"Wir sind die lachenden Dritten"
Pferdefleisch-Etikettenschwindel als Chance für lokale Fleischer.
"Wäre das Pferdefleisch als solches deklariert worden, hätten die Produkte bedenkenlos in den Handel kommen können", erklärt Josef Moßhammer, Landesinnungsmeister-Stellvertreter der Lebensmittelgewerbe und Innungsmeister der Fleischer, den Dreh- und Angelpunkt der aktuellen Debatte rund um nicht als solches ausgewiesenes Pferdefleisch in Lebensmitteln.
"Wir kleinen Fleischer haben untereinander telefoniert und sehen die Entwicklung positiv", freut sich Moßhammer. Den Betrieben tue es gut, dass die Konsumenten wachgerüttelt werden und wieder wissen wollen, woher das Fleisch komme. "Das lässt sich bei uns leichter bewerkstelligen, als in den großen Industriebetrieben. Wir sind die lachenden Dritten."
Verunsicherte Kunden gibt es bei Fleischwaren Rinner (Filialen in Neuseiersberg und in Graz) nicht, wie Chef Helmut Rinner erklärt. "Die Kunden vertrauen auf unsere Qualität und auf unsere steirischen Waren. Das Geschäft hat aufgrund der Skandale in den letzten Jahren nicht gelitten." Dass Pferdefleisch anderem Fleisch beigemengt und dieser Vorgang nicht gekennzeichnet wurde, ist laut Rinner auch eine Ursache des groben Preiskampfes der Handelsketten. "Es soll alles immer billiger angeboten werden, das kann nicht funktionieren." Sein in der vierten Generation geführter Traditionsbetrieb erzeuge jedenfalls knapp 95 Prozent aller angebotenen Waren selber und setzt dabei voll und ganz auf qualitativ hochwertige Waren.
Ins selbe Horn stößt auch Wolfgang Pecigus, Inhaber der gleichnamigen Kalsdorfer Fleischerei. "Wir kaufen nicht in rauen Mengen ein, weil wir den Umsatz nicht haben", erklärt Pecigus. "Wir werden von einem kleinen Schlachthof beliefert und haben da keinerlei Probleme." Genau darin liege nämlich der Vorteil für kleine Betriebe.
E. Cernko und Ch. Hofer
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