Ein Entwicklungsland – aber mit Qualität
Elf Spiele – sieben Siege, zwei Niederlagen. Mit seiner bisherigen Bilanz als U-21-Teamchef braucht sich Werner Gregoritsch wirklich nicht zu verstecken. Nach dem Länderspieldoppel gegen die Slowakei (1:0) und England (0:4) nahm sich der Grazer Zeit für die WOCHE.
Trainer, wie fällt Ihr erstes Zwischenresümee als U-21-Teamchef aus?
"Es ist bisher sicher die schönste Arbeit für mich als Profitrainer. Ich darf mit jungen Menschen arbeiten, die alle über ein riesiges Talent verfügen. In den Jahrgängen 92, 93 und 94 wächst zweifellos etwas Besonderes heran."
Und die tägliche Arbeit am Platz fehlt Ihnen gar nicht?
"Ehrlich, oft geht mir das schon sehr ab, ich würde gerne länger mit den Burschen arbeiten, nicht immer nur ein paar Tage."
Sie wirken an der Linie auch ruhiger als früher ...
"Man lernt eben dazu mit der Zeit – und ich muss sagen, dass ich zuletzt sehr viel gelernt habe. Außerdem repräsentiert man als Teamchef Österreich, da steht man in der Auslage."
Zuletzt gab's ein 0:4 gegen England – was fehlt noch auf solche Spitzennationen?
"Bei dem Spiel haben wir zwei Ausschlüsse kassiert – Elf gegen Elf wäre es sicher anders ausgegangen. Aber man braucht ja nur zu vergleichen: Bei unserem Heimspiel kommen nach Hartberg keine 1.000 Zuschauer, in England waren's über 20.000. England hat vier Profiligen, da kommen in der dritten Liga im Schnitt 15.000. Der englische Verband hat heuer 100 Millionen in den Nachwuchs investiert, dort gibt's sieben Millionen Fußballer. Auch wenn viele immer so g'scheit daher reden – wir sind Fußball-Entwicklungsland."
Das klingt aber wieder nach einer weniger positiven Zukunft ...
"Nein. Ich bin dennoch davon überzeugt, dass wir auf einem guten Weg sind – Österreich hat zweifellos Qualität, nur dürfen wir die Relationen nicht aus den Augen verlieren."
Sie hatten zuletzt zehn Steirer einberufen – Zufall?
"Sicher nicht. Die Statistik belegt, dass die Steiermark in den Nationalteams die meisten Spieler aller Bundesländer stellt. Die Steirer haben eben scheinbar eine gute Mentalität für den Spitzenfußball und es wird gut gearbeitet – im Verband, den LAZ und natürlich in den Vereinen."
Wie sehen Sie eigentlich die neue, gesamtsteirische Akademie?
"Wenn die Kompetenzen klar verteilt sind und dann nicht persönliche Eitelkeiten im Vordergrund stehen, sehe ich das absolut positiv. Ich war 1994/95 ja selbst Trainer des BNZ Steiermark von Sturm und dem GAK. Fakt ist aber, dass eine Akademie dem Spitzensport dienen muss. Es müssen in Wahrheit so viele Spieler wie möglich in der Steiermark gehalten werden, die Besten müssen zum besten steirischen Verein – und da steht Sturm aktuell eben allein auf weiter Flur."
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