Wenn das Kind in "schlechter" Gesellschaft ist
Dr. Philip Streit über den richtigen Umgang mit dem "falschen" Umgang.
Zu spät nach Hause kommen, nächtelang bei Freunden abhängen, im Stadtpark herumtreiben – wem treibt es da nicht die Sorgenfalten auf die Stirn?
Als Elternteil merken und spüren Sie, wenn Ihr Kind in "schlechte Gesellschaft" gerät und woanders seine Erfüllung sucht. Der Zugang will dann oft nicht mehr so recht gelingen. Drohen, verbieten, oder erpressen helfen da wenig, denn pädagogisch wie psychologisch ist klar: Je mehr Sie Ihre Kinder unter Druck setzen, desto interessanter wird Verbotenes und nicht Akzeptiertes.
Was also tun? Das wichtigste ist, mit Ihrem Kind in Beziehung zu bleiben bzw. wieder mit ihm in Beziehung zu kommen. Warten Sie, begegnen Sie einander und reden Sie miteinander, lassen Sie ihr Kind erzählen. Das widerspricht allerdings nicht einem klaren Nein und einem Verbot, wenn es angebracht ist.
Hier nun einige Tipps, wenn Sie hinsichtlich des Umgangs Ihres Kindes in Sorge sind:
1. Bleiben Sie ruhig, verzögern Sie ihre Reaktion.
2. Reden Sie mit jemand anderem, bleiben Sie mit Ihren Sorgen nicht allein.
3. Auf die Beziehung zu Ihrem Kind kommt es an. Seien Sie achtsam und respektvoll Ihrem Kind gegenüber. Eine kleine Liebenswürdigkeit pro Tag ist unglaublich hilfreich.
4. Seien oder werden Sie wieder neugierig auf Ihr Kind, anstatt es zu maßregeln und penetrante Fragen zu stellen. Hören Sie zu.
5. Lernen Sie die Freunde Ihres Kindes kennen.
6. Seien Sie aber auch klar bei dem, was Sie wollen und nicht wollen.
7. Nachdem Sie sich diese Punkte entsprechend zu Herzen genommen haben, setzen Sie Maßnahmen.
Der Experte:
Dr. Philip Streit
Philip Streit ist klinischer Gesundheitspsychologe, Psychotherapeut, Lebens- und Sozialberater.
Seit 1994 leitet er das „Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz.
Telefon: 0316/77 43 44
Web: www.ikjf.at
Leser-Fragen bitte an: redaktion.graz@woche.at oder per Post an „WOCHE Graz“, Gadollaplatz 1/6. Stock, 8010 Graz
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