So jung & weiblich ist unsere Polizei
Wer sind unsere Polizisten? Stellvertretend für die Exekutive stellt die WOCHE drei Beamte vor
"Die ersten zwei Monate waren schwierig", sagt Thomas Brinar. Da half auch die Polizei-Uniform nicht immer. "Wenn ich jemanden aufgehalten habe, kam schon einmal die Frage nach meinem Alter. Das war mir aber vorher klar", sagt er und lächelt. Damals, vor einem Jahr, war er gerade 23 Jahre alt. Ein "frischg'fangter" eben. Seit der Kindheit war es sein Traum, Polizist zu werden. Nach der Matura kam die Ausbildung, dann der Streifendienst in Liebenau: "Natürlich bin ich jung. Aber ich mache meinen Job genauso wie jeder andere auch."
Die heutige Polizei hat sich längst vom verstaubten alten Image gelöst. Jung, alt, Männer, Frauen – genauso bunt wie die Gesellschaft ist auch die Exekutive. Die WOCHE schaute deshalb einmal hinter die dunkelblaue Fassade. "Ich mache diesen Job, um einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Die schönsten Momente sind, wenn ich helfen kann. Auch wenn viele glauben, uns macht das Abstrafen Freude", stellt Brinar ein Vorurteil klar. Aber: "Mein Freundeskreis hat sich verändert. Nicht jeder versteht, warum man zur Polizei geht. Das ist seltsam, doch für mich spiegelt mein Job auch Grundwerte wie Gerechtigkeit wider."
Auf einem ganz anderen Weg ist seine Kollegin Rita Plos zum Dienst in Uniform gekommen: "Ich war vorher Vorstands-Assistentin in einem Unternehmen. Irgendwie hat mir dabei der tiefere Sinn gefehlt, auch ich wollte mich in die Gesellschaft einbringen. So bin ich auf die Polizei gekommen."
Im vergangenen Sommer begann sie ihren Dienst in der Karlauerstraße und ist somit im "Multikulti-Bezirk" Gries im Einsatz. "Natürlich ist der Alltag eine Herausforderung. Man weiß nie, was einen an einem Arbeitstag erwartet", berichtet die 30-Jährige. Nebenbei arbeitet sie an ihrem Uniabschluss: "Ich studiere Russisch. Die Sprachkenntnisse helfen natürlich weiter, gerade in Gries. Ich finde es grundsätzlich wichtig, dass man auch die anderen Kulturen verstehen lernt."
Ein Leben auf Streife
Schon seit 40 Jahren im Dienst hingegen ist Annemarie Krickler. Ihr Revier ist die Innenstadt, ihre Basis die Schmiedgasse. "Nach 19 Jahren als Politesse habe ich die Ausbildung zur Polizistin gemacht. Ich war eine der ersten Frauen im uniformierten Dienst", erzählt die Grazerin. In den vier Jahrzehnten hat sie viel erlebt. "Mein Einsatzgebiet ist klein, aber hier spielt sich viel ab. Wir sind mit Drogensüchtigen und Einbrechern genauso konfrontiert wie mit kleinen Hilfestellungen. Die Gewaltbereitschaft gegenüber der Polizei sei im Vergleich zu früher spürbar gestiegen: "Die Leute sehen eben nicht mich, sondern nur die Uniform. Dass ich eine Frau bin, macht keinen Unterschied."
Nächstes Jahr geht sie in Pension. Ob ihr der tägliche Streifzug durch die Stadt abgehen wird? "Nein. Es überwiegt zwar das Positive am Beruf, aber man erlebt auch viel Unschönes", sagt sie lachend. Und wird ernst: "Ganz ehrlich. Natürlich sehen wir auch viele Unglücke und Tote. Kalt hat mich das nie gelassen, man erinnert sich an jeden dieser Fälle. Immerhin bin ich auch nur ein Mensch."
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