Werner Amon
So packt der neue steirische Landesrat seine Ressorts an

Holte sich Werner Amon an seine Seite: Landeshauptmann Christopher Drexler. | Foto: Land Steiermark/Kanizaj
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Seit Anfang Juli sitzt Werner Amon (ÖVP) in der steirischen Landesregierung, zuständig für Europa, Bildung und Personal. MeinBezirk.at hat ihn zum ersten großen Interview gebeten.

STEIERMARK. Er gilt als Pragmatiker, politisch erfahrener Stratege und Langzeit-Vertrauter von Neo-Landeshauptmann Christopher Drexler. Mit dem aktuell präsentierten Bildungspaket hat er ein erstes Gesellenstück abgeliefert, wir haben bei Werner Amon etwas genauer nachgefragt.

MeinBezirk.at: Seit fast zwei Monaten sind Sie jetzt im Amt – wie geht's Ihnen eigentlich?
Werner Amon: Mir geht es eigentlich sehr gut. Ich bin höchst motiviert an die Sache herangegangen. Es wäre ja schlimm, würde man in den ersten paar Wochen schon Motivation verlieren, das Gegenteil ist der Fall.

Wie stellt sich das Amt für Sie da? Alles so wie erwartet?
Ja, genau so. Im Herbst werden es 30 Jahre, dass ich in der Politik bin, ich habe mich auf unterschiedlichen Ebenen mit Politik beschäftigt. Natürlich ist es ein Unterschied, ob man Abgeordneter, in einer Regierungsfunktion oder  in einer Controlling-Einrichtung wie der Volksanwaltschaft ist. Es ist ein Vorteil, wenn man sozusagen alle Seiten ein bisschen kennt.

Stichwort Volksanwalt – warum haben Sie diesen Job aufgegeben?
Es ist in der Tat ist es eine schöne Aufgabe. Vor allem, wenn man weiß, dass sich die Politik im Vertrauensindex am Ende der Skala befindet. Aber die Gestaltungsmöglichkeit in der Politik bedeutet mir sehr viel. Das Spannendste ist das Ringen um Mehrheiten, für alles, was man machen will, braucht es eine Legitimation, eine demokratische Mehrheit.
Hinzu kommt, dass ich eine ein Ressortensemble habe, das meinen Interessen sehr entgegenkommt. 

Also Wunschressorts?
Na ja, wünschen kann man sich vieles, ob das immer so aufgeht, ist eine andere Frage.

Gibt es aktuell Dinge, die Sie schlecht schlafen lassen?
Das ist ganz unterschiedlich. Manchmal bin ich überrascht, wie gut ich schlafe. Das hängt manchmal einfach mit einer gewissen Übermüdung zusammen, weil man sehr lange arbeitet. Aber ja: Es gibt Phasen, wo ich schlecht schlafe, weil ich mir viele Dinge überlege – und die beschäftigen mich dann auch  in der Nacht. 

Das Personalressort ist neben dem Finanzressort das wohl wesentlichste Ressort. Kämpfen Sie auch mit Fachkräftemangel?
Das ist die größte Herausforderung in den nächsten Jahren. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in einem Altersklasse , wo der Zeitpunkt der Pension absehbar ist, da müssen wir nachbesetzen – in allen Bereichen, wir suchen in der Straßenverwaltung genauso Personen wie im juristischen Dienst. Wir werden uns zum Teil mit einer erneuerten Vision der Rot-Weiß-Rot-Card helfen müssen. Die Geburtenrate auf Kommando zu erhöhen., wird nicht funktionieren. Und rein mathematisch werden weniger Kinder weniger Kinder haben. Wenn wir den Arbeitsmarkt beleben wollen, wird es erstens ohne qualifizierten Zuzug nicht gehen.  Und zweitens werden wir uns mit Aufgabenreformen auseinandersetzen müssen. Die Frage muss erlaubt sein, ob die öffentliche Hand in Zukunft noch all das leisten kann, was sie heute leistet.

Hat in der Bildung und im Personal einiges vor: Werner Amon | Foto: Edith Ertl
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Ist das Land noch ein attraktiver Arbeitgeber?
Ein wichtiges Thema, weil der öffentliche Dienst im Durchschnitt wahrscheinlich schlechter bezahlt als die Privatwirtschaft. Dafür gibt es im öffentlichen Dienst eine andere Jobgarantie. Das ist aber im Hinblick auf die Gesamtsituation des Arbeitsmarktes nur mehr bedingt ein Argument. Wir müssen uns dringendGedanken darüber machen, wo wir im Wettbewerb  um qualifizierte und gute Arbeitskräfte attraktiver werden können.

Der Arbeitsmarkt verlangt Flexibilität - kann das der öffentliche Dienst überhaupt?
Ja, ich glaube, da tut sich der öffentliche Dienst um einiges leichter als die Privatwirtschaft. Erstens, weil wir so viele unterschiedliche Facetten von Tätigkeiten haben. Da muss man sich Bereich für Bereich überlegen, wo wir dieser Work-Life-Balance, von der heute alle träumen,  entgegenkommen kann. Es gibt sicherlich Bereiche, wo wir konkurrenzfähig sind, wo wir sogar einen Vorteil gegenüber der Privatwirtschaft haben. Wenn schon nicht im Entgelt haben, dann zumindest bei den Arbeitsbedingungen.

Zum Beispiel?
Wir hatten etwa bei der Volkswirtschaft ein attraktives Telearbeits-Modell. Aber da muss man das Personal entsprechend ausstatten mit Laptop, mit Mobiltelefon. Es muss klare Rahmenbedingungen, klare Überstunden-Regelungen geben.

Arbeitgeber sehen das oft mit einem gewissen Misstrauen ...
Ja, das ist ein wenig ein Generationenthema. Grundsätzlich ist Misstrauen nicht angebracht, weil ein engagierter Mitarbeiter auch im Homeoffice ein engagierter Mitarbeiter sein wird. Und jemand, der die Zeit dazu nutzt, im Internet zu surfen, wird es in seinem Einzelbüro auch machen. Es ist nicht die Frage, wo jemand arbeitet, sondern wie motiviert jemand ist. In der Volksanwaltschaft haben wir festgestellt, dass die Mitarbeiter im Homeoffice im Vergleichszeitraum etwa 100 Akten mehr bearbeitet als in ihrer Präsenzzeit. das hat mit Arbeitsstruktur und mit einer gewissen Zufriedenheit mit den Rahmenbedingungen zu tun. Darum geht es ja letztlich, weil nur motivierte Mitarbeiter gute Mitarbeiter sind.

Wie sehen Sie die Lohnsituation im Hinblick auf die Teuerungswelle?
Mitarbeiter des Landes Steiermark, sind keine Mitarbeiter zweiter Klasse und die Teuerung trifft jeden. Das werden wir bei den Gehaltsverhandlungen berücksichtigen müssen. Wir werden uns da an den Abschlüssen im Bund orientieren, aber es wird jedenfalls eine budgetäre Herausforderung. Und man muss dennoch aufpassen, dass man durch die durch die Lohnabschlüsse die Inflation nicht weiter anheizt.

Was haben Sie in der Europapolitik vor?
Da passiert sehr viel, vieles fliegt in der Berichterstattung halt leider unter dem Radar, da darf man nicht beleidigt sein. Es hat schon unter Christopher Drexler eine Wertigkeit gehabt, die Kooperation mit der Vojvodina etwa ist sehr beachtlich. Dem fühle ich mich verpflichtet und will das noch stärker mit Leben erfüllen. Ich möchte aber auch in der Arbeitsgemeinschaft Alpe Adria, wo wir den Vorsitz haben, einiges bewegen, das mit dem Bildungsbereich stärker verknüpfen. Kooperationen mit Bildungseinrichtungen würde ich gern wiederbeleben. Ich vertrete die Steiermark im Ausschuss der Regionen, auch das Steiermark-Haus in Brüssel wollen wir stärker bespielen.

Was ist Ihr Zugang zur Außenpolitik?
Was mir in der in der Außenpolitik ein bisschen abgeht, ist die Politik. Auch beim Ukraine-Konflikt ist es bemerkenswert, dass sich viele Außenpolitiker aufs kommentieren der Lage beschränken. Ich bin ein Befürworter der Sanktionen, weil es die einzige Möglichkeit ist, ohne kriegerisch oder militärisch tätig zu werden, einen gewissen Druck zu entwickeln. Aber was mir abgeht ist, dass sich Tag und Nacht Spitzen in der Außenpolitik um einen Waffenstillstand bemühen, mir fehlt da tatsächlich der politische Drive dahinter.

Mit Werner Amon (r.) war die Regierung nach dem Abgang von Hermann Schützenhöfer wieder komplett: Johann Seitinger, Ursula Lackner, Juliane Bogner-Strauß, Anton Lang, Landeshauptmann Christopher Drexler, Barbara Eibinger-Miedl, Doris Kampus. | Foto: Land Steiermark/Kanizaj
  • Mit Werner Amon (r.) war die Regierung nach dem Abgang von Hermann Schützenhöfer wieder komplett: Johann Seitinger, Ursula Lackner, Juliane Bogner-Strauß, Anton Lang, Landeshauptmann Christopher Drexler, Barbara Eibinger-Miedl, Doris Kampus.
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Was halten Sie vom EU-Beitritt der Ukraine?
Ich glaube, dass es richtig ist, der Ukraine eine europäische Perspektive zu geben. Natürlich muss sie auch alle Schritte durchlaufen, wie das alle anderen Bewerber auch müssen. Prinzipiell ist die EU für alle Staaten Europas offen, sofern sie die entsprechenden Kriterien erfüllen.

Zur Person Werner Amon – was sind Sie für ein Typ?
Engagiert, interessiert, lösungsorientiert. Pragmatisch.


Wo würden Sie sie politisch verorten?

Das ist ganz schwer, sich so zu kategorisieren. Aber ich bin letztlich bürgerlich, wahrscheinlich Mitte rechts, wenn man versuchen würde, das einzuordnen. Wahrscheinlich mit einem starken Hang zur Mitte.

Gibt es Anker?
Definitiv die christliche Soziallehre. Ich halte es nach wie vor für für eine Programmatik, die der Programmatik der Volkspartei innewohnt. Weil Arbeit ist Teil der Sinnerfüllung des Lebens ist. In der Wirtschaft. bin ich sicherlich liberal, wenn auch als Anhänger des sogenannten rheinländischen Kapitalismus, also mit der Urform der sozialen Marktwirtschaft in Europa.

Wo gehören Sie geographisch hin?
Gute Frage. Ich bin in Graz nicht nur geboren, sondern auch zur Volksschule gegangen. Mein Vater war Grazer, die Mutter aus Knittelfeld. Mich hat dann die Liebe in die in die. Südweststeiermark verschlagen. Jetzt bin ich schon seit 2001 dort. Es ist prinzipiell eine Gnade, in einem Land wie diesem leben zu dürfen, aber die Südweststeiermark ist noch einmal ein ganz besonderes Fleckerl.

Was darf man privat über Sie wissen?
Dass ich verheiratet bin, dass wir vier Kinder haben und dass ich in der Weststeiermark wohne. 

Hobbys?
Ich reise gerne, wenn ich Zeit habe. Ich besuche neue Länder zu besuchen, um dort in die Kultur einzutauchen. Sonst bleibt privat auch privat.

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