Scharfe Kritik
Wirtschaftsbund-Chef Egger "enttäuscht von Grazer Stadtregierung"

- Nichts zu lachen: Die Koalition von Judith Schwentner, Elke Kahr und Michael Ehmann wird von Wirtschaftsseite scharf kritisiert.
- Foto: Regionalmedien Steiermark
- hochgeladen von Roland Reischl
Kurt Egger ist Generalsekretär des Wirtschaftsbundes Österreich – mit seiner Heimatstadt Graz geht er im MeinBezirk.at-Interview hart ins Gericht.
GRAZ. Er war viele Jahre Wirtschaftsbundchef in der Steiermark, vier Jahre lang Grazer VP-Gemeinderat, seit 2019 ist er Generalsekretär des österreichischen Wirtschaftsbundes in Wien – den Draht in seine Heimat hat er allerdings nie verloren. Und er ist ein aufmerksamer Beobachter der politischen Szenerie in der Murmetropole.
"Bin enttäuscht von der Koalition in Graz"
Sein aktuelles Urteil allerdings fällt wenig schmeichelhaft aus. "Ich bin maßlos enttäuscht darüber, wie es aktuell läuft", fasst er seine Gefühlslage zusammen. Gerade das, was man an Amtsvorgänger Siegfried Nagl am meisten kritisiert habe, hätte jetzt bei Elke Kahr und Judith Schwentner Hochsaison: "Ich erlebe nur Ankündigungen und schöne Renderings, aber keine Umsetzungen." Die rot-grün-rote Koalition betreibe reine Symbol- und Klientelpolitik: "Da ein Bankerl, dort ein Bäumchen, aber keine Visionen, kein Bild, wohin die Reise geht."
Auch die aktuelle Krisensituation lässt er nicht als Ausrede gelten: "Idee ersetzt Budget – dann muss man halt kreativer sein und nach Lösungen suchen." Er spricht dabei vor allem diverse Vorwahl-Versprechungen an, die bis dato noch nicht in der Spur sind. Etwa das zweite Stadion oder den Stopp bei Gebührenerhöhungen oder der Verbauung. Oder das Engagement in der Pandemiebekämpfung: "Das Gesundheitsamt arbeitet gut, aber die Politik dahinter ist nicht sichtbar."

- "Die neue Koalition muss die Menschen in Graz endlich ernst nehmen", sagt Wirtschaftsbund-Generalsekretär Kurt Egger.
- Foto: WB/J. Hirtzberger
- hochgeladen von Roland Reischl
Auch verschiedenste Auftritte der städtischen Koalition stoßen ihm sauer auf: "Die KPÖ distanziert sich immer noch wenig von alten Ideologien, von den Auslandsreisen ihres Gemeinderates Luttenberger." Auch die Verschandelung des Erzherzog-Johann-Brunnens durch eine SPÖ-Gemeinderätin sieht er nicht als erledigt: "Das ist eine Straftat, ich erwarte mir hier einen Rücktritt."
"Die Menschen einbinden"
Die ÖVP sei in Graz jedenfalls für gute Vorschläge und Verbesserungen zu haben, etwa auch in der Verkehrspolitik. "Aber es kann nicht sein, dass ,Autos raus‘ aus der Stadt das einzige Konzept ist." Man müsse die Anrainerinnen und Anrainer, die Unternehmen sowie deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Kundinnen und Kunden einbinden. "Mit allen vier Parteien muss man reden und daraus die Lösungen entwicklen, mit denen alle leben können." Resümee: "Es ist hoch an der Zeit, dass die neue Koalition die Menschen ernst nimmt und offener kommuniziert."
Mehr News aus Graz:



Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.