Steffi Werger: „Ohne Leidenschaft geht gar nichts“

Sie sitzen in der Jury bei „Herz von Österreich“. Haben Sie dort die Rolle „der Strengen“?
Ich bin, wie ich bin und sage, was ich mir denke. Ich sage den Kandidaten, was ihnen noch fehlt – und das mit gutem Gewissen. Aber für manche Kandidaten ist es schon hart, doch das ist wichtig. Ich sage Ihnen oft, dass ihnen das G‘sicht und der Arsch fehlen – also die Ecken und Kanten.

Woher kommen Ecken und Kanten?
Indem man ehrlich an seiner Musik arbeitet und seinen eigenen Stil findet. Es geht nicht darum, irgendwelchen Vorstellungen nachzueifern.

Sie sind bekannt für Ihre direkte Art. Waren Sie immer schon so?

Ja! Was die Leute über mich denken, ist mir egal. Deshalb hatte ich oft weniger Freunde als andere – aber dafür wenig echte Freunde.

Hätten Sie früher, als unbekannte Musikerin, selbst an einer Castingshow teilgenommen?
Nein. Als junges Mädl hätte es mir nicht gut getan, ich wäre vielleicht in eine andere Richtung gedrängt worden. Man muss erst seinen eigenen Weg finden. Später wäre es schwierig gewesen, weil man auch nach der Optik beurteilt wird. Aber gut, es gibt auch Castingshow-Gewinner, die mehr Gewicht haben.

Sind Sie oft nach Ihrer Optik beurteilt worden?

Von oberflächlichen Leuten bin ich auf mein Gewicht reduziert worden. Aber die meisten Leute im Publikum wollen Menschen, die nicht nur perfekt sind.

Als 20-Jährige reisten Sie mit Bands durch Deutschland und die Schweiz. Was haben Sie gelernt?
Ich habe täglich in verschiedenen Tanzbars gespielt, das war ein Zigeunerleben. Ich war das erste Mal auf mich alleine gestellt. Ich musste mich durchsetzen, aufs Geld schauen und habe eine dicke Haut bekommen.

Mussten Sie sich als junge Frau unter Männer besonders behaupten?

Ja. Meine Bandkollegen waren Männer, die Branche war eher männerdominiert. Als Frau muss man aber auch heute stärker beweisen, dass man etwas kann. In vielen Branchen bekommen Frauen für die gleiche Arbeit
weniger Lohn – das ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit.

Wie leicht ist es heute, sich in der heimischen Musikbranche durchzusetzen?
Das Problem ist, dass die heimische Musikbranche kaputt ist. Österreichische Lieder werden kaum im Radio gespielt, man hört eher deutsche Musiker.
Die passen anscheinend besser ins Schema der Radiostationen. Dabei müsste man die heimische Popkultur viel stärker pflegen.

Auf Ihrer Homepage schreiben Sie: „Die Bühne ist der Flughafen meiner Seele“.
Auf der Bühne kann ich abheben und wieder landen. Insgesamt bin ich demütig, dass ich das machen kann, was mir am meisten bedeutet. Ich wollte immer schon Musikerin werden. Und: Fans sagen, dass Lieder wie „Stoak wie a Felsen “ auch Therapie für sie waren.

Wie schreiben Sie Ihre Lieder?
Ich schreibe, was ich spüre. Was mir nicht gefällt, kommt in den Mistkübel. Es braucht Leidenschaft, denn ohne Leidenschaft geht gar nichts.

Wie lange schreiben Sie an Ihren Liedern?
„Stoak wie a Felsen“ habe ich in zehn Minuten geschrieben. „Einsamkeit“ hat drei Jahre gebraucht. Die Lieder an denen man länger schreibt, sind Herzenslieder. Aber Hits werden die anderen, bei denen jeder mitsingen kann.

Sie starten im Herbst eine Liebeslieder-Tournee. Warum?
Das habe ich noch nie gemacht und ich habe ja viele Liebeslieder geschrieben. Es wird eine eher leise Tournee.

Was macht ein gutes Liebeslied aus?

Es muss einen berühren! Aber meine Lieder sind nicht alle picksüß. Und viele sind aus Fantasien heraus entstanden.

Ihr Wunsch für die Zukunft?
Dass ich lange kreativ bleiben kann. Dafür braucht man auch immer Pausen, damit man in den Kopf neue Dinge reinlassen kann.


STECKBRIEF

- geboren am 2. 7. 1951
- erstes Album im Jahr 1982,, seither viele Hits wie „Stoak, wie a Felsen”,
„I wü di g´spian”, „Einsame Wölfe”
- schreibt Kabaretts und Bücher wie etwa „Wer spricht hier von Diät?“
- lebt mit ihrem Mann in Graz

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