptbahnhof aussehen.
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Eine Grazer Mini-Metro als neuer Öffi-Meilenstein für Graz: Das war und ist die große Vision von Bürgermeister Siegfried Nagl. Viel wurde im Vorfeld diskutiert, viele Möglichkeiten erwogen, heute wurden erste offizielle Details zum U-Bahn-Projekt in der Murmetropole bekanntgegeben. "Der Zentralraum Graz wächst enorm, dementsprechend viel Verkehr gibt es auf unseren Straßen. Die Bürger wollen aber keinen Stau, keine schlechte Luft und Platz haben. Dementsprechend ist die U-Bahn eine tolle Lösung", bekundet Bürgermeister Siegfried Nagl. 

Erste Infos zur Linienführung

Demnach soll es in der Stadt zwei Metrolinien (kurz M1 und M2) geben, gedacht als Ost-West- sowie Nord-Süd-Verbindung. Die "grüne Linie" M1 fährt in dieser Planung von Eggenberg über den Hauptbahnhof, AVL, Lendplatz, Jakominiplatz, Hilmteich, LKH bis zum Berliner Ring. Die "violette Linie" M2 startet in Webling und verläuft über Straßganger Straße, Reininghaus, Griesplatz, Jakominiplatz, Geidorfplatz, Fröbelpark bis zur Endhaltestelle Gösting. In Summe soll es 27 Haltepunkte (inklusive Doppelhaltestelle Jakominiplatz) geben. Von Eggenberg zum Berliner Ring (dort soll ein Park-and-Ride-Platz errichtet werden) würde der Fahrgast nur 20 Minuten (zum Vergleich: mit derzeitigen Öffis braucht es 38 Minuten), von Gösting zum Jakominiplatz nur 10 Minuten benötigen.

Zwei Metrolinien sind geplant

Ob eine U-Bahn für den Großraum Graz und sein Einzugsgebiet überhaupt Sinn macht, wurde von der eigens gegründeten Projektgesellschaft MUM 2030+ (Tochtergesellschaft der Stadt) und einem breiten Expertenkonsortium, darunter

  • Kurt Fallast (Geschäftsführer Planum), 
  • Martin Fellendorf (TU Graz, Leiter Institut für Straßen- und Verkehrswesen), 
  • Sebastian Kummer (WU Wien/Vorstand des Instituts für Transportwirtschaft und Logistik),
  • Michael Lichtenegger (langjähriger Betriebsleiter und Geschäftsführer Wiener Linien),
  • Wulf Schubert (TU Graz/Institut für Felsmechanik und Tunnelbau, 3G),
  • Peter Veit (TU Graz/Leiter Institut für Eisenbahnwesen und Verkehrswirtschaft),
  • Wilhelm Bergthaler (Haslinger/Nagele Rechtsanwälte GmbH, Partner),
  • Kerstin Holzinger (Haslinger/Nagele Rechtsanwälte GmbH, Partner)

und weiteren Personen untersucht. "Die MUM 2030+ zeigt eindeutig auf, wie im Verbund von bestehenden und neuen Ebenen ein gesamtheitlich attraktives System funktionieren kann“, so Holding Graz-CEO Wolfgang Malik. Der Auftrag war, auf einer neuen Ebene eine Ergänzung zum bestehenden Öffi-Netz (S-Bahn, Bus, Straßenbahnen) zu finden. In Summe sieht der Entwurf eben die bereits erwähnten zwei Metrolinien im automatisierten Betrieb und ein Streckennetz von in Summe rund 25 Kilometern vor.
Der Modal Split, also die Aufteilung der Mobilität zwischen Autofahrern, Fußgängern und Öffi-Nutzern, sollte damit eine Steigerung von 45 Prozent im Bereich des Öffentlichen Verkehrs ermöglichen. Die PKW-Fahrten sollten sich um zwölf Prozent reduzieren. 

Foto: Strohecker Architekten/Newages

Steigerung des Grazer Öffi-Anteils

Von dem riesigen Infrastrukturprojekt sollen zukünftig mehr als 200.000 Fahrgäste auf beiden Linien profitieren. Mit der Metro würden im Jahr 2030 Expertenschätzungen zufolge 450.000 Personen pro Tag öffentliche Verkehrsmittel in Graz benutzen, was einer Steigerung von 41 Prozent entspricht. „Ein Straßenbahnnetz, das zu weiten Teilen gemeinsam mit dem Straßenverkehr geführt wird, stößt in der wachsenden Stadt Graz an seine Kapazitätsgrenzen. Schon heute haben wir teilweise eine Auslastung von über 80 Prozent. Am Eisernen Tor fahren jetzt schon 62 Trams pro Stunde vorbei, das ist am oberen Limit! Nur mit einem Metrosystem lassen sich die verkehrspolitischen Ziele eines ÖPNV-Anteils von knapp 30 Prozent erreichen und mangelnde Auslastung einer Metro muss man nicht befürchten, wie unsere Simulationsrechnungen am Institut für Straßen- und Verkehrswesen gezeigt haben", erläutert Martin Fellendorf.
Geprüft haben die Experten auch weitere Varianten, aber sowohl eine Kombi aus einer Metrolinie und einer Seilbahn als auch einer Metrolinie und neuen Tramlinien würde sich der der Modal Split nicht signifikant verändern.

Anbindung an S-Bahn und Busse

Die eingangs erwähnte Trassenführung hätte den Vorteil, dass damit 43 Prozent der Grazer innerhalb von 600 Metern eine Metrostation erreichen könnten. "Es konnte eine Linienführung in Vorschlag gebracht werden, die günstige Verknüpfungen mit S-Bahn und Straßenbahn anbietet und eine kurze Gesamtreisezeit sicherstellt", erklärt Peter Veit von der TU Graz. Es wurde darauf geachtet, dass es vier S-Bahn- und zwölf Regionalbus-Knoten geben wird, um die Anbindung an den Zentralraum Graz zu gewährleisten. Das Konzept sieht einen dichten Takt mit Intervallen mit 2,5 bis 4 Minuten tagsüber vor. 

60 Monate Bauzeit, 3 Milliarden Euro Kosten

"Wir brauchen einen großen Wurf", lässt Nagl noch einmal wissen, da man verkehrstechnisch mit herkömmlichen Ideen nicht mehr weiterkomme. "Ich lade alle politischen Parteien und Mandatare ein, sich auf den Entwurf, der ja von Experten und nicht von der Politik kommt, einzulassen und nicht gleich reflexartig Nein zu sagen. Ich lade auch alle ein, im Laufe des Jahres andere Ideen vorzubringen, damit wir am Ende zu einer guten Lösung finden."
"Die Vorteile einer Metro wären offensichtlich. Das heißt für mich: Die Vision eines solchen Jahrhundertprojekts einer Metro für Graz darf man nicht einfach als Spinnerei vom Tisch wischen. Wir müssen die Möglichkeit einer Umsetzung bis ins letzte Detail ausloten", ergänzt Vizebürgermeister Mario Eustacchio. Auch der Faktor Klimawandel dürfe nicht außer Acht gelassen werden: "Mit der U-Bahn würde sich in Graz eine Reduktion des CO2-Ausstoßes von 21.600 Tonnen pro Jahr ergeben", präzisiert Fallast.
Ein derartiges Mega-Projekt muss natürlich auch finanziert werden. "Es bedarf eines Schulterschlusses zwischen Bund, Stadt und Land", sind sich Nagl und Eustacchio sicher. Als Erstinvestition wurden 3,3 Milliarden Euro berechnet, die gesamte Bauzeit würde rund 60 Monate betragen.

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