Hausbesitzer bestürzt
Wirbel um Umwidmungspläne im Wohngebiet
Nach einer Unternehmerin stemmen sich jetzt auch Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer gegen angedachte Grundstücksumwidmungen seitens der Stadt Graz. Bei der Rathauskoalition betont man auf Einwände einzugehen, beschlossen werden soll der neue Flächenwidmungsplan noch dieses Jahr.
GRAZ/JAKOMINI. "Emotional hat man da schon eine gewaltige Bindung", verrät Peter Maier (Name v. d. Red. geändert) über das Grundstück, das heute südwestlich an den Campus Inffeld der Technischen Universität (TU) grenzt und vor rund 75 Jahren von seinen Eltern erworben wurde. Ebendort erblickte der seit Kurzem pensionierte Grazer in einem Holzhäuschen einst das Licht der Welt, über Jahre hinweg wurde bis 1970 das heutige Wohnhaus mit Hilfe von Nachbarn und viel Handarbeit der Familie errichtet und mit zahlreichen Bauarbeiten in Eigenregie in Stand gehalten.
Nachdem die MeinBezirk.at zuletzt über den Ärger wegen angedachter Änderungen bei der Flächenwidmung berichtet hat (siehe unten), meldete sich Maier als Betroffener. Wie im vorangegangenen Artikel Autohaus-Chefin Maria Gaberszik ("Ich lasse mich nicht enteignen!") zeigt sich auch Peter Maier empört – und damit sei er in der Nachbarschaft nicht allein. Denn sollte der Entwurf "4.08 Flächenwidmungsplan", der bis 8. März öffentlich einsehbar ist und von allen Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Graz offiziell beanstandet werden kann, im Gemeinderat beschlossen werden, würde sein und umliegende Grundstücke von Wohnflächen zu einer öffentlichen Parkanlage mit Vorbehalt umgewandelt werden.
Das bedeutet zwar, dass Haus und Garten weiterhin bestehen und bewohnt werden könnten, solange die Familie dies will. Dennoch wäre, wie Maier moniert, die Entscheidungsfreiheit über sein Eigentum dadurch entscheidend eingeschränkt, der Wert gemindert und ein freier Verkauf de facto nicht mehr möglich.
So nachzulesen in der offiziellen Erläuterung der Stadt: "Im Übergang zur Münzgrabenstraße bzw. zur Sandgasse werden bestehende und teilweise bebaute Flächen als langfristige Erweiterungspotenziale für den Universitätsstandort durch die Festlegung von Vorbehaltsflächen gesichert. Ein allfälliger Ankauf wird voraussichtlich durch die für die Universität zuständige Bundesimmobiliengesellschaft erfolgen."
Park oder doch Kerngebiet?
Für besondere Irritation sorgt bei dem Pensionisten, dass laut Plan das Gelände der unweit gelegenen Sportmittelschule in der Brucknerstraße, deren Absiedelung beschlossen ist, samt des bestehenden Sportplatzes als "Kerngebiet" verbaut werden soll und dass zum Ausgleich ausgerechnet Wohnhäuser mit ohnehin großen Gärten verschwinden sollen.
Für Maier schlichtweg absurd – nicht zuletzt, weil aufgrund der Vorbehaltsregelung dort letztlich wieder gebaut werden könne – gegebenenfalls sogar deutlich dichter, als dies jetzt der Fall ist. Ärgerlich sei zudem, dass vor der Erstellung des Entwurfs mit keinem der Betroffenen gesprochen wurde: "Jetzt können wir zwar beeinspruchen, aber wer weiß, was rauskommt."
Beschluss im Herbst geplant
Indes versichert vonseiten der Rathauskoalition Grünen-Klubobmann Karl Dreisiebner: "Noch ist es nur ein Vorschlag, gegen den alle Bürgerinnen und Bürger eine Einwendung, von der jede fachlich bearbeitet wird, bis Anfang März deponieren können." Letztlich gehe es darum, einen Ausgleich zwischen "den gut geschützten privaten Interessen und Rechten, zu denen natürlich das Eigentum zählt", und langfristigen Entwicklungszielen, die im öffentlichen Interesse stehen, zu finden.
Wann der neue Flächenwidmungsplan dem Gemeinderat zum Beschluss vorgelegt werden soll? "Wahrscheinlich in plus, minus einem halben Jahr. Das hängt sehr von der Anzahl und dem Umfang der Einwendungen ab", so Dreisiebner, "aber es wird auch danach sicher politische Diskussionen geben."
Weitere Infos zum und Einblicke in den neuen Flächenwidmungsplan findest du auf der offiziellen Website der Stadt.
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