Psychologen-Tipps
Selfcare – wie wir uns selbst mental stärken können

- Das Gefühl nur "jemand" zu sein, wenn wir auf Hochtouren funktionieren, ist auf Dauer nicht gesund, weiß auch Psychologe und Familienflüsterer Dr. Streit.
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Mit wem verbringt man am meisten Zeit: mit sich selbst. Deshalb ist es wichtig, auf sich selbst zu schauen. Begriffe wie "Selfcare" sind schon seit Jahren in aller Munde. Tipps, wie Selbstfürsorge gelingt, gibt es nun von Psychologen und "Familienflüsterer" Philip Streit.
GRAZ. Wir möchten Bedeutung haben und Erfolg erleben – und oft gehen wir davon aus, dass das nur gelingt, wenn wir immer höher, schneller und weiter springen. Uns mehr und mehr anstrengen. Doch genau damit, können wir uns selbst Fallen stellen auf dem Weg zu einem erfüllten Leben, weil wir dann denken, dass wir nur "jemand" sind, wenn wir auf Hochtouren funktionieren. Aber genau das kann uns blockieren. Mitunter verlieren wir dann den Kontakt zu unserem Körper und unseren Gefühlen – und zu dem, was uns wirklich wichtig ist. Deswegen ist Selfcare gerade in turbulenten Zeiten wesentlich.

- Dr. Streit: "Wohlbefinden und positive Emotionen sind ein wesentlicher Nährboden für eine gute Entwicklung, Gesundheit und Aufblühen."
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Selfcare, also Selbstfürsorge, bedeutet, bewusst auf sich selbst zu achten und sich um die eigenen Bedürfnisse zu kümmern. Aus der Positiven Psychologie wissen wir, dass Wohlbefinden und positive Emotionen ein wesentlicher Nährboden für eine gute Entwicklung, Gesundheit und Aufblühen sind. Dabei hilft uns das "BERN"-Modell von Tobias Esch aus der Mind-Body-Medizin. Es beschreibt vier Säulen für ein gesundes Leben: 1.) Verhalten (Behaviour): Wie denken und handeln wir? Die Positive Psychologie zu leben bedeutet Humor und Optimismus in den Alltag zu integrieren. 2.) Bewegung (Exercise): Ausreichende körperliche Aktivität von mindestens 30 Minuten am Tag hält uns agil und gesund. 3.) Entspannung (Relaxation): Regelmäßige innere Einkehr von mindestens 20 Minuten am Tag bringt Entspannung und Ruhe für Körper und Geist. 4.) Ernährung (Nourishment): Sich genussreich und gesund zu ernähren, fördert unser Wohlbefinden auf vielen Ebenen. Auch Achtsamkeit der Sinne stärkt und nährt uns.
Tipps für Selbsfürsorge:
Anbei nun einige Anregungen, wie Sie Momente der Selbstfürsorge in Ihren Alltag bringen können.
- Fühlen Sie in sich hinein und nehmen Sie Kontakt damit auf, wie es Ihnen gerade wirklich geht. Versuchen Sie nicht zu bewerten, sondern einfach wahrzunehmen.
- Atmen Sie ein paar Mal durch und spüren Sie, wie Sie mit der Ausatmung loslassen können.
- Entscheiden Sie, was Sie heute Gutes für sich tun möchten. Nehmen Sie sich 30 Minuten dafür Zeit, sei es ein heißes Bad, ein Spaziergang oder Musik.
- Bitten Sie jemanden um Unterstützung bei einer Sache, die Sie beschäftigt.
- Üben Sie sich darin, Nein zu sagen, wenn Sie Nein sagen möchten. Hören Sie bei Entscheidungen auch auf Ihr Bauchgefühl.
- Gehen Sie in den Wald oder über eine Wiese. Genießen Sie Bewegung an der frischen Luft.
- Finden Sie fünf schöne Dinge, etwa auf dem Weg zur Arbeit.
- Nehmen Sie ein Blatt Papier und schrieben Sie alles auf, was Ihnen gut gelingt und was Ihnen Freude macht.
- Genießen Sie ein gutes Essen langsam und mit geschlossenen Augen.
- Achten Sie auf Ihre Gedanken. Wenn Sie sich kritisieren, hören Sie diesen inneren Stimmen zu und bemerken Sie, dass es einen Teil gibt, der zuhört und nicht identisch mit dem Kritiker ist. Geben Sie diesem wahrnehmenden Teil mehr Raum.
- Legen Sie bewusst eine Bildschirm-freie Zeit ein, ganz ohne Handy oder Computer.
- Legen Sie Ihr Lieblingslied auf und tanzen Sie dazu.

- Der Experte für Familienfragen: Philip Streit.
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Der Experte
Philip Streit ist klinischer Gesundheitspsychologe, Psychotherapeut, Lebens- und Sozialberater. Seit 1994 leitet er das Institut für Kind, Jugend und Familie in Graz, das unter 0316 77 43 44 für dich da ist. Hast du Fragen, wie du dein Leben gestalten sollst, brauchst du Rat? Deine Fragen an Dr. Philip Streit gerne jederzeit an: redaktion.graz@meinbezirk.at


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