Wenn der Kontakt fehlt: Kinder und Jugend in der Krise
Kinderpsychologen und andere Beratungsstellen sind aufgrund von Corona auch in Graz ausgelastet.
Vor Kurzem wurde eine Studie von der Donau-Universität Krems in Kooperation mit der Medizinischen Universität Wien sowie mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung veröffentlicht, die nicht ohne Folgen bleiben wird. Sie stellte nämlich alarmierende Studienergebnisse zur psychischen Gesundheit von Schülern fest. Viele Kinder und Jugendliche leiden unter Ängsten, Schlafstörungen, einer depressiven Symptomatik oder haben suizidale Gedanken. Auch der Kinderpsychologischen Praxis in Graz (KIP) fällt diese Thematik auf: Die Anfragen haben sich seit Sommer drastisch erhöht.
Massive Belastung
Roswitha Wernig, Klinische und Gesundheitspsychologin, spezialisiert vor allem auf Kinder ab drei Jahren und Jugendliche, sagt dazu: „Kinder sind durch Corona massiv belastet. Ihr gewohntes Ritual wird ständig durcheinandergebracht und der Kontakt zu Gleichaltrigen hat sich stark verändert.“
Nicht nur der gewohnte Alltag für die Kinder habe sich verändert, auch Eltern mussten sich an die neue Situation anpassen. Stark unter der Coronakrise leiden darüber hinaus auch die Studierenden. Studienkollegen kennenlernen, Partys feiern oder nach einer Vorlesung in der Mensa essen gehen ist derzeit nicht möglich. Für viele gibt es kaum eine Pause von elektronischen Geräten, darüber hinaus geht der soziale Aspekt immer mehr verloren.
Mimik und Maske
Ganz grundsätzlich ist aber nahezu jede Altersgruppe von der Pandemie betroffen. Das merken sowohl kostenlose Beratungsstellen wie beispielsweise das LSF als auch kostenpflichtige Praxen wie etwa die KIP. Sehr schnell sind sie an ihre Kapazitäten gestoßen und müssen daher Patienten an andere Stellen verweisen oder auf eine Warteliste schreiben. Sitzungen dürfen derzeit nur mit dem Tragen einer FFP2-Maske stattfinden. Durch die Masken wird ein großer Teil des Gesichts verdeckt, wodurch die Mimik immer mehr wegfällt. Dadurch fällt es den Psychologen schwerer, eine Vertrauenssituation zwischen ihnen und ihren Patienten aufzubauen und sie müssen viel mehr mit den Augen arbeiten. Insbesondere für jüngere Kinder sei das, wie Wernig angibt, problematisch, denn sie orientieren sich an der Mimik anderer und benötigen diese Art von Kommunikation.
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