Krähen werden zur echten Plage

Wer kennt sie nicht, die Krähen, wie sie in den Mülltonnen nach Fressbarem suchen. Mancher Grazer wurde sogar schon von ihnen attackiert, wie man aus der Jägerschaft hört. In Weiz haben die Krähen vor drei Jahren sogar einmal sieben Lämmer gerissen. Mit d
  • Wer kennt sie nicht, die Krähen, wie sie in den Mülltonnen nach Fressbarem suchen. Mancher Grazer wurde sogar schon von ihnen attackiert, wie man aus der Jägerschaft hört. In Weiz haben die Krähen vor drei Jahren sogar einmal sieben Lämmer gerissen. Mit d
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In den vergangenen Jahren hat die Krähenpopulation im Raum Graz um rund
40 Prozent zugenommen.

Bald ist Erntezeit und spätestens dann werden sie wieder sichtbar, die enormen Schäden, die die Krähen in Graz und Umgebung verursachen. Allein in der Landwirtschaft wird dieser mit mehr als 100.000 Euro beziffert - und das jährlich, Tendenz steigend (siehe unten). Denn die Vögel entwickeln sich immer mehr zu einer echten Landplage.
Krähenbestand nimmt zu
"Unseren Beobachtungen zufolge hat der Krähenbestand in den vergangenen Jahren um mindestens 30 bis 40 Prozent zugenommen", warnt Gerd Kaufmann, Obmann des Grazer Jagdschutzvereins. Genauere Zahlen gibt es (noch) nicht, eine Zählung seitens des Landes ist angedacht. Das Problem liege laut Kaufmann aber auf der Hand: Krähen haben hierzulande keine natürlichen Feinde und seit einem "Patzer" des Gesetzgebers sei die Jagd stark eingeschränkt. Durch Einführung einer EU-Vogelschutzrichtlinie wurde die Krähe nämlich zu einem geschützten Vogel. Österreich habe es verschlafen, wie andere Länder einen Vorbehalt anzumelden.
Die Folge: "Jeder Abschuss muss angefordert werden und wird erst von der Behörde genehmigt, wenn nachgewiesen ist, dass andere Abwehrmaßnahmen nichts bringen", berichtet Kaufmann. Da helfe es wenig, wenn 3.000 Nebelkrähen und 830 Rabenkrähen zum Abschuss freigegeben seien. Denn durchgeführt werden in Graz durchschnittlich nicht mehr als 500 pro Jahr.
"Man muss das ganze Ökosystem sehen und für ein Gleichgewicht Sorge tragen. Die Entnahme der Krähen wird ohnehin sehr streng gehandhabt", meint die Tierschutzombudsfrau des Landes, Barbara Fiala-Köck. Diese Reglementierung führe aber zu einer starken Zunahme der Population, bekrittelt die Landwirtschaftskammer. Die Bauern seien nicht die einzigen Opfer: "Die Krähen gefährden auch den Singvogelbestand. Im Stadtpark und auf dem Schloßberg verzeichnen wir einen exorbitanten Rückgang", so Kaufmann.
Nun wird der fürs Jagdwesen zuständige FP-Stadtrat Mario Eustacchio aktiv: "Die Krähenplage ist Fakt, darum sollte versucht werden, die gesetzliche Ausnahmeregelung nachzuholen."
Stimmen dazu:
Josef Herzog ist Obmann der Bezirkskammer für Land- und Forstwirtschaft Graz und Umgebung:
"Der Schaden, der der Landwirtschaft hierzulande durch Krähen entsteht, wird von Jahr zu Jahr größer. 2009 waren es 42 Schadensmeldungen, die bei uns diesbezüglich eingelangt sind, wobei manche sich auf ein gesamtes Gemeindegebiet beziehen. Wir haben ein Gutachten erstellen lassen, dass den Ertragsausfall durch Krähenfraß auf 280 Euro pro Hektar beziffert hat. Ausgehend davon schätzen wir für den Großraum Graz einen jährlichen Gesamtschaden von über 100.000 Euro. Eine Lösung des Krähenproblems ist darum dringender denn je."
Petra Kulmer ist Tierschützerin vom Verein Tier-WeGe:
"Massen von Krähen habe ich nicht gesehen und trotzdem wurde schon im Juni auf sie geschossen. Es gibt keine Plage! Man muss die Natur in Ruhe lassen. Der Mensch nimmt sich einfach zu viel heraus und meint, er muss alles "richten". Als Nächstes kommen dann vielleicht die Amseln oder Meisen, weil sie zu laut singen. Dass Elstern Singvogelnester plündern, ist eben die Natur. Dass es die natürlichen Feinde der Krähen, wie Bussarde, kaum mehr gibt, ist unsere Schuld. Außerdem weiß ich nicht, welche Schäden die Krähe anrichten. Ein paar Körnderln müssen drinnen sein."
Autor: mario.lugger@woche.at

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