Familienflüsterer

Tipps von Dr. Philip Streit: Sinnvolles Lernen in den Ferien

Dr. Philip Streit über die Unsicherheit, ob Lernen im Sommer wichtig ist.

Die landläufige Meinung ist, dass Schüler in den Ferien eine Auszeit brauchen. Dieser Gedanke ist prinzipiell berechtigt, dennoch haben Harris Cooper (Universität Missoury) und Andreas Fink (Universität Graz) in Studien festgestellt, dass die Mathematik- und Rechtschreibkenntnisse nachlassen, wenn in den Sommerferien nicht gelernt wird. Kaum darunter leiden hingegen die Leseleistungen. Lernen in den Ferien sollte man nicht mit Druck erzwingen. Um in den Ferien gut lernen zu können, ist vor allem das Engagement der Eltern zur Schaffung eines motivierenden Lernklimas gefragt. Zudem ist allzu viel lernen nicht gesund, zwei Wochen können auch ohne verbracht werden. Danach sollte es jedoch fürs Lernen einen strukturierten Tagesablauf geben. Wenn keine Nachprüfung ansteht, reichen ein bis zwei Stunden täglich, vor allem in der zweiten Ferienhälfte darf es durchaus auch etwas mehr sein. Hier nun einige Tipps, wie Sie das Lernen in den Ferien gut hinbekommen.

Tipps vom Familienflüsterer

1. Achten Sie darauf, wie begeistert Sie selbst vom Lernen in den Ferien sind. Ihr Kind merkt, wie sein Vorbild eingestellt ist.
2. Setzen Sie sich für sich selbst ein anregendes und begeisterndes Ziel, das Sie Ihrem Kind auch ehrlich vermitteln können.
3. Gestalten Sie gemeinsam mit Ihrem Kind einen Plan, an dem Sie festhalten und den Sie beharrlich kommunizieren.
4. Seien Sie in den Lernzeiten präsent und anwesend.
5. Schaffen Sie ein positives „mindset“ und seien Sie sich bewusst, dass Rückschläge auf dem Weg des Erfolges unausweichlich sind. Ermöglichen Sie vielfältige Lernerfahrungen, denn Lernen passiert nicht nur am Tisch zu Hause, sondern auch draußen und im Urlaub. Geben Sie Ihrem Kind die Verantwortung, etwas zu organisieren, und wecken Sie so seine Leidenschaft zur Selbstständigkeit. Das hält wach und verhindert stundenlanges Sitzen vor dem Tablet oder Fernseher. Haben Sie jeden Tag ein kleines Übungspensum parat und legen Sie den Fokus auf die Fortschritte des Kindes, anstatt Fehler zu bemängeln.

Der Experte

Dr. Philip Streit ist klinischer Gesundheitspsychologe, Psychotherapeut, Lebens- und Sozialberater.
Seit 1994 leitet er das „Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz, das unter anderem psychologische Lernbetreuung anbietet.
Telefon: 0316/77 43 44
Web:www.ikjf.at
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