Geriatrische Gesundheitszentren Graz
Wachkomastation im Fokus
Wie "wach" sind die Patientinnen und Patienten im Wachkoma wirklich und wie gestaltet sich die Arbeit auf der Wachkomastation? Die Leiterin des Wachkoma-Departments der Geriatrischen Gesundheitszentren Graz (GGZ) gewährt Einblick in ihre Tätigkeit.
GRAZ. Ein Verkehrsunfall, eine Hirnblutung oder ein Schlaganfall – die Ursachen für ein Wachkoma können vielfältig sein. Das Interesse der Öffentlichkeit für das Thema kommt in der Regel immer dann auf, wenn es eine prominente Person, wie etwa Michael Schumacher trifft. Die Vorstellung der Bevölkerung wie dieses Zustandsbild aussieht, sei dabei häufig missverständlich, weiß Annika Thonhofer.
Die diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin leitet das "Franz Gerstenbrand" Wachkoma-Department der Geriatrischen Gesundheitszentren Graz (GGZ), auf dem 50 Patientinnen und Patienten betreut werden. "Es gibt nicht 'den' Wachkomapatienten", erklärt die Expertin. Beim sogenannten "Apallischen Syndrom" könnten sich Menschen beispielsweise nicht bewegen, nur schlucken und blinzeln sei möglich. Andere Wachkoma-Patientinnen und -Patienten seien wiederum in der Lage, etwa mit einem Augensteuerungs-Gerät den Fernsehsender umzuschalten oder mit Lauten zu kommunizieren.
"Aufwachen" gibt es nicht
Empfindungen hätten jedenfalls alle Betroffenen, ist Thonhofer wichtig zu betonen: "Es ist wichtig zu wissen, dass unsere Patientinnen und Patienten ein Bewusstsein haben." Das Leben von Wachkoma-Patientinnen und -Patienten hänge nicht von Maschinen ab, sie sind nicht sterbend oder hirntod. "Wenn ich ins Zimmer komme und mit einem strahlendem Lächeln empfangen werde, dann glaube ich nicht, dass es der Patientin schlecht geht", entgegnet sie bestimmt.
Irreführend bei dem Begriff Wachkoma sei, dass davon ausgegangen wird, man könne aus dem Zustand "aufwachen". "Das gibt es in dem Sinne nicht – es sind Menschen mit ausgeprägten Hirnschädigungen", weiß die Department-Leiterin. Durch die individuelle Betreuung von Pflege, Therapeuten und Ärzten seien aber durchaus Fortschritte möglich.
Rücksicht auf die Biografie
Obwohl die Arbeit mit Wachkoma-Patientinnen und -Patienten oft eine emotionale Herausforderung sei – "manche Schicksale berühren einen schon sehr" – sei die Tätigkeit dadurch von schönen Momenten gespickt: "Wenn wir zum Beispiel rausfinden, wie wir mit einer Patientin oder einem Patienten kommunizieren können." Dies könne etwa ein Augenzwinkern oder Händedruck sein.
"Es gilt rauszufinden, welche Kommunikationskanäle der Patient bedienen kann."
Annika Thonhofer
Im Umgang mit den Wachkoma-Patientinnen und -Patienten gelte es dazu, sich individuell auf die Person einzustellen. "Wir kennen die Biografie all unserer Patientinnen und Patienten und nehmen zum Beispiel Rücksicht, ob jemand ein Langschläfer war, welche Musik er gerne gehört hat etc." In dem europaweit einzigartigen Wachkomadepartment der GGZ arbeitet man nicht nur mit viel Feingefühl, sondern auch auf Basis von Erkenntnissen aktueller Studien und Leitfäden. Diese liefert wiederum die Österreichische Wachkomagesellschaft, die eng mit der Station verknüpft ist.
Mehr Infos auf www.ggz.graz.at bzw. auf www.wachkoma.at
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