Kulturszene
Vorhang auf für die Grazer Theater
Ab heute, 19. Mai, wird wieder vor Publikum gespielt. Die Grazer Theaterszene scharrt in den Startlöchern.
Über ein halbes Jahr lang harrten die Theatermacher hinter verschlossenen Toren aus. Dementsprechend fiebert man dem heutigen Abend entgegen: "Die Vorfreude ist riesengroß", sagt Andrea Egger-Dörres. Sie ist Geschäftsführerin des "anderen Theaters", dem Dachverband der freien, steirischen Theaterszene.
Kein Wunder, fügt sie hinzu, man habe eine schwere Zeit hinter sich. Abgesagte Festivals, verschobene Auftritte und Premieren. "Viele haben die Zeit für Proben genutzt", sagt Egger-Dörres. Aber immer nur Proben ohne Aufführung, das sei auch nichts. Zumindest finanziell geht es den Theatern nicht schlecht: "Anfangs war es zäh, aber jetzt fließt der Kostenersatz immer schneller." Viele freie Theater haben zudem fixe Förderverträge mit der Stadt und dem Land.
So etwa das Theater im Bahnhof (TiB), das nur 30 Prozent seines Umsatzes aus dem Kartenverkauf zieht. "Wir sind nicht so abhängig vom Publikum", sagt Geschäftsführerin Monika Klengel. "Trotzdem hat uns die Schließung getroffen."
Spielen, spielen, spielen
Jetzt, wo wieder Karten verkauft werden dürfen, geht es allerdings so richtig los: Drei Premieren finden allein heute Abend statt. So startet das TiB mit dem feministischen Stück "Wir begehren", während man im TaO! (Theater am Ortweinplatz) der Frage nachgeht, wie schnell Freundschaften entstehen. Auch im Kristallwerk – der Bühne, die "Das andere Theater" zur Verfügung stellt – ist schon etwas geplant. Hier spielt Theater Feuerblau zum Thema "Digitale Überwachung".
Apropos Kristallwerk: Der Spielort ist bereits gut gebucht. Bis Herbst gibt es nur noch Wartelistenplätze. Das trifft diejenigen, die kein eigenes Theater haben: "Im Moment ist es schwierig, Räumlichkeiten zu finden", sagt Caroline Pucher vom Mezzanin Theater. Doch nicht nur Räumlichkeiten, auch Techniker sind teils Mangelware. Vor allem kleinere Theater leisten sich oft keinen eigenen Haustechniker, sondern buchen Freiberufler. "Gerade gibt es aber viele Aufträge zu vergeben und nur wenig verfügbare Techniker", sagt Pucher. Einige hätten während der Schließung zudem den Beruf gewechselt. "Ein ähnliches Problem hat man auch in der Gastronomie", sagt Egger-Dörres.
Alles ausgebucht
"Das Publikum hat schon auf die Öffnungen gewartet", antwortet Klengel auf die Frage, wer all die Premieren besuchen soll. Im TiB muss man sich bereits beeilen, um noch Plätze zu bekommen. Das hat aber nicht nur mit dem Theaterhunger des Publikums zu tun, sondern auch mit den verpflichtenden Sicherheitskonzepten. So darf etwa nur jeder zweite Sitzplatz besetzt sein. Wer ins Theater will, muss außerdem geimpft, getestet oder genesen sein. "Das ist ein organisatorischer Mehraufwand, aber wir sind motiviert", sagt Egger-Dörres. Man sei bereit, viel zu tun, damit die Vorhänge wieder aufgehen können.
Auszug aus dem Spielplan:
- Mittwoch, 19. Mai: "Nah" – TaO!, 19; "Denn sie wissen, was du tust" – Kristallwerk, 20; "Allein" (Robert Palfrader) – Komödie Graz, 19.30 (www.komoedie-graz.at)
- Freitag, 21. Mai: "Die Verwandlung" – Theater am Lend, 19 Uhr
- Mittwoch, 2. Juni: "Nur ein Tag" – Rosenhain, Mezzanin, 16 Uhr
Weitere Premieren: www.dasanderetheater.at/Spielplan
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