Psychiater Dietmar Payer fordert: Es braucht einen flexibleren Job-Einstieg nach dem Krankenstand!

Fordert einen Teilkrankenstand: Psychiater Dietmar Bayer | Foto: Schiffer
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Der Wiedereinstieg in die Arbeitswelt wäre laut Dietmar Bayer durch Teil-Krankenstände einfacher.

Nach einem Krankenstand in die Arbeit zu kommen, ist nicht immer einfach – E-Mails haben sich angestaut, das Verpasste soll aufgeholt werden und das, obwohl man vielleicht noch nicht wieder voll bei Kräften ist. Noch schwieriger wird es, wenn der Krankenstand über einen langen Zeitraum ging, beispielsweise nach einer Krebserkrankung oder nach psychischen Problemen. Laut dem Vizepräsidenten der Ärztekammer Steiermark, Psychiater Dietmar Bayer, ist es hier extrem wichtig, die Menschen wieder langsam in die Arbeitswelt einzugliedern.


Der Druck ist da

"Jeder kennt das Gefühl, nach einem langen Urlaub ins Büro zu kommen, man fragt sich was einen erwartet oder wie groß der angestaute Arbeitsberg ist – man hat einfach ein unbestimmtes Gefühl. Dieses wird nach einem langen Krankenstand, wir sprechen hier von mehreren Monaten, noch um ein Vielfaches verstärkt", erklärt Bayer. Die Wiedereinsteiger beginnen zu zweifeln, was sie sich noch zutrauen können, das erzeuge laut Bayer riesigen Druck. "Das Wiedereingliederungsmanagement ist hier extrem wichtig. Es ist ein riesiger Vorteil, wenn das langsam und Schritt für Schritt geschieht", meint der Experte.


Teil-Krankenstand als Lösung?

Lösung des Problems könnte ein Teil-Krankenstand sein. Seit 2017 gibt es das Modell der Wiedereingliederungsteilzeit (WIETZ, siehe Infos untern), diese setzt allerdings die Kooperation des Arbeitgebers voraus und ist kein Teil-Krankenstand, nur voll arbeitsfähige Beschäftigte können die Wieder­ein­glied­er­ungs­teil­zeit in Anspruch nehmen. Laut Bayer erhöhe der zu schnelle volle Einstieg zurück in die Arbeit das Risiko auf einen Rückfall erheblich: "Stress ist generell schlecht, nach einer Depression kann er beispielsweise dazu führen, dass bald wieder Konzentrations- oder Schlafstörungen eintreten. Die Gefahr für einen Rückfall ist klar höher, wenn man zu rasch wieder bei 100 Prozent einsteigt."
Dietmar Bayer plädiert daher für einen sanfteren Weg zurück in die Arbeitswelt. Die Wiedereingliederung in ein bekanntes soziales Umfeld könne teilweise sogar bei der Genesung helfen. "Die Frage ist, wie man wieder in der Arbeit zurechtkommt und wie man wieder angenommen wird. Das ist natürlich eine riesige soziale Komponente, aber wenn man diese geschickt bedient, bringt eine langsame und teilweise erfolgte Wiedereingliederung in die Arbeit definitiv Vorteile für die Leute, die aus langen Krankenständen kommen und am Weg der Genesung sind." 

Infos zur WIETZ:

Die Wiedereingliederung als eine Teilzeitlösung

Seit dem 2017 gibt es in ganz Österreich die Wiedereingliederungsteilzeit (Wietz). Sie soll den Wiedereinstieg in die Arbeitswelt nach langem Krankenstand erleichtern. Die Wiedereinsteiger können so ihre Arbeitszeit reduzieren. Die Wietz ist aber kein Teilkrankenstand – nur voll arbeitsfähige Beschäftigte können sie in Anspruch nehmen. Wichtig ist auch, dass kein Rechtsanspruch auf Wietz besteht, der Arbeitgeber muss dieser Regelung zustimmen. Das Wiedereingliederungsgeld ist so hoch wie das erhöhte Krankengeld. Nähere Infos unter www.arbeiterkammer.at.

Schreiben Sie uns

Was halten Sie von Dietmar Bayers Forderung nach einem Teilkrankenstand? Sehen Sie Vorteile in der langsamen Wiedereingliederung von Langzeit-Krankenstandspatienten? Schreiben Sie uns Ihre Meinung per E-Mail an leserbrief@woche.at, per Post an die "WOCHE Graz", Gadollaplatz 1/6.Stock, 8010 Graz, posten Sie online auf www.meinbezirk.at/graz oder auf www.facebook.com/wochegraz.

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Fordert einen Teilkrankenstand: Psychiater Dietmar Bayer | Foto: Schiffer
<f>Abstimmung ist wichtig:</f> Die Bedingungen der Wiedereingliederungsteilzeit müssen mit dem Arbeitgeber ausgemacht werden. | Foto: MaFiFo / fotolia
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