Der Teamchef im Interview: "Franco Foda bleibt stets Franco Foda" (+ Video)

Teamchef F. Foda freut sich im Gespräch mit WOCHE-Redakteur C. Hofer auf die "Mini-WM" gegen Deutschland, Brasilien und Russland. | Foto: Jorj Konstantinov
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  • Teamchef F. Foda freut sich im Gespräch mit WOCHE-Redakteur C. Hofer auf die "Mini-WM" gegen Deutschland, Brasilien und Russland.
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Die Sorger-Filiale im beschaulichen Waltendorf: Idealer Treffpunkt für ein Gespräch mit Teamchef Franco Foda, der sich im WOCHE-Interview auf die kommenden Aufgaben freut.

WOCHE: Sie sind jetzt seit November Teamchef, waren davor immer Klubtrainer. War die Umstellung schwierig?
Franco Foda: Im Jänner war schon etwas ungewohnt: Normalerweise stand ich zu dieser Zeit zwei Mal pro Tag auf dem Platz und habe meine Teams auf die Frühjahrssaison vorbereitet. Jetzt bin ich viel auf Reisen und investiere Zeit in Spielerbeobachtungen und Videoanalysen. Mein Team und ich versucht dabei, alles abzudecken und auch unsere Legionäre in England, Holland und Schweiz genau zu beobachten.

Hat sich in der öffentlichen Wahrnehmung auch etwas verändert?
Für mich persönlich nicht viel, ich bleibe immer authentisch, bin weiterhin der Franco Foda. In Summe ist aber das Medieninteresse gestiegen, man wird überall angesprochen.

Mit drei Siegen darf Ihr Trainerstart als geglückt bezeichnet werden ...

Beim Sieg gegen Uruguay hat noch nicht alles so funktioniert, wie ich mir das vorgestellt habe. In den Partien gegen Slowenien und Luxemburg haben wir uns viel besser präsentiert. Wir waren sehr flexibel im Spielsystem, haben ein gutes Positionsspiel gezeigt und schnell umgeschaltet. Wichtig ist mir, dass die Mannschaft in jedem Spiel an ihre Grenzen geht.

Ist Zufriedenheit immer nur von Ergebnissen abhängig?
Für mich persönlich ist auch die Art und Weise, wie wir spielen, sehr wichtig. Ich weiß aber natürlich, dass im Fußball im Endeffekt die Ergebnisse zählen. Wenn wir gut spielen, die Leute begeistern und gewinnen, dann bin ich zu hundert Prozent zufrieden (lacht).

Muss ein Spieler bei seinem Verein regelmäßig spielen, damit Sie ihn in den Teamkader holen?
Natürlich ist es wichtig, dass die Spieler regelmäßig zum Einsatz kommen. Es ist aber nicht immer Voraussetzung. Wichtig ist, dass jeder Spieler weiß, dass er sein Land vertritt und immer das Beste gibt. Die Erwartungshaltung in Österreich ist groß, wir wollen sie auch erfüllen.

In wenigen Wochen wartet neben Brasilien und Russland auch Deutschland als Gegner. Ein besonderes Match?
Auf jeden Fall. Jogi Löw war ja in Stuttgart sogar einmal mein Trainer, ich habe auch zwei Länderspiele absolviert. Dieses Duell ist einfach ein Prestigeduell.

Auch die anderen beiden Gegner sind keine kleinen Kaliber ...
Der mehrfache Weltmeister auf der einen sowie der WM-Gastgeber auf der anderen Seite: In Summe spielen wir eigentlich eine Mini-WM. Wir sehen jedes Testspiel als Pflichtspiel und wollen auch alle Spiele gewinnen.

Das erste Pflichtspiel gibts dann im Herbst in der neu geschaffenen Nations League. Wie lauten die Ziele?
Wir sind in einer Gruppe mit Nordirland und Bosnien. Das sind zwei sehr starke Gegner. Dennoch wollen wir aufsteigen.

Wie intensiv ist die Zusammenarbeit mit U21-Teamchef Werner Gregoritsch?
Wir kennen uns natürlich schon lange, waren in der Bundesliga als Trainer auch Gegner. Ein regelmäßiger Austausch ist sehr wichtig. Ich versuche, die U21 so gut es geht zu unterstützen und auch Spieler abzustellen. Das hängt aber auch von unserem Spielplan ab.

Welche Rolle spielt Spaß im Training?
Ohne Spaß geht heute einfach gar nichts. Die Spieler sollen ja Bock haben, zum Team zu kommen. Heute sind eben noch verstärkter soziale Kompetenzen gefragt, da hat sich viel verändert.

Muss man sich als Trainer heute täglich neu erfinden?
Es gibt immer neue Herangehensweisen. Man muss mit der Zeit gehen, dabei aber nie seine Idee verlieren und nicht nach der ersten Kritik gleich alles über den Haufen werfen.

Wie verfolgen Sie die WM in Russland?
Mein Trainerteam und ich sind in Summe jeweils fünf Tage live vor Ort, jeder wird vier Spiele beobachten, vorwiegend mit europäische Beteiligung, schließlich gilt es, sich auch langsam auf die bevorstehende EM-Qualifikation vorzubereiten.

Was halten Sie von der ab Sommer in Kraft tretenden Reform der Bundesliga?
Der Schritt war richtig, es wird mehr Partien mit Endspiel-Charakter geben. Die Spannung steigt sicher. Aber womöglich muss nach dem ersten Jahr noch an weiteren Schrauben gedreht werden.

In der Bundesliga eilt Salzburg von Titel zu Titel. Zerbrechen die anderen Klubs daran?
Das Problem bei vielen Vereinen ist, dass Leistungsträger den Klub im Sommer oder im Winter verlassen. Nur mit Kontinuität auf dem Spielersektor kann man Salzburg Paroli bieten. Sturm Graz hat das in den letzten beiden Jahren bis zur Winterpause auch schon bewiesen.

Heute Abend wird Ihr Ex-Verein Sturm versuchen, die Bullen im Cupfinale zu schlagen. Sind sie in Klagenfurt dabei?
Natürlich lasse ich mir das Endspiel zwischen den derzeit besten Teams in Österreich nicht entgehen. Es wird ja wie beim Cup-Triumph mit Sturm im Jahr 2010 wieder eine Fan-Völkerwanderung geben. An einem Tag gibts außerdem für mich keinen Favoriten, jedes Ergebnis ist möglich.

Seit 1997 wohnen Sie nun ununterbrochen in Graz. Was macht die Stadt so besonders?
Graz ist klein, aber fein. Wir fühlen uns hier sehr wohl, da die Stadt kulturell und kulinarisch einiges bietet. Auch die Lage und das Klima sind perfekt. Man ist auch relativ schnell in Italien oder in Skigebieten. Leider darf man im Sommer in den Lokalen nicht so lange draußen sitzen. Das könnte man für meinen Geschmack noch verändern (schmunzelt).

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