Schildbürgerstreich um Rainbows-Schild
Regenbogen "stört das Straßenbild"

- Das von Martin Gollowitsch gestaltete Werk umfasst eine Fläche von etwa sechs Quadratmeter und soll im Vorgarten des Rainbows-Sitzen angebracht werden.
- Foto: Rainbows
- hochgeladen von Andrea Sittinger
Kein Platz für einen Regenbogen gibt es laut Behörde im Vorgarten von Rainbows. Ein eigens angefertigtes buntes Hinweisschild harrt seit Monaten seiner Anbringung, weil es nicht ins Straßenbild passt.
GRAZ. Wer viel fragt, geht viel irr. Eine Binsenweisheit, von der Dagmar Bojdunyk-Rack, mittlerweile wohl mehrstimmig ein Lied singen kann. Sie ist die Geschäftsführerin von Rainbows Österreich, einer Organisation, die Kinder und Jugendliche nach Trennung, Scheidung der Eltern oder Tod eines Elternteils betreut. In Graz hat Rainbows seinen Sitz an der Ecke Grabenstraße/Hochsteingasse, wo die Organisation in von der Caritas zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten untergebracht ist. Rainbows-Logo und Symbol ist - naheliegend - der Regenbogen, der in abgeschwächter Form von bunten Pappendeckeln am Zaun angebracht war.
Vor geraumer Zeit wurde nun die Gestaltung eines passenden Schildes in die Hände des Künstlers Martin Gollowitsch gelegt: Das schwungvolle bunte Schild mit etwa sechs Quadratmetern ist mittlerweile fertig und wartet nun auf die Montage. "Diese wäre straßenseitig im Grünstreifen zwischen Zaun und Haus angedacht", schildert Bojdunyk-Rack. Einziger Haken: Laut Stadtplanung "stört es den Straßenraum" – und das in einem Stadtviertel, das punkto Hinweistafeln nicht gerade zurückhaltend ist.

- Rainbows-Geschäftsführerin Dagmar Bojdunyk-Rack kann die Beurteilung nicht nachvollziehen: "In unmittelbarer Umgebung unseres Hauses befinden sich unzählige Hinweistafeln und -schilder."
- Foto: Prontolux
- hochgeladen von Martina Maros-Goller
Werbung ist nicht gleich Werbung
Um auf Nummer Sicher zu gehen, hat Rainbows bei der Caritas – als Eigentümer des Hauses – angefragt, ob das neue Schild montiert werden dürfe. Mit einer ernüchternden Erkenntnis, die die Caritas wiederum aus dem Stadtplanungsamt übermittelt bekommen hat: "Auf dem gegenständlichen Grundstück befindet sich ein identitätsstiftendes Gebäude, das sowohl durch seine Nahelage im Kreuzungsbereich Grabenstraße/Hochsteingasse als auch durch seine Formgebung und Fassadengestaltung als markanter Baukörper im Straßenraum wahrgenommen wird. Ebenso wird das Gebäude von einer straßenseitigen Vorgartenzone samt blickdurchlässiger Einfriedung definiert.
Die geplante Errichtung einer straßenseitigen Werbeanlage (Montage auf der bestehenden Einfriedung) würde eine grobe Störung des architektonisch wertvollen Bestandsgebäudes im Straßenraum bedeuten und die Wirkung der ohnehin sehr schmalen Vorgartenzone konterkarieren", so die offizielle Rückmeldung aus dem Büro jenes Gebäudes am Europaplatz, das baubehördlich aufgrund seiner Höhe bekanntlich nicht ganz unumstritten ist.

- Direkt gegenüber von Rainbows auf einer Hausmauer angebracht prangt ebenso prominent ein Firmenlogo.
- Foto: Rainbows
- hochgeladen von Andrea Sittinger
Weiter ist in dem Schreiben davon die Rede, dass das Anbringen "einer Werbetafel auf der bestehenden Einfriedung als gebiets(teil)untypisch bezeichnet werden muss und eine grobe Störung des Straßen- und Orts(teil)bildes bewirken würde." Bemerkenswert dabei: In unmittelbarer Nähe befinden sich Hinweisschilder für die Wirtschaftskammer, die FH Campus02, das Wifi sowie viele Unternehmen in der Umgebung.
Das Rainbows-Schild bleibt damit bis auf Weiteres im Keller, "wir verzichten auf eine Montage, schließlich wollen wir uns nicht mit dem Gesetz anlegen", bedauert Dagmar Bojdunyk-Rack, auch wenn sie die Entscheidung nicht ganz nachvollziehen kann. Aus dem Büro der dafür zuständigen Vizebürgermeisterin Judith Schwentner kommt jedenfalls Rückenwind. "Man wolle sich das Anliegen noch einmal anschauen, um doch eine Lösung herbeizuführen." Ein Lichtblick für den Regenbogen in der Grabenstraße.
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