Literaturcafé der HAK Monsbergergasse
Am 14. März 2013 traf sich wieder viel Prominenz aus Wirtschaft und Schule beim jährlichen Literaturcafe der HAK Monsbergergasse. Da man 2013 im Herbst das 150-Jahre-Jubiläum der Grazer Handelsakademien feiern wird, war das Programm entsprechend dem Anlass eine Mischung aus geistvollem Entertainment und einer Auseinandersetzung mit dem Soziotop Schule: Michael Ostrowski machte die Moderation und las eigene Texte, sein Vater Reinhard Stockinger, der ehemalige Direktor der Handelsakademie Liezen, stellte seinen Kriminalroman „Die Eier meiner Freundin“ vor, und das Erste Wiener Heimorgelorchester sorgte für die musikalische Umrahmung.
Michael Ostrowski ist aus Film und Fernsehen bekannt – zuletzt führte er durch das Programm des Amadeus Music Awards, zusammen mit Pia Hierzegger moderiert er seit 2012 die satirische Talk-show Demokratie - Die Show auf Puls 4. Sein Einstieg in diesen Abend war entsprechend: Nachdem eine Professorin die Ehrengäste begrüßt und sich bei allen Helfern bedankt hatte, persiflierte er diese und machte damit alle ähnlichen Lobhudeleien lächerlich: Er bedankte sich für den gelungenen Plafond, die prachtvollen Teppiche usw. Später trug er dann einen Text des Ersten Wiener Heimorgelorchesters so vor, dass jeder im Publikum sofort verstand: Bei diesen Songtexten handelt es sich um echte Lyrik: „Licht ist Lux / Luxus ist Lachs / Und Widerstand ist Ohm / Widerstand ist Ohm“. Und zum Abschluss las er dann auch noch einen eigenen Text über den Direktor der Josefstadt, Herbert Föttinger.
In den Krimi „Die Eier meiner Freundin“ sind die Porträts von 20 Narren eingestreut –Reinhard Sto-ckinger eröffnete mit einem Text, in dem es um Protestierer ging: Sprachartistisch und mit gekonnter Ironie wurde aufgezeigt, wer sich alles durch eine Kleinigkeit auf den Schlips getreten fühlen könnte. Später las er dann eine Textpassage, in der des Ich-Erzählers Einstieg in seine Schullaufbahn geschildert wird: Er befindet sich in einem ländlichen Wirtshaus, als auf einmal ein Gast auf den Tisch springt und verkündet: „Ich bin Gott“. Das ist des Erzählers späterer Direktor, der ein Manisch-Depressiver war, also gerade einen manischen Schub hatte. Während dieser Phasen platzte dieser Chef förmlich vor Energie und wollte nicht nur die Schule, sondern die Welt verändern. Doch nicht nur Lustiges bekam das Publikum zu hören – Reinhard Stockinger schloss mit einer Textpassage, in der der todkranke Ich-Erzähler einem jungen Dissertanten seine Sicht auf den Sinn des Lebens, die Religion und die Gesellschaft diktiert - und die ist durchaus pessimistisch. In Ausnahmesituationen wie dem plötzlichen Tod eines Kindes werde die Sinnlosigkeit des Lebens sichtbar und die Tröstungen der Religion erschienen als Hohn.
Das Erste Wiener Heimorgelorchester bedient vier Heimorgeln und singt dazu – die Texte sind zwi-schen Dadaismus und Schlager angesiedelt, ihre Performance ist ein unnachahmliches Erlebnis. Selbst beschreiben sie ihren Sound folgendermaßen: „Die Band verschreibt sich ganz den syntheti-schen Klängen kleiner, billiger consumer keyboards der Marken Casio, Bontempi, Yahama u.v.a. und entwickelt aus dem LoFi-Sound dieser Synthesizer Pop-Songs mit deutschsprachigen Texten“, 2009 haben sie den FM4-Protestsongcontest mit dem Song "Widerstand ist Ohm" gewonnen. Beim Literaturcafe überzeugten sie durch ihren Witz und ihre Musikalität – sie haben viele neue Fans in Graz gewonnen.
Das Publikum dankte während des ganzen Abends mit viel Applaus und wurde zum Schluss vom Ersten Wiener Heimorgelorchester mit einer Disko-Zugabe belohnt.
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