Landwirtschaft
Steirische Apfelbauern: "Den Lebensmitteln wieder einen Wert geben"

Kämpfer für den steirischen Apfel: Siegfried Rappl (l.) und Manfred Kohlfürst. | Foto: Oliver Wolf
  • Kämpfer für den steirischen Apfel: Siegfried Rappl (l.) und Manfred Kohlfürst.
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Der Apfel und die Steiermark gehört im wahrsten Sinne des Wortes zusammen wie Butz und Stingl: Rund 240.000 Tonnen Äpfel wurden laut Statistik Austria 2018 geerntet, fast 190.000 Tonnen davon kamen aus unserem Bundesland. Der Apfel ist übrigens auch das Lieblingsobst der Österreicher, bei 68 Prozent ist er der Spitzenreiter, gefolgt von der Banane (45 Prozent), der Weintraube (29 Prozent) und der Birne (23 Prozent).

Kampf um den heimischen Konsumenten

An sich gute Voraussetzungen, dennoch ist die Situation für die Landwirte immer wieder herausfordernd. Das bestätigen auch Manfred Kohlfürst und Siegfried Rappel vom Erzeugerverein "EOS", der unter seinem Dach 180 steirische Obstbaubetriebe vereinigt und mit 40 Millionen Äpfeln jährlich rund ein Viertel der steirischen Produktion ausmacht. "EOS" steht zu 100 Prozent im Besitz der Landwirte, seit den 1980er-Jahren wurde die Produktion verdoppelt: "Die Systeme sind effizienter geworden, die Erträge pro Hektar höher, auch die EU hat für einen Schub gesorgt", erläutert Rappel, Geschäftsführer bei "EOS".
In den letzten Jahren haben allerdings unter anderem das Russland-Embargo und die "Apfelschwemme" aus Polen für einen beinharten Preiskampf gesorgt. Dazu kommt, dass die Kunden (und damit der Handel) nicht auf saisonalen Konsum setzen, sondern alles zu jeder Zeit verfügbar haben wollen. Das führt dazu, dass trotz ausreichender heimischer Produktion der Importanteil bei Äpfeln immer noch sehr hoch ist und immer wieder Äpfel aus Neuseeland, Chile und Argentinien in heimischen Einkaufskörben landen – Äpfel, die wochenlang mit Schiff und LKW quer durch die Welt unterwegs waren.

Bewusstsein für Regionalität

Auch wenn die Lage mit stagnierenden Verkaufspreisen und steigenden Fixkosten immer prekärer wird, kämpft Kohlfürst (EOS-Vorstandschef) unverdrossen weiter: "Es braucht Bewusstseinsarbeit bei den Konsumenten, es muss uns gelingen, den Lebensmitteln wieder den entsprechenden Wert zu geben." In den Ballungszentren sei dies zum Teil einfacher, auch auf Bauernmärkte funktioniere das Bekenntnis zu steirischen Produkten. Wichtiger Zusatz von Kohlfürst: "Es muss auch klar sein, dass Regionalität wichtiger als die Bio-Komponente ist. Denn der Bio-Apfel aus Brasilien bringt ökologisch gar nichts", bringt es Kohlfürst auf den Punkt.
Resümee der beiden Apfel-Experten: "Einerseits muss es gelingen, Lebensmittel wertig zu machen. Andererseits muss dieser Mehrwert auch zu den Bauern kommen." 10 Cent pro Kilo mehr wären hier schon ein echtes Signal, das auch insgesamt etwas bewirken würde: Rechnet sich das Geschäft für die Bauern, steigt auch die Investitionsfreudigkeit. Und davon würden viele Branchen in der Steiermark profitieren.

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