Klimakleberin im Interview
"Proteste sind kein Beliebtheitswettbewerb"

Anna Freund protestiert immer wieder, wie hier am Opernring in Graz, für mehr Klimaschutz.  | Foto: Letzte Generation Österreich
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  • Anna Freund protestiert immer wieder, wie hier am Opernring in Graz, für mehr Klimaschutz.
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Anna Freund ist Teil der "Letzten Generation" und protestiert regelmäßig in Graz, ihre Aktionen spalten Meinungen und erhitzen manche Gemüter. Im Interview erzählt sie über ihr Engagement und ihre Beweggründe. 

GRAZ. Das Klima ist in den letzten Jahren im wahrsten Sinne des Wortes ein "heißes" Thema. Ob Bauprojekte, Ver- und Entsiegelung oder die Art der Fortbewegung – fast alles führt in der Stadt zu teils sehr emotionalen Diskussionen. Kaum etwas provoziert dabei so sehr, wie die Protestaktionen der "Letzten Generation". Als "Klimakleber" brachten sie auch in Graz den Frühverkehr mehrmals zum Erliegen, die Reaktionen darauf reichten von Wut und Unverständnis bis zu Rufen nach strafrechtlicher Verfolgung der Aktivistinnen und Aktivisten, aber auch Solidaritätsbekundungen waren immer wieder zu hören. So zeigte sich die Grazer Stadtregierung aus KPÖ, Grünen und SPÖ den Anliegen der Gruppe bereits im Frühjahr 2023 durchaus solidarisch, mit den Methoden allerdings nicht.

Die in Graz lebende Anna Freund agiert als Pressesprecherin der Letzten Generation in Österreich und befindet sich selbst "im aktiven Widerstand", wie sie es nennt. Im Klartext heißt das, sie protestiert sitzend auf der Straße. Im Gespräch mit MeinBezirk beantwortet sie Fragen über ihre Beweggründe, die Art und Weise des Protests sowie die Reaktionen darauf.

Wie stehst du zu den Protesten der "Letzten Generation"?
  • Gehen Sie gerne auf die Straße? 

Anna Freund: Nein, ich mache das ungern, ich habe jedes Mal ein mulmiges Gefühl, jedes Mal Angst. Dann führe ich mir aber die Konsequenzen vor Augen und sehe keinen anderen Weg. Bis jetzt ist zum Glück alles gut gegangen. 

  • Warum wählt man diese Form des Protests? Damit polarisiert man ja sehr, warum wird nicht "legal" protestiert? 

Naja angenehm ist es natürlich nicht, aber für mich ist es die letzte Chance. Es gab die "Fridays for Future", hier wurde über vier Jahre diskutiert, es gab Petitionen und das Klimavolksbegeheren, das alles hat aber nichts bewirkt. Ziviler Widerstand ist kein Beliebtheitswettbewerb, war es auch in der Geschichte schaut nie, wenn man sich beispielsweise die Frauenbewegung ansieht. Uns geht es bei den Protesten nur darum, dass die Regierung endlich auf die Wissenschaft hört. 

  • Wie ist die Resonanz, die Sie auf der Straße bekommen?

Ganz ehrlich, stark gemischt. Es gibt Leute, die sich solidarisch zeigen, die vorbeigehen und uns einen Damen hoch geben, dieser Zuspruch gibt Kraft. Andererseits ist man natürlich auch mit sehr wütenden oder aufgebrachten Menschen konfrontiert. Ich versuche trotzdem immer jeder Person mit Empathie zu begegnen, zurück geschrien oder zurück beleidigt wird von unserer Seite nie. Allgemein muss man aber sagen, dass der Klimarat zeigt, dass die Mehrheit Österreichs für den Klimaschutz ist. 

  • Hat man damit nicht Angst, dass man diese "Mehrheit" durch die Art des Protests verliert, beziehungsweise, dass sich Menschen dadurch vom Klimaschutz abwenden? 

Diese Angst existiert zwar oft, ist aber unbegründet, weil wir sehen, dass seitdem wir protestieren immer mehr Menschen Klimaschutz wichtig finden. 

Für Freund ist der Klimaprotest: "Das wichtigste, dass ich je machen werde." | Foto: Anna Freund
  • Für Freund ist der Klimaprotest: "Das wichtigste, dass ich je machen werde."
  • Foto: Anna Freund
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  • Wie hat sich Ihr Leben durch die Proteste und den Aktivismus verändert? 

Grundlegend hat sich mein Leben durch den Aktivismus positiv verändert. Ich habe mich auch davor schon lange mit dem Thema Klimaschutz beschäftigt, hatte aber diese Verzweiflung, es sei ja eh schon alles zu spät. Durch den Aktivismus habe ich wieder Hoffnung und sehe eine Möglichkeit Veränderung bringen zu können. 

  • Was hat Ihre Familie, Ihr Umfeld dazu gesagt als Sie sich der "Letzten Generation" angeschlossen haben? 

Familie und Freunde machen sich natürlich sorgen, das ist auch ganz normal, ich genieße aber einen großen Rückhalt. Anfangs gab es öfter Unverständnis, gefolgt von vielen Gesprächen, jetzt verstehen sie auch, warum ich das tue.

  • Machen Sie das Vollzeit? 

Ich investiere schon einen Großteil meiner Zeit in den Aktivismus, ich habe aber auch andere Verpflichtungen, ich habe zwei Jobs und ein laufendes Studium, da sind die Kapazitäten dann auch begrenzt. Trotzdem ist es für mich die wichtigste Sache, die ich je tun werde.  

  • Das heißt Gehalt von der "Letzen Generation" gibt es keines? 

Da sind die Mittel leider begrenzt.

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