Wie Mode ein Zeichen setzen kann
Die Designerin Bettina Reichl entwirft ökologische Kleidung und Verpackung. Von der Verantwortung als Konsument und Kleidung als Statement.
Sie designen Mode und Verpackungen. Gibt es einen gemeinsamen Nenner?
Ja, die optische Gestaltung. Ich versuche, geeignete Verpackungen für Produkte und Menschen zu entwerfen (lacht). Und in beiden Bereichen setze
ich auf sozial gerechte und umweltfreundliche Produktion.
Beginnen wir mit der Mode: Sie leiten das Projekt „Crossing Fashion“, bei dem heimische Designer mit Kollegen aus anderen Ländern zusammenarbeiten.
Ja, wir sind Teil von „Crossing Cultures“, einem Projekt des Afro-Asiatischen-Institutes, das den Austausch zwischen Kulturen fördern will. Wir wollen zeigen, dass Einflüsse aus anderen Ländern eine Bereicherung sind.
Nun wurde diese aktuelle Kollektion gezeigt. Diese ist in Sri Lanka entstanden. Was haben Sie dort gelernt?
Wir haben mit Designerinnen vor Ort gearbeitet. Ich habe steirischen Loden mit Webstoffen aus Sri Lanka gemischt. Wir waren im tiefsten Dschungel und haben gesehen, wie man Stoffe in den Webereien hergestellt. Mich haben die Saris der Frauen inspiriert. Meine Stücke, die ich in meinem Geschäft „Pell Mell“ verkaufe werden, auch von diesem kukturellen Austausch geprägt.
Ist Mode nicht eine Luxus-erscheinung?
Bekleidung spielt für viele Menschen eine Rolle und Designer gibt es überall, auch wenn sie nicht so heißen. Das habe ich bei anderen „Crossing Fashion“-Projekten gesehen: In der Sahara habe ich mitten in der Wüste mit Tuareg gearbeitet, die unglaublich schöne Stickereien machen. Auch in Niger habe ich gesehen, dass Kleidung eine Bedeutung hat und Identität schafft. Die Menschen drücken damit Eleganz aus, das muss ja nicht viel kosten.
Was sagen Modetrends über unsere Gesellschaft aus?
Leider gibt es den Vormarsch von synthetischer Billigkleidung, die man schnell wegwirft. Kurzfristig hat das etwa in Graz für eine modisch wirkende Gesellschaft gesorgt, aber irgendwann entsteht ein Einheitsbrei. Ich bemerke aber auch eine Gegenbewegung: Mehr Menschen legen Wert darauf, was sie am Körper tragen. Sie wollen nicht, dass dafür Arbeiterinnen in China leiden. Sie wollen Stücke, die länger halten und etwas bedeuten.
Inwiefern ist Mode auch ein politisches Statement?
Das ist und war Mode zum Teil immer. Egal, ob als Tracht, als Uniform oder als Ausdruck des Protests.
Haben sich Frauen auch modisch emanzipiert?
Ja, der erste Hosenanzug für Frauen Anfang der 60er war eine kleine Revolution. Und Frauen waren früher ja in Mieder eingeschnürt. Erst mit der Möglichkeit Sport zu betreiben, entstanden Kleidungsstücke, die ihnen Bewegungsfreiheit gaben – auch im übertragenen Sinn.
Wie geht es Ihnen mit unrealistischen Schönheitsidealen aus der Werbung?
Leider scheint es zu funktionieren, Produkte so zu vermarkten. Die Firmen müssten aber Verantwortung für das Frauenbild übernehmen, das sie kreieren.
Ist Mode eher Frauensache?
Ich denke, Männer legen gleich viel Wert auf ihr Äußeres, nur gibt es hier andere Normen. Frauen tragen fantasievollere, buntere Kleidung. Und: Sie bekennen sich eher dazu, auf Mode Wert zu legen.
Sie betreiben mit Ihrer Schwester auch das Verpackungszentrum Graz: Was entwickeln Sie dort?
Umweltfreundliche Verpackungen. Wir arbeiten hier mit Experten wie Textiltechnikern und der TU Graz zusammen. Nun haben wir Erfolg mit einem Verpackunsgnetz für Gemüse: Rewe und Hofer verwenden das Netz, das biologisch abbaubar ist, für ihre Bioprodukte wie Kartoffel oder Zwiebel.
Wie ist das Zentrum entstanden?
Mein Vater und meine Schwester haben das VPZ vor 31 Jahren gegründet, als klar wurde, dass die Mülldeponien übergehen. Ich arbeite hier als Projektleiterin und möchte auch Ideen aus meinen Modekollektionen umsetzen: etwa die Naturfarben aus Zwiebel. So wollen wir die Gemüsenetze in Zukunft natürlich färben.
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