Verkehrswende
Wie CO2-neutral ist der Grazer Wasserstoffbus wirklich?
CO2-Emissionen zu mindern ist ein langfristiges Ziel der Holding Graz Linien. Um der Dekarbonisierung des öffentlichen Nahverkehrs ein Stück näher zu kommen, fährt seit März ein Wasserstoffbus durch Graz. MeinBezirk.at hat nachgehakt, wie umweltfreundlich der Bus wirklich ist.
GRAZ. Mit ihrem Projekt "move2zero" forcieren die Holding Graz Linien langfristig eine vollständige Dekarbonisierung – also den Umstieg von fossilen Brennstoffen auf kohlenstofffreie und erneuerbare Energiequellen – für den Busverkehrs in Graz. Ziel ist ein emissionsfreier Betrieb, von der Energieerzeugung über die Infrastruktur bis hin zu den Fahrzeugen. Ein Kernelement dieses Projekts ist der Einsatz eines Wasserstoff-Brennstoffzellenbusses, umgangssprachlich wohl bekannt als Wasserstoffbus. Ein Modell der Firma Hyundai fährt aktuell auf der Linie 33 zwischen Peter-Rosegger-Straße und Jakominiplatz durch Graz.
Wie funktioniert ein Wasserstoff-Brennstoffzellenbus?
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Mit Hilfe der Brennstoffzelle wird der getankte Wasserstoff in Strom umgewandelt. Angetrieben wird der Bus dann durch den erzeugten Strom, der zu Teilen auch in einer kleinen Batterie zwischengespeichert und bei Bedarf, etwa beim Betätigen der Zündung oder beim Bremsen, freigesetzt wird.
Begleitendes Forschungsprojekt läuft
Wie die Gerald Zaczek-Pichler, Sprecher der Holding Graz, berichtet, fährt der Wasserstoff-Brennstoffzellenbus bisher problemlos: "Seit der Bus in Betrieb ist, gab es keine Ausfälle und der bisherige Wartungsaufwand ist gering." Über die Effizienz könne aber zum aktuellen Zeitpunkt noch keine endgültigen Aussagen getroffen werden, da der Zeitraum des Testbetriebes noch zu kurz für belastbare Aussagen sei.
Seit März 2023 und bis April 2024 wird der Bus von den Holding Graz Linien im sogenannten Demonstrationsbetrieb eingesetzt. Das bedeutet, dass mittels begleitender Forschung laufende Daten erhoben und ausgewertet werden, um dann zu entscheiden, ob der Bus längerfristiger bleiben soll. "Dabei vergleichen wir verschiedene Antriebstechnologien um einen optimalen Technologiemix für die Zukunft zu definieren", erklärt Zaczek-Pichler. Auf der Linie 33 wird daher bald parallel ein batterieelektrischer Bus eingesetzt, um Vergleichsdaten erheben zu können.
Die Anschaffungskosten des Wasserstoff-Brennstoffzellenbusses beliefen sich auf 600.000 Euro, wovon ein Drittel aus dem Klima- und Energiefond des Bundes finanziert werden konnte. Mit einer Länge von elf Metern und 24 Sitz- sowie 36 Stehplätzen kann der "Solobus", der ohne Gelenk daher kommt, 34 Kilogramm Wasserstoff je Tankfüllung aufnehmen. Mit einem Kilogramm Wasserstoff (H2) fährt ein Bus rund 17 Kilometer. Bei vollem Tank kommt der Grazer Wasserstoff-Brennstoffzellenbus somit auf eine Gesamtreichweite von circa 590 Kilometer. Auf der Linie 33 fährt er derzeit ca. 240 Kilometer pro Tag.
Noch nicht ganz CO2-frei
Betankt wird der Bus bei der OMV-Tankstelle in der Ostbahnstraße. Da die regionale Verfügbarkeit von grünem, sprich erneuerbarem Wasserstoff derzeit noch eigeschränkt ist, stellt die OMV in Graz "grün zertifizierten konventionellen Wasserstoff" von der Firma Linde aus einer Produktionsstätte in Linz zur Verfügung. Grün zertifiziert bedeutet, wie die OMV auf Anfrage erklärt, dass der Wasserstoff durch den Kauf von Zertifikaten CO2-neutralisiert werde.
Beim bezogenen Wasserstoff der Firma Linde handelt es sich also nicht um realen grünen Wasserstoff. Denn aus wirtschaftlichen Gründen stellt die Firma Linde ihren Wasserstoff noch immer mittels Dampfreformation aus fossilen Energiequellen her und dabei wird durchaus Kohlendioxid freigesetzt. Während der Wasserstoff-Brennstoffzellenbus bei seinen Fahrten durch Graz also zwar tatsächlich keine schädlichen Emissionen verursacht, kommt es bei der Produktion des Wasserstoffes den dieser Bus tankt, jedoch durchaus noch zu CO2-Emissionen.
In Sachen Verkehrswende ist da noch Luft nach oben. Doch die Bemühungen der OMV, ihren CO2-Fußabdruck zu verringern und in Zukunft selbst grünen Wasserstoff zu produzieren, sind schon in vollem Gange. Die dazu notwendige PEM-Elektrolyseanlage auf dem Gelände der Raffinerie Schwechat soll noch heuer in Betrieb gehen.
Mehr Informationen:
- Österreichweites Forschungsprojekt zum Einsatz von Wasserstoffbussen: HyBus Implementation
- Ganzheitliches Projekt der Holding Graz Linien zur Dekarbonisierung: move2zero
- OMV investiert in Produktion von grünem Wasserstoff
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