Verkehrsexperte Kurt Fallast appelliert: "Es braucht mehr Gehsteige für Grazer Fußgänger!"
Auf die schwächsten Verkehrsteilnehmer wird zu oft vergessen. Ganzheitliches Konzept fehlt noch immer.
Die in der vergangenen WOCHE erschienene Geschichte rund um fehlende Gehsteige auf engen Grazer Straßen wirbelte einiges an Staub auf. Zahlreiche Leser führten aus, wo in der Murmetropole noch Potenzial für Gehsteige vorhanden ist (siehe Lesermeinungen unten). Vor allem uneinsehbare und kurvige Straßenabschnitte lassen das Gefahrenpotenzial für die schwächsten Verkehrsteilnehmer steigen.
Auf Fußgänger vergessen
Auch TU-Verkehrsexperte Kurt Fallast kennt die Problematik. "Wenn man sich eine Straße mit acht Metern Breite vorstellt, machen die Fahrstreifen in der Regel 6,5 Meter aus. Für einen Gehsteig bleiben dann 1,5 Meter. Allerdings gibt es natürlich zahlreiche engere Straßen: In diesem Fall wird aber so gut wie nie ein Fahrstreifen verengt. Vielmehr achtet man darauf, dass der Kfz-Verkehr seine Qualität beibehält."
Während in Städten wie Graz und Wien aktuell große Radweg-Bauoffensiven am Laufen sind, werde gerade auf die Fußgänger oft vergessen. "Man darf nicht vergessen, dass die Gehwege auch von Personen mit Kinderwägen oder Rollstuhlfahrern benützt werden. Ist dieser dann sehr eng und kommt es zu Begegnungen mit anderen Fußgängern, kann das sehr gefährlich werden."
Großes Konzept fehlt
Solche potenziellen Gefahrenquellen werden im Autoverkehr von vornherein ausgebremst: "Bei Fahrstreifen wird eigentlich immer berücksichtigt, dass ein Pkw an einem entgegenkommenden Lkw leicht vorbeikommt."
Die Intention, Fahrspuren zugunsten von breiteren Gehwegen zu schmälern, fehle aber zumeist. "Möglich ist es aber definitv, dann müssten die Pkw- und Lkw-Lenker einfach langsamer fahren." Die Straßenverkehrsordnung werde zu oft nur auf den Autoverkehr ausgelegt, "dabei sind Fußgänger ebenfalls gleichrangige Verkehrsteilnehmer".
Fallast, der auch als Sicherheits-Auditor des Ministeriums fungiert und Sicherheitslücken in anderen Städten aufzeigt, sieht die Lösung in einem ganzheitlichen Verkehrskonzept, das die Fußgänger mit einbindet. "Es gilt aufzuzeigen, wo Handlungsbedarf in der Stadt besteht. Viele Gefahrenstellen sind ohnehin vorhersehbar, da hilft es dann nicht, aktiv zu werden, wenn schon etwas passiert ist."
WOCHE-Leser zeigen, wo in Graz Gehsteige nötig wären
Aufgrund der intensiven Wohnbautätigkeit und des naheliegenden Shopping Center West samt Obi und Ikea stellt das Erreichen des Nahverkehrsknotens Puntigam über den – eindeutig zu schmalen – Schwarzen Weg eine hohe Gefährdung aller Fußgänger aber auch Radfahrer dar. Vielleicht könnte man diese Gefahrenquelle begutachten und entsprechend aktiv werden.
Christian Kessler
Auf der Wetzelsdorferstraße zwischen Spar und der Haltestelle Steinäckerweg fehlt auf der einen Seite sicher ein Gehweg, aber zumindest ein Zebrastreifen bei der Gallmeyergasse. Dort ist es nämlich richtig gefährlich, wenn man über die Straße gehen will.
R. Schlatzer
Es gibt in der wirklich stark befahrenen Plabutscherstraße keinen durchgehenden Gehsteig und leider auch keinen Radweg! Ganz fürchterlich ist vor allem der Bereich Ecke Göstingerstraße/Anton-Gerstl-Straße. Dort bei der Komzakgasse befindet sich ein Kindergarten, der jetzt auch bald mit einer Krabbelstube erweitert wird. Die Mütter müssen mit den Kindern über die Straße laufen, da es keinen Zebrastreifen gibt. Dann hat man die Möglichkeit, entweder Richtung Hotel Bokan zu gehen, wo der Gehsteig gleich einmal aufhört oder man geht zur Bushaltestelle. Will man aber Richtung Gösting fahren, geht man ohne Gehsteig um die Kurve, bis dann ein ganz schmaler Haltestellenplatz (Gehsteig) auf einen wartet. Teilweise stehen wir Mütter auf der Straße, damit die Kinder am "Gehsteig" Platz haben.
Kerstin Droszd
Ich hoffe, dass wir in der Stiftingtalstraße von der Bushaltestelle Brodtrager bis zur Meichenitschbrücke einen Gehsteig bekommen. Der Teil ist kurvenreich, unübersichtlich und gefährlich für Fußgänger.
Sabine Linhart
Problematisch ist vor allem auch, dass Gehwege allgemein von Radfahrern genützt werden. Natürlich auch dort, wo kein Verkehrszeichen darauf hinweist, dass es erlaubt ist. Mittlerweile ist es so, dass jeder nach eigenem Gutdünken sich seine Verkehrsregeln macht! Verantwortliche Stellen in den Ämtern, Exekutive und Ordnungswache schauen dem Treiben zu, ohne etwas zu unternehmen.
Helmut Kötschler
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