Interview
Landeshauptmann Christopher Drexler über den Reiz der Politik

Will auch nach der Wahl 2024 den weiß-grünen Weg anführen: Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP). | Foto: STVP
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  • Will auch nach der Wahl 2024 den weiß-grünen Weg anführen: Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP).
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Viele politische Baustellen, schwere Unwetter im Rückspiegel: Dennoch schaut der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler zuversichtlich auf das kommende (Wahl-)Jahr.

STEIERMARK. Vieles sei gelungen, manches ist noch zu stemmen, Christopher Drexler zieht im Gespräch mit MeinBezirk.at Bilanz über sein erstes Jahr als Landeshauptmann.

MeinBezirk.at:Woher kommt die Motivation für diesen doch schwierigen Job?
Christopher Drexler: Trotz aller Krisen und Herausforderungen, die die Welt derzeit begleiten, bereitet die Aufgabe des Landeshauptmannes in erster Linie Freude. Das hat mit den unzähligen Begegnungen und Gesprächen, die ich im letzten Jahr hatte, zu tun. Man bekommt viele Rückmeldungen, natürlich werden auch Probleme angesprochen, es gibt aber auch viel Zuspruch.

Anders als früher, als Sie noch Landesrat waren?
Ja, ich habe den Unterschied unterschätzt, man wird als Ansprechpartner anders wahrgenommen. Auch wenn es manchmal schwierig ist, wie kürzlich bei der Hochwasser-Katastrophe – aber auch da war es gut, Trost spenden zu können.

Eine Hochschaubahn, oder? Von Robbie Williams bis Unwetter-Einsatz ...
Das macht insgesamt die Politik aus, dass man mit ganz unterschiedlichen Lebenssituationen zu tun hat. Im Zusammenhang mit Robbie Williams bin ich aus dem Familienkreis gefragt worden: Ist dein Job eigentlich immer so cool? Na ja, nein, er ist nicht immer so "cool". Ich habe mit den Sonnenseiten des Lebens genau so zu tun wie mit den Schattenseiten. Ich habe auch noch nie so viele Grabreden gehalten wie im letzten Jahr ...
Die Gesamtheit der Erlebnisse macht es aus, die ein herausforderndes, aber erfüllendes Bild zeichnen. Und es ist schon auch die Verantwortung, die Hauptverantwortung für etwas, die man spürt.

Gab es auch Dinge, die geschmerzt haben?

Nicht, was mich persönlich betrifft. Aber insgesamt würde ich mir wünschen, dass wir in diesem Land wieder eine andere Debattenkultur haben. Wenn man sich ansieht, welche Gehässigkeit im Ton der gesellschaftlichen Auseinandersetzung da ist – dann wäre es schön, wenn zwar hart diskutiert wird – aber bei allem, was mit Gehässigkeit und Verächtlichmachen zu tun hat, sollten wir uns alle bei der Nase nehmen und wieder zu einem faireren und besseren Umgang miteinander kommen.

Ist das noch möglich?
Ich hoffe.

Sind das nur die sozialen Medien?
Die haben sicher ihren Anteil. Aber ich befürchte, dass durch die fordernden Erfahrungen der letzten drei Jahre auch die persönliche Diskussionskultur gelitten hat.

Fühlen sich manche Menschen zurückgelassen?

Ich würde es so formulieren: Es gibt viele Menschen, die sich und ihre Sorgen nicht wahrgenommen fühlen. Das ist die Verantwortung der Politik – aber nicht nur der Politik – dort hinzuschauen und zuzuhören. Jeder Mensch und seine Sorgen sind wichtig. Ich sehe das als eine der größten Herausforderungen der nächsten Zeit, dieses Gefühl zu vermitteln, dass man alle Sorgen, jede und jeden Einzelnen ernst nimmt.

Ihr Vorgänger hat zu Ihrem Amtsantritt gesagt, Sie müssten noch an Ihrer Beliebtheit arbeiten. Gelungen?
Ich habe in den letzten 13 Monaten viel Zuspruch erfahren, viele Menschen erlebt, die mir helfen und raten. Wir sind auch in einer Zeit, in der die bloße Beliebtheit zu wenig ist. Da geht es oft um Professionalität, Erfahrung und Ernsthaftigkeit. Der Respekt dafür, dass ich diese Aufgabe mit Ernsthaftigkeit, Engagement und Aufrichtigkeit angehe, ist nicht klein.

In den letzten Wochen massiv gefordert: LH Christopher Drexler vor Ort bei den Unwetterkatastrophen. | Foto: Land Steiermark
  • In den letzten Wochen massiv gefordert: LH Christopher Drexler vor Ort bei den Unwetterkatastrophen.
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Dennoch hat die Politik insgesamt ein Imageproblem – wie bewegt man Menschen dazu, sich Politik "anzutun"?
Wir Politiker müssen eine Freude an dieser Tätigkeit vermitteln. Wenn ich selbst sage, das ist alles ein Wahnsinn und eine unglaubliche Bürde – dann werde ich niemanden motivieren, sich für die öffentliche Sache zu engagieren. Ich glaube, es kann viel innerliche Befriedigung bringen, wenn man sich für andere einsetzt. Politik bedeutet, sich für ein gelingendes Zusammenleben einzusetzen. Das hat mit Verantwortung, Verlässlichkeit, Planung zu tun. Aber in allererster Linie hat es mit der menschlichen Beziehung zu tun.

Was muss ein junger Mensch mitbringen, der in die Politik will?
Das Wichtigste ist Empathie, dass einem nicht egal ist, was rund um einen passiert. Ob der akademische Grade oder einen Lehrabschluss mitbringt, ist absolut zweitrangig.

Zurück in die Steiermark – was ist gelungen?
Ein großer Schritt bei der Klimapolitik in Sachen Photovoltaik und Windkraft. Das Kindergarten- und Kinderkrippenpaket ist beachtenswert, ebenso wie die finanzielle Aufwertung des Gesundheitsbereiches. Und auch im Wohnbereich haben wir vor dem Sommer noch ein ordentliches Paket präsentiert.

Noch ein Jahr bis zur Landtagswahl - wie schaut die Linie aus?
Meine Maxime ist Zusammenarbeit, das gilt auch für das letzte Jahr vor der Wahl. Ich hoffe, wir werden nur eine kurze Phase des Wahlkampfes haben, ich möchte mich dafür verbürgen, dass wir bis zum Wahltag im Interesse der Steirerinnen und Steirer arbeiten.

Was ist das Ziel für die Wahl?

Erster zu werden.

Das sagen aber alle ...
Ich nenne dieses Ziel mit großer Zuversicht.

Ist die Situation im Bund eher Rücken- oder Gegenwind?
Mein sehnlichster Wunsch wäre Windstille.

Und wie steht's um Graz?

Man sieht die ersten Probleme der aktuellen Regierungskoalition kommen. Ich möchte den Grazerinnen und Grazer nur sagen, dass ihre Stadt sehr wichtig für unser Land ist – jenen, die sich mit den aktuellen Verhältnissen nicht abfinden, wollen wir die Hand reichen und gemeinsam in der Verantwortung für Stadt und Land eine Perspektive ausarbeiten.

Letzte Frage: Wie ist die Lage beim Finanzausgleich?

Ernst, aber nicht hoffnungslos. Die Landeshauptleute sind sich einig, dass sich hier etwas ändern muss. Nicht, weil wir als Länder klischeehaft sagen, wir wollen mehr Geld – diese Erzählung versucht der Bund gerade über bundesweite Medien unter die Leute zu bringen. Die Wahrheit ist: Gesundheit, Pflege, Bildung sind die Bereiche, wo die Ausgaben massiv steigen. All das sind Bereiche, die die Länder zu verantworten haben. Also müssen wir in der Verteilung der Mittel zwischen Bund, Ländern und Gemeinden die Länder und Gemeinden stärken. Das ist ein Gebot der Vernunft, deshalb werden wir da nicht auf taube Ohren stoßen. Die Lösung kann nur ein Motto haben: Fairness.

Ein weiteres großes Politik-Interview:

Grünen-Chefin Sandra Krautwaschl über Klima, Krisen und Wahlen

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