Wenig Gäste: Sorge bei Grazer Hoteliers
Keine Kongresse, keine Messen, keine Events: Die Grazer Stadthotels kämpfen mit großem Gästeschwund.
Gerade im Corona-Sommer steht die Steiermark als Lieblingsdestination der Österreicher relativ gut da: Trotz der Pandemie sind die Touristiker zwischen Dachstein und Thermenland mit einer Auslastung um die 80 Prozent zufrieden. Lange Gesichter gibt es allerdings in der Landeshauptstadt, wo sich ein tristes Bild abzeichnet. Allein im Juni wurden laut Graz Tourismus um fast zwei Drittel weniger Nächtigungen verzeichnet als im Vorjahr.
"Es gibt bei Kongressen und Messen praktisch einen Totalausfall, da ist auch keine wirkliche Perspektive da, dass sich das so schnell ändert. Dazu fehlen auch die Geschäftsreisenden, weil sehr viele Firmen aktuell noch sehr abwartend agieren", spricht Philipp Florian vom Romantik Parkhotel Graz Klartext.
Sommer ist gelaufen
Auch bei seinen Hotelkollegen in der Stadt sei die Stimmung verhalten. "Einige Häuser haben derzeit noch geschlossen, weil sich das Öffnen schlichtweg nicht lohnt. Wir sind vielleicht bei 30 bis 40 Prozent Auslastung im Verhältnis zum Normalzustand, die Fixkosten können wir so aber nicht unendlich senken, denn auch wenige Gäste wollen natürlich den gleichen Standard geboten bekommen wie üblich."
Auch Hubert Pferzinger, seines Zeichens Geschäftsführer vom Tourismusverband Stadt Graz und Chef des Hotels Süd Graz, stößt in dasselbe Horn: "Der Sommer ist wohl bereits gelaufen, wir hoffen jetzt auf einen guten Herbst."
Perspektive erwünscht
Ganz so trist wie bei Beherbergungsbetrieben in der Innenstadt sei die Situation in seinem Straßganger Haus allerdings nicht: "Man merkt, dass viele Firmen die Coronazeit genutzt haben, um digital aufzurüsten. Bei uns haben nämlich zahlreiche IT-Spezialisten übernachtet. Nachdem wir unweit der Autobahn liegen, machen auch viele Reisende, die nach Süden fahren, bei uns einen Zwischenstopp." Von Rekordzahlen, wie sie Graz Tourismus zuletzt Jahr für Jahr präsentieren konnte, werde man lange nur träumen können. "Fünf Jahre wird es schon dauern, bis wir dort fortsetzen können, wo wir vor Corona aufgehört haben. Rund 700.000 Nächtigungen wären nächstes Jahr schon sehr gut." Über 2021 macht sich auch Parkhotel-Chef Florian bereits Gedanken. "Ich würde mir einen Schlachtplan für unsere Branche wünschen, der über kurzfristige Maßnahmen hinausgeht. Auch die Kurzarbeit kann ja kein Dauerzustand sein. Kein Betrieb ist so aufgestellt, dass man ein Jahr nur so dahinvegetiert. Wir brauchen einfach eine Perspektive."
"Es wird fünf Jahre dauern, bis wir das Nächtigungs-Niveau der Vor-Coronazeit erreichen." (Hubert Pferzinger)
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