Alles für den Nachwuchs: Talk mit den Jugendleitern von Sturm, GAK und Ries-Kainbach

Ganz egal, ob bei nationalen oder internationalen Turnieren: Sturm-Graz-Jugendscout Dietmar Schilcher (rechts hinten) ist stets dabei.   | Foto: GEPA
5Bilder
  • Ganz egal, ob bei nationalen oder internationalen Turnieren: Sturm-Graz-Jugendscout Dietmar Schilcher (rechts hinten) ist stets dabei.
  • Foto: GEPA
  • hochgeladen von Christoph Hofer

Breiten- und Spitzensport an einem Tisch: Die WOCHE lud Sturm-Jugendscout Dietmar Schilcher, den Sportlichen Leiter der GAK Juniors, Reinhard Holzschuster, und den langjährigen Jugendleiter vom JSV Ries-Kainbach, Sepp Schuster, der seine Tätigkeit mit Februar zurückgelegt hat, zu einem sportlichen Gespräch über die Zukunft des Jugendfußballs.

Welche Philosophie verfolgen Sie im Jugendbereich?
Reinhard Holzschuster: Von der U7 bis zur U14 wollen wir die Fähigkeiten im technischen Bereich, im Eins gegen Eins und in der Beweglichkeit so schulen, dass sie in eine Akademie gehen können. Spieler, die es nicht schaffen oder beim GAK bleiben wollen, werden in der U15 bis U17 in verschiedenen Spielsystemen geschult, dass sie diese auch während des Spieles ändern können.
Dietmar Schilcher: Wir versuchen, eine durchgehende Spielphilosophie zu implementieren. Jeder soll anhand der Spielweise erkennen, dass der SK Sturm am Platz steht. Der Fokus liegt auf Ballbesitz: Wir wollen aktiv sein und gegen den Ball arbeiten.
Josef Schuster: Als großer Breitensportverein mit über 20 Mannschaften verfolgen wir immer einen Mehrjahresplan. Mit Hilfe von Sportwissenschaftern, die die Kids jedes Jahr untersuchen, werden sämtliche Details aufgeschlüsselt um jedem jungen Kicker individiuell helfen zu können.

Hat sich die Arbeit im Nachwuchsbereich verändert?
Schilcher: Nicht nur die Ausbildung, auch die Beweglichkeit der Kinder hat sich verändert. Die motorischen Fähigkeiten haben abgenommen. Deshalb müssen einige erst richtig laufen lernen. Deshalb setzen wir auch bereits bei den Kleinen auf koordinatives Training.
Holzschuster: Dazu kommen veränderte Lebenswelten. Heute haben die Eltern oft auch keine Zeit mehr, Kinder zum Fußballtraining zu bringen. Generell hat die Dichte abgenommen, es gibt zu viele anderer Freizeitmöglichkeiten.
Schuster: Es hat sich aber auch das Training gewandelt, bei uns wird viel mehr auf koordinative Fähigkeiten geschaut. Eltern verstehen oft nicht, wenn das eigene Kind einmal nicht spielt.

Wie schwierig ist die Kommunikation?
Holzschuster: Eltern vertrauen ihre Kids den Trainern an. Da entsteht eine große Verantwortung. Dass aber nicht jeder ein großer Kicker wird, ist klar. Dafür nehmen alle etwas fürs Leben mit, vor allem soziale Kompetenz. Zum Glück gibt es dann Vereine wie Ries-Kainbach, wo Spieler bestens aufgehoben sind, auch, wenn es vielleicht nicht für eine Karriere beim GAK reicht.Schilcher: Eltern lassen ihren Kindern oft keine Zeit. Sie sehen oft nicht ein, dass sie psychisch und körperlich noch nicht bereit sind, um den nächsten Schritt zu machen. Es sind schon viele Kicker im Jugendbereich verheizt worden.
Schuster: Die Kommunikation mit den Eltern ist eine wichtige Funktion für Jugendleiter. Bei uns sind alle Erziehungsberechtigten aufgefordert, sich im Interesse ihrer Kinder an den Aktivitäten zu beteiligen. Wir haben diesbezüglich eigene Elternaufgaben definiert.

Wie sehen diese aus?
Schuster: Unter anderem sollen sie Sorge tragen, dass das Kind pünktlich zum Training erscheint, auch die positive Unterstützung der Mannschaft bei Spieilen ist erwünscht.
Holzschuster: Auch bei uns gibt es einen eigenen Elternkodex. Klare Regeln müssen einfach kommuniziert werden.
Schilcher: Bei Sturm setzen wir auf ein Mentalkonzept, wo unter anderem festgelegt wird, wie sich Trainer, Eltern und Kinder verhalten sollen. Unterstützt hat uns dabei Sportpsychologin Katrin Kristler, die im Zivilberuf auch mit Kindern aund nebenberuflich bei uns als Jugendtrainerin arbeitet.

Wie wird der Fortschritt der jungen Spieler evaluiert?
Holzschuster: Zwei Mal pro Jahr gibt es Standortgespräche mit Spieler, Trainer und Eltern. Wichtig ist uns der ehrliche Umgang mit allen Beteiligten.Schilcher: Wir führen jedes Jahr Entwicklungsgespräche anhand eines Ampelsystems.
Schuster: Neben dem österreichweit bekannten Fußballabzeichen führen wir in regelmäßigen Abständen Tests durch und vergleichen, ob die gesteckten Ziele erreicht wurden.

Was wünschen Sie sich?
Alle: Die Kooperation mit Schulen läuft in Graz gut. Für jene, die eine Lehre machen wollen, ist es schwierig. Vielleicht kann man in Zukunft ein Modell entwickeln.

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.