Frauengesundheitszentrum
Was junge Frauen von Social Media erwarten
Positiv doch mit starkem Problembewusstsein: So nehmen Mädchen und junge Frauen laut einer Umfrage des Frauengesundheitszentrums Graz soziale Medien wahr. Auch Ehrlichkeit und Humor punkten.
GRAZ/STEIERMARK. Soziale Medien prägen das Leben junger Menschen und sind bei Heranwachsenden nicht mehr wegzudenken. Das Frauengesundheitszentrum Graz wollte es genau wissen und hat im Rahmen des Projekts "girlspirit" in einer steiermarkweiten Umfrage über 400 Mädchen und junge Frauen im Alter von zwölf bis 20 Jahren zu ihrem Umgang mit Facebook, Instagram und Co befragt.
"Wir wollten keine risikoorientierte Studie machen, Ziel soll es sein aufzuzeigen, was und wie Mädchen und junge Frauen in den Sozialen Medien konsumieren und sie anzuleiten diese aktiv mitzugestalten", erklärt Rita Obergschwandner vom Frauengesundheitszentrum. Anhand der Ergebnisse und erstmalig in Zusammenarbeit mit Vertreterinnen der Zielgruppe sollen Workshops konzipiert werden, die ab kommenden Jahr in Schulen und Jugendzentren stattfinden können.
Positive Wahrnehmung trotz Problembewusstsein
Hanna Rohn, die die Studie mitkonzipiert hat, berichtet, dass 75 Prozent aller Mädchen die auf Social Media gesehenen Beiträge als positiv bewerten. "Das liegt daran, dass Social Media oft nur positive Ausschnitte zeigen", erklärt Rohn, die trotzdem ein großes Problembewusstsein bei den jungen Frauen sieht, "Mädchen und junge Frauen wachsen heute mit sozialen Medien auf. Sie wissen mitunter besser, als andere, dass deren Konsum problematisch sein kann."
"Wenn jemand über wenig Ressourcen verfügt, seien es finanziell oder bildungstechnisch, dann wirken Social Media auch mehr."
Hanna Rohn
In genauer befragten Fokusgruppen wurden Perfektionsdruck und die mitunter hasserfüllte Atmosphäre als häufigste Negativbeispiele genannt. "Viele junge Mädchen haben zwar Hass im Netz nicht selbst erlebt, aber er ist allgegenwärtig.", berichtet Rohn, "Viele trauen sich nicht zu posten aus Angst, dass ihnen das auch passieren könnte. Das ist natürlich schade, weil sie so ihre (Mit-)Gestaltungsmöglichkeiten nicht nutzen."
Ehrlichkeit punktet
Auf Nachfrage, zu welchen Themen junge Frauen sich Informationen wünschen, wurden neben Persönlichkeit und Selbstbewusstsein an erster Stelle, auch Körper, Sexualität und Ernährung genannt. Zudem wird das Bedürfnis herauszufinden, was "normal" ist, klar herausgestellt. "Natürlich gibt es 'normal' nicht, das wollen wir auch in unseren Workshops vermitteln", lenkt Hanna Rohn ein, "Normalität bedeutet für jeden etwas anderes. Aber junge Menschen wollen natürlich das Gefühl haben dazuzugehören."
Postings in den sozialen Medien mit Ehrlichkeit und Humor punkten unterdessen bei den jungen Frauen. "Mädchen wollen nicht ständig Diät-Tipps vorgesetzt bekommen oder perfekte Fitness-Influencerinnen sehen. Sie wünschen sich ehrliche Darstellungen, die keine übertriebenen Erwartungen voraus setzen.", so Rohn. Alle Ergebnisse sollen nun in die geplanten Workshops einfließen.
Weitere Infos zum Angebot und Programm des Frauengesundheitszentrums Graz finden sich auf deren Website.
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