Trotz Rechtslage
Politik heizt Moschee-Debatte in Puntigam weiter an

- Der geplante Neubau einer Moschee in Puntigam wird immer mehr zum Politikum.
- Foto: MeinBezirk
- hochgeladen von Markus Kropac
Der Verein der Bosniaken Steiermark will auf seinem Gelände in Puntigam eine neue Moschee bauen. Das Verfahren dazu liegt aktuell bei der Stadt Graz, rechtlich spricht nichts gegen den Bau, trotzdem wird politisch gerade intensiv dagegen Stimmung gemacht. Die FPÖ sammelt per Petition in der ganzen Steiermark Unterschriften gegen das Projekt, die ÖVP machte hingegen eine Kehrtwende. Nannte man den Bau einer Tiefgarage im Zuge des Projekts zunächst als springenden Punkt, sorgt man sich nun um das "Ortsbild".
GRAZ/PUNTIGAM. Eigentlich ist die Gegend – abgesehen vom Durchzugsverkehr der Puntigamer Straße – recht ruhig. Einfamilienhäuser und erste mehrstöckige Siedlungsbauten stehen Seite an Seite, daneben befindet sich auch ein längliches Gebäude, das an einen alten Firmensitz erinnert. Vor dem Eingang hängt eine bosnische und eine österreichische Flagge. Hier in der Gmeinstraße befindet sich seit 15 Jahren der Sitz des Vereins der Bosniaken Steiermark, inklusive Moschee. Der geplante Neubau genau dieser sorgt seit Wochen für politische Gewitterwolken, FPÖ und nun auch ÖVP machen gegen den Bau Stimmung.

- Der Entwurf: So soll die Moschee in Puntigam künftig aussehen.
- Foto: Verein der Bosniaken Steiermark
- hochgeladen von Markus Kropac
Alte Moschee zu klein
Für den Verein der Bosniaken Steiermark ist der Neubau an der Zeit. Obmann Elvedin Omercevic erklärt: "Wir haben mit 230 Mitgliedern angefangen, aktuell sind wir bei über 1.000." Der Innenraum des Gebetshauses soll auf 600 bis 1.000 Quadratmeter erweitert werden, auch ein stilles Minarett ist geplant.
Die Grazer FPÖ macht in der Zwischenzeit mit einer Petition gegen den Bau mobil, rund 300 Unterschriften habe man dafür schon gesammelt. "Etwa ein Drittel davon stammt aus der betroffenen Wohngegend. Weitere Unterschriften wurden nicht nur innerhalb von Graz gesammelt, selbst aus dem Bezirk Liezen kamen unterschriebene Petitionslisten", so FPÖ-Gemeinderat Günter Wagner.

- FPÖ-Gemeinderat und LAbg. Günter Wagner und der Punitgamer FP-Bezirksparteiobmann Dominik Hausjell wollen den Bau mit einer Petition verhindern.
- Foto: FPÖ Steiermark
- hochgeladen von Markus Kropac
Auch bei der Grazer Volkspartei schwenkt man in Sachen Moscheebau offensichtlich um. Vor rund zwei Wochen sah Bezirksvorsteher Helmut Scheuch keine Einwände gegen diesen, solange der Plan eine Tiefgarage beinhalte. Nun sorgt er sich, ähnlich wie die FPÖ, um die "ortsübliche Bautradition" und fordert diese in das Bauverfahren einfließen zu lassen. Dieses läuft aktuell bereits, alle Unterlagen liegen im Stadtbauamt.

- Bezirksvorsteher Helmuth Scheuch (ÖVP) will nun eine Änderung des Baugesetzes.
- Foto: Fischer
- hochgeladen von Christoph Lamprecht
Wildparken als Zankapfel
Die Thematik rund um unerlaubtes Parken zu den Freitagsgebeten ist schon länger eine leidige. Seitens des Vereins der Bosniaken Steiermark beteuerte man, dass man auch zum Bau einer Tiefgarage bereit sei, auch wenn das Gesamtprojekt dadurch nochmals deutlich teurer werde. Zuletzt engagierte man eine Sicherheitsfirma, um das Wildparken in den umliegenden Straßen zu verhindern, mit mäßigem Erfolg.
So wurde während Ramadan-Feierlichkeiten eine benachbarte Baustelle ohne Erlaubnis als Parkplatz umfunktioniert, wie Bauunternehmer Bernd Kohlbacher gegenüber MeinBezirk bestätigt: "Wir haben eigentlich das Grundstück versperrt gehabt. Jetzt haben wir es noch besser abgesichert und mit Tafeln gekennzeichnet, weil das so nicht geht. Prinzipiell haben wir aber keine Probleme mit dem Verein."
Vertrauen in die Behörden
Auf die Frage, ob die Ausbaupläne der angrenzenden Moschee seiner Meinung nach Einfluss auf den Verkauf seiner Wohnungen vor Ort haben – wie die FPÖ in einer Aussendung betont, antwortet der Unternehmer: "Natürlich könnte das Kunden abschrecken. Allgemein wollen wir, dass unsere Kunden ein schönes, ruhiges Wohnumfeld bekommen. Dem wäre ein angrenzender Eventbetrieb mit entsprechendem Verkehr und Lärm nicht zuträglich – unabhängig davon, ob es sich um eine Moschee, einen Fußballplatz oder eine Konzerthalle handelt."
Politisch festnageln will sich Kohlbacher jedenfalls nicht lassen, "weil wir für alle da sind". Indes stellt der Bauunternehmer in Frage, ob die eingereichten Pläne überhaupt genehmigungsfähig sind: "Es hat ja noch keine Bauverhandlung gegeben. Ich habe Vertrauen in die Baubehörde, dass alles im Einklang mit den geltenden Lärmbestimmungen sein wird."
Das könnte dich auch noch interessieren:




Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.