Video/Podcast
Poesie für Gerechtigkeit – Gefragte Frauen mit Precious Nnebedum

Die 22-jährige Precious Nnebedum erschafft sich mit ihren Texten eine eigene Welt und nimmt dabei manchmal die Nebenrolle ein. Bei den Anti-Rassismus-Protesten in Graz war sie jedoch ganz klar Protagonistin. | Foto: Foto Jörgler
  • Die 22-jährige Precious Nnebedum erschafft sich mit ihren Texten eine eigene Welt und nimmt dabei manchmal die Nebenrolle ein. Bei den Anti-Rassismus-Protesten in Graz war sie jedoch ganz klar Protagonistin.
  • Foto: Foto Jörgler
  • hochgeladen von Anna-Maria Riemer

Literatin und Aktivistin Precious Nnebedum über ihre Leidenschaft und wie sie dem Rassismus seine Kraft nimmt.

Poetry-Slam, ein literarischer Wettbewerb, bei dem selbst geschriebene Texte auf mitreißende Art vorgetragen werden, ist für Precious Nnebedum mehr als nur ein Hobby. Zweimal konnte sie den österreichischen U20-Vizemeistertitel nach Graz holen. Doch die junge Frau ist vor allem auch dafür bekannt, dass sie die Anti-Rassismus-Proteste in Graz ins Rollen brachte. Mit der WOCHE spricht die Grazerin über die Kraft des Schreibens, Rassismus-Entschärfung und Hoffnung für junge Menschen.

WOCHE: Was bedeutet Poetry Slam für Sie?
Precious Nnebedum:
Beim Schreiben schaffe ich mir eine Welt, in der ich entscheide, ob ich Protagonistin oder Nebendarstellerin bin. Am Anfang war es für mich vor allem auch ein Medium, das zu sagen, was ich mich nicht getraut habe oder wo ich dachte, niemand will mir zuhören. Wenn ich auf der Bühne stehe, hört man mir zu. Ich packe meine eigenen Erfahrungen in meine Geschichten und verarbeite sie dadurch. Ich weiß nun, dass es okay ist, darüber zu reden. Schreiben ist ein Weg für mich, mich zu entfalten und viel über mich selbst zu lernen.

Was haben Sie durch Poetry Slam über sich gelernt?
Als ich beispielsweise vor drei Jahren mit dem Schreiben begonnen habe, habe ich zuerst nur auf Englisch, meiner Muttersprache, geschrieben. Ich dachte, ich könnte das auf Deutsch nicht. Doch dann habe ich es versucht und gesehen, dass ich das genauso kann.

Sie sind in Graz auch als Initiatorin der Anti-Rassismus-Proteste bekannt. Wie kam es dazu?
Nach dem Tod von George Floyd gab es weltweit viele Proteste. Doch in Österreich passierte nichts. Wenn es darauf ankommt, Stellung zu beziehen, traut sich oft niemand mehr, etwas zu sagen. Das habe ich nicht verstanden und es hat mich gleichzeitig motiviert. Ich dachte mir, wenn sich keiner verantwortlich fühlt, dann muss ich es einfach versuchen und selbst etwas unternehmen.

Es nahmen 10.000 Menschen an der Demo teil. Wie war es, vor so vielen Menschen zu sprechen?
Eigentlich bin ich schüchtern, Poetry Slam hat mir hier sehr geholfen. Wir rechneten bei der Demo mit 250 Teilnehmern. Es war so krass. Es war überwältigend. Graz hat sich selbst übertroffen. Es war ein unglaubliches Gefühl.

Was bleibt von der Demo?
Aus den Protesten entstand das Projekt Tanaka. Damit wollen zwei Freundinnen und ich einen "Safe Space" für junge Menschen erschaffen. Es ist ein Ort, an dem Jugendliche Fragen stellen, über ihre Herkunft lernen und Probleme ansprechen können. Junge Menschen sollen dort ihr Potenzial entdecken sowie entfalten können und sehen, wie stark sie sind. Es ist jener Ort, den wir uns selbst als Jugendliche gewünscht haben.

Welchen Tipp geben Sie Menschen, die von Rassismus betroffen sind?
Wir schreiben das Jahr 2020. Es ist so lächerlich, dass wir das immer noch thematisieren müssen. Das verstehe ich nicht. Aber zurück zur Frage: Wir versuchen, junge Menschen zu stärken, dass sie Rassismus nicht "Head-to-Head" bekämpfen. Wir machen es anders und versuchen, Rassismus zu entschärfen.

Wie gelingt das?
Wenn dich ein Rassist – auch subtil – beleidigt, dann beschäftigt ihn das nicht. Du machst dir aber Stunden, Tage oder vielleicht sogar Jahre später noch Gedanken über seine Handlung. Genau das wollen wir ändern, indem wir dem Rassismus seine Kraft nehmen. Es ist, wie wenn dich jemand ärgert und du ihm keine Achtung schenkst. Wir möchten Jugendliche bestärken: Du bist wichtiger, du hast viel mehr Potenzial, du kannst alles schaffen. Du hast eine Stimme, auch wenn sie leise ist.

WOCHE-Wordrap

Glück ist ... Lächeln zu können.
Frauen brauchen ... Empowerment (zu deutsch: Stärkung, Mitwirkungsmöglichkeiten).
In Graz ... kommt bald eine Veränderung.
Schreiben ist ... wie eine heiße Schokolade an einem kalten Tag.

Steckbrief

Die 22-Jährige wurde in Nigeria geboren und lebt seit elf Jahren in Österreich.
Studierte Pflegewissenschaften
Gilt als fixer Bestandteil der Grazer Slam-Szene und ist zweifache österreichische U20-Vize-Meisterin

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