Vor der Graz-Wahl
Vom "Holz-Siegi" bis zum CO2-Wettbewerb: Die WOCHE-Schülerdiskussion im Rückspiegel

Ein Sextett am Podium: Philipp Pointner, Judith Schwentner, Siegfried Nagl, Mario Eustacchio, Elke Kahr, Michael Ehmann (v.l.) | Foto: Jorj Konstantinov
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Über 800 Oberstufenschüler lauschten den Worten der Spitzenkandidaten zur Gemeinderatswahl.

Von wegen Politikverdrossenheit! Die Grazer Schüler haben am Montag das Gegenteil bewiesen. Im Zuge der Graz-Wahl am 26. September haben WOCHE und Landesschülervertretung (LSV) zur großen Podiumsdiskussion mit allen im Gemeinderat vertretenen Parteien in die Messe Graz geladen. Mehr als 800 Oberstufenschüler (!) folgten dieser Einladung und lauschten gespannt den Ideen, Konzepten und Vorschlägen von Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP), "Vize" Mario Eustacchio (FPÖ), Elke Kahr (KPÖ), Judith Schwentner (Grüne), Michael Ehmann (SPÖ) und Philipp Pointner (Neos). Die Politiker-Spitze durfte aber nicht einfach so ihr Wahlprogramm herunterspulen, hat das LSV-Team rund um Miriam Schmigelski, Fatih Bektas, Leonie Danklmaier und Elisabeth Pratl doch im Vorfeld Fragen gesammelt, die die Grazer Jugendlichen im Alter von 16 Jahren aufwärts unter den Nägeln brennen. Neben Moderator Gregor Withalm konfrontierte also auch die Jugend direkt mit wichtigen Themen.

Die Spitzenkandidaten stellten sich den Fragen der Schüler.  | Foto: Jorj Konstantinov
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Fernwärme und Flächenwidmung

Wenig verwunderlich, dass Klima und Umwelt ganz oben auf der Liste standen. Und da hat sich die Opposition hauptsächlich auf die zunehmende Verbauung und Versiegelung und damit auf den Bürgermeister, der zum "Beton-Siegi" wurde, eingeschossen. "Ich möchte aber lieber der Holz-Siegi sein", verweist Nagl auf die zahlreichen städtischen Bauten, die aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz gebaut wurden. Kahr möchte vor allem beim Flächenwidmungsplan noch stärker ansetzen, während Schwentner den Autoverkehr für ein besseres Stadtklima reduzieren möchte. Einigkeit herrschte beim Ziel nach mehr Grünraum: Alle Parteien möchten mehr Bäume pflanzen, den Neos schwebt gar eine Stadtallee zwischen Bahnhof und Herrengasse vor. Spannend verlief die Debatte bei der Frage, wie es gelingen könnte, den CO2-Ausstoß an Schulen verringern. Eustacchio möchte dahingehend den Fernwärmeausbau forcieren und die vorhandene Infrastruktur prüfen und erneuern. Neos-Mann Pointner wollte gar einen Wettbewerb ausrufen: "Jene Schüler, die am CO2-neutralsten zur Schule gelange, sollen einen Preis erhalten."

Wohnen und Jugend

Wettbewerb ist ohnehin ein gutes Stichwort: Schließlich gibt es einen solchen in Graz auch hinsichtlich der Wahl des besten Öffi-Systems. Alle Kandidaten versuchten noch einmal, ihren Favoriten, von der U-Bahn (Nagl) bis zur S-Bahn (Schwentner) anzupreisen. Ehmann propagiert eine Misch-Lösung inklusive einer City-Tram, "die U-Bahn macht schon alleine keinen Sinn, weil sie drei Mal die Mur quert und dafür eigene Rampen in der Altstadt aufgebaut werden müssen. Das geht sich nicht aus." Über die Öffis wurde zwar viel diskutiert, die Frage nach günstigeren Tickets blieb aber weitgehend unbeantwortet. Einigkeit herrschte dafür bei einer für die Schüler ganz wichtigen Frage: Alle sechs Spitzenkandidaten wollen sich für den Ausbau von Jugendzentren sowie für mehr konsumfreie öffentliche Plätze, wo sich die jungen Menschen aufhalten können, einsetzen. Und wie sieht es mit leistbarem Wohnraum aus? Tenor: Es müsse sich etwas tun: Die Konzepte freilich sind unterschiedlich und reichen von Anreizsystemen, damit es sich lohnt, alte Wohnungen zu sanieren bis zur Abschaffung der Maklerprovision. 

Die Jugend war am Wort: Zahlreiche Fragen an die Politiker wurden von der Landesschülervertretung vorgebracht. | Foto: Jorj Konstantinov
  • Die Jugend war am Wort: Zahlreiche Fragen an die Politiker wurden von der Landesschülervertretung vorgebracht.
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Plakat als Aufreger

Eines gleich vorweg: Die Debatte lief äußerst gesittet ab. Hektisch wurde es nur am Ende, als noch Fragen aus dem Publikum eintrudelten. Der Aufreger schlechthin war das FPÖ-Plakat "Ihr seid hier nicht willkommen", das laut Mario Eustacchio an jene Personen, die sich illegal im Land aufhalten, gerichtet sei. Alle anderen Spitzenkandidaten distanzierten sich ausdrücklich von diesem Plakat. Das hat auch Auswirkungen auf mögliche Koalitions-Gespräche: Alle Parteien, manche direkt, manche indirekt, möchten nicht mit einer FPÖ zusammenarbeiten, die derartige Inhalte ventiliert. 

Volles Haus: Über 800 Schüler folgten der WOCHE-Einladung. | Foto: Jorj Konstantinov
  • Volles Haus: Über 800 Schüler folgten der WOCHE-Einladung.
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Die Schüler jedenfalls konnten sich ein gutes Bild vor der Wahl machen, die Politiker aber auch. Denn sowohl vor als auch nach der Diskussion waren sie alle aufgerufen, online ihre Stimme einer der sechs Parteien zu geben. Das Ergebnis ist spannend: Zu Beginn lag die ÖVP bei 23 % und damit knapp vor den Grünen (21 %) und den Neos. Am Ende liest sich das Ergebnis so: ÖVP 31 Prozent, Neos 19 Prozent, KPÖ und Grüne 17 Prozent, SPÖ 11 Prozent, FPÖ 5 Prozent. So manch Politiker machte danach große Augen, so wie bei den Fragen der Schüler. "Bei so einer großartigen Jugend mache ich mir um die Zukunft der Stadt aber keine Sorgen mehr", brachte es Bürgermeister Siegfried Nagl abschließend auf den Punkt. Die Wahl 2021, sie kann kommen ...

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