Sicher nicht unbeteiligt: Gefragte Frauen mit Daniela Köck von beteiligung.st
Kindergemeinderat, Demokratiebildung und Co.: Daniela Köck setzt bei beteiligung.st auf Mitbestimmung.
Demokratieverständnis will gelernt sein: Damit Kinder und Jugendliche an Entscheidungsprozessen teilhaben können, bringt sich beteiligung.st für eine bessere Partizipation ein. Geschäftsführerin Daniela Köck erklärt im WOCHE-Gespräch, auf welche Schwerpunkte besonders Wert gelegt wird.
WOCHE: Welche Tätigkeitsbereiche deckt beteiligung.st ab?
Daniela Köck: Wir verstehen uns vor allem als Fachstelle für Kinder- und Jugendbeteiligung und fungieren als Partner für Mitbestimmungsprozesse.
Wer sind Ihre Zielgruppen?
Das Angebot richtet sich an Gemeinden, Regionen, Institutionen in den Bereichen Aus-und Weiterbildung, Schulen, Verbände und Jugendgruppen.
Warum stehen gerade Kinder und Jugendliche im Fokus?
Sie sollten so früh wie nur möglich lernen, Dinge aushandeln zu können. Das ist wichtig für die Bildung eines Demokratieverständnisses. Wer andere Meinungen kennt, diese akzeptiert und auch Argumente dafür oder dagegen findet, kommt im Leben weiter. Um das zu erreichen, wollen wir alle Verantwortlichen fit machen, dass sie Beteiligungsmodelle auch weitergeben können. So gesehen sind wir quasi die Verbindung zwischen schulischen und außerschulischen Möglichkeiten.
Wenn das Wort Demokratie fällt, geht es nicht zuletzt auch oft um Politik. Welche Rolle spielt politische Bildung für junge Menschen?
Hier ist die Zielsetzung klar: Wir wollen mithelfen, dass Schüler zu mündigen Bürgern reifen. Da geht es aber nicht um Parteipolitik, sondern um Bewusstseinsbildung. Dazu haben wir auch einige Projekte initiiert.
Welche Projekte wurden in Graz realisiert?
Da können zu allererst die "Mitmischen"-Projekte genannt werden. Im Vordergrund steht dabei, dass Jugendliche demokratische Prozesse und politisches Handeln hautnah erfahren und auch verstehen können. Im Rahmen von "Mitmischen im Landtag" gehen wir beispielswiese ins Landhaus, besuchen die Landesräte und zeigen den jungen Menschen, wo und wie Politik gemacht wird. In adaptierter Form bieten wir auch "Mitmischen in Graz" an: Da besuchen Grazer Schulen den Gemeinderat. Das wird sehr gut angenommen.
Was hat es mit der Aktion "Film beTEILigt ..." auf sich?
Gemeinsam mit dem Grazer Regisseur Jakob M. Erwa entstehen Spots, in denen Themen abgebildet werden, welche die Jugendlichen beschäftigen. So geben wir ihnen die Möglichkeit, wichtige Botschaften zu transportieren.
Wie wichtig ist darüber hinaus der Kontakt zu den Regionen?
Sehr wichtig sogar. Wir haben beispielsweise die Beteiligungswerkstatt gezielt für den Einsatz in steirischen Gemeinden entwickelt. Dabei können Jugendliche im Alter von 13 bis 20 Jahren gemeinsam mit Mitgliedern des Gemeinderates, Mitarbeitern der Verwaltung und Vereinsverwantortlichen Projekte erarbeiten. Im Zentrum stehen Ideen für das Zusammenleben, wie etwa die Gestaltung von Skaterparks oder Spielflächen.
Haben sich die Beteiligungs-Möglichkeiten im Allgemeinen verändert bzw. verbessert?
Im Verhältnis zur Vergangenheit haben etwa die Kinderrechte viel mehr an Bedeutung gewonnen. Mitsprache-Möglichkeiten gibt es heute überall mehr. Dennoch ist eines klar: Demokratie muss gelernt werden. Das wird grundsätzlich keinem in die Wiege gelegt.
In welchem Bereich würden Sie persönlich noch mehr Mitbestimmung einfordern?
In der Schule. Man muss aber ausloten, in welcher Form mehr Mitbestimmung möglich ist. Man sollte die Funktion des Klassensprechers nicht unterschätzen, auch die Einführung von Schülerparlamenten würde helfen.
Steckbrief
Geboren am 26. Juli 1972 in Graz
Ist in der Obersteiermark aufgewachsen, mittlerweile lebt sie seit 15 Jahren in Graz.
Nach einigen Auslandsaufenthalten arbeitete sie unter anderem als Outdoor-Coach in Wien.
Bei beteiligung.st ist sie seit der Gründung 2007.
WOCHE-Wordrap
Mich reizt ... das Andere: Insofern reise ich sehr gerne in Länder mit fremden Kulturen.
In meiner Freizeit ... bin ich am Berg.
Graz ... ist sehr überschaubar.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.