Start-Up-Zeitung 2021
Graz ist der öffentliche Sportplatz-Kaiser

Ein ganz normaler Nachmittag auf dem öffentlichen Sportplatz in der Engelgasse: Viele junge Menschen nutzen das kostenlose Sportangebot. | Foto: KK
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  • Ein ganz normaler Nachmittag auf dem öffentlichen Sportplatz in der Engelgasse: Viele junge Menschen nutzen das kostenlose Sportangebot.
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Ein Beitrag vom Start-Up Court Culture

Der öffentliche Sportplatz kann noch viel mehr als einfach nur ein Sportplatz sein: Medium, Botschafter, Verkuppler, Leinwand, Treffpunkt und Ort der Begegnung und der Kultur.
 
Graz ist eine sportliche Stadt. Mit über 300 öffentlichen Sportplätzen liegt sie klar über dem Durchschnitt der europäischen Städte und kann insbesondere mit ihrer großen Vielfalt punkten. Tischtennisplatten, Streetballcourts für Basketball und Fußball, Volleyballcourts, Skateparks, Calisthenic-Parks und sogar Tenniscourts gibt es in Hülle und Fülle.
Der öffentliche Sportplatz ist für viele Grazer dabei das Herzstück dieser Stadt. Besonders in den warmen Jahreszeiten treffen sich an diesen Orten viele Menschen, um gemeinsam Sport zu treiben.

Wo Talente entdeckt werden

Doch der Sportplatz kann auch als ein Ort der Begegnung, der Interaktion und des Kulturaustauschs gesehen werden. Er ist Ort der Freizeit, des Lernens und der Aushandlung von Interessen. Sport verbindet unterschiedliche Menschen und fördert ein friedliches Zusammenleben im urbanen Raum. Bei Bewohnern der unmittelbaren Umgebung kann sogar das subjektive Sicherheitsgefühl gesteigert werden, wie etwa durch die Belebung der Parks.
Gleichzeitig spielt der öffentliche Sportplatz eine wichtige Rolle in der Entdeckung neuer Sporttalente. Durch das niederschwellige und kostenlose Angebot können die Grazer jederzeit ein Match spielen.
Mit einer von einem Start-up entwickelten App hat das Sportamt der Stadt Graz im Vorjahr neue Anreize gesetzt und die Digitalisierung im Bereich des Freizeitsports ausgeweitet: Alle Sportplätze können nun mittels einer Sportkarte gefunden werden und eine Freizeitliga mit einem Stadtranking bietet die Möglichkeit, sich zu messen.

Ungebundener Sport als Trumpf

Als Sportamtsleiter verfolgt Thomas Rajakovics viele innovative Ansätze, um die Grazer zum regelmäßigen Sport zu motivieren. Neben den wichtigen Unterstützungen für den Verein-, Hallen- und Spitzensport spielt seit seiner Amtseinführung auch der ungebundene Freizeitsport eine immer wichtigere Rolle. "Sport ist generell für die Gesundheit aber auch für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in einer Stadt wie Graz, mit so vielen verschiedenen Menschen, von großer Bedeutung. Deshalb ist der ungebundene Sport, den man überall betreiben kann, eine besondere Herausforderung und besonders unterstützenswert."

Gratis zum Racket greifen

Graz ist übrigens auch die einzige Stadt in Europa mit öffentlich zugänglichen, kostenlosen Tennisplätzen, was viele Bürger dazu bewegt, zum Racket zu greifen. Durch die Möglichkeit, die Plätze stündlich online reservieren zu können, hat sich die Nutzungsrate noch einmal deutlich erhöht. Dadurch kamen die 21 Courts oft an ihre Kapazitätsgrenzen. "Tennis und Graz: Da besteht eine wichtige Verbindung was den Leistungssport betrifft. Deshalb soll auch jeder und jede die Möglichkeit haben, Tennis gratis zu spielen. Wir werden auch in Zukunft darauf achten, dass es dieses Gratisangebot gibt. Das besondere an Tennis in diesem Jahr war, dass es eine engagierte Bürger-Gruppe gab, die die Tennisplätze in Eigenverantwortung neu liniert hat", freut sich Rajakovics.

Der Volksgarten wurde durch beleuchtete Tischtennis-Plätze auch am Abend belebt. | Foto: KK
  • Der Volksgarten wurde durch beleuchtete Tischtennis-Plätze auch am Abend belebt.
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Partys und Lärm

Das öffentliche Sportangebot ist also wirklich gut, das eine oder andere Problem lässt sich aber nicht wegleugnen: Im August-Matthey-Park gab es beispielsweise Beschwerden von Anwohnern wegen der Lautstärke durch den heuer neu eröffneten Streetballcourt während an der Marienwiese eine Tischtennisplatte durch Vandalismus zerstört wurde. Gleichzeitig spielen öffentliche Sportplätze eine zentrale Rolle im Freizeitsport vieler Städte. Fehlt es also an Verständnis? "Erstens plädiere ich für Toleranz, da Sport für die Gemeinschaft wichtig ist. Allerdings beziehen sich die Beschwerden, die bei uns ankommen, in seltenen Fällen auf den Sport an sich, sondern meist auf das Verhalten von meist jungen Mitbürgern, die in den Nachtstunden auf den Sportplätzen Partys feiern, beziehungsweise die den eigenen Sport durch laute Musik untermalen", klärt Rajakovics auf. 

Nutzer werden involviert

Vielleicht hilft Beteiligung: In die Planung des Bezirkssportplatzes bei den Dominikanergründen wurden die Ideen der Jugend berücksichtigt, was den Court zu einem der beliebtesten der Stadt macht. Zur Tischtennis-KaiserIn, eine Aktion im Rahmen des Sportjahres, konnten alle Grazer abstimmen, in welchen Parks neue Platten aufgebaut werden sollen. Wenn die Bedürfnisse und Hinweise auf mögliche Probleme der Nutzer einbezogen werden, kann also eine deutlich höhere Nutzungsrate entstehen. "Die Einbindung ist mir ein großes Anliegen, daher wird der nächste Bezirkssportplatz, der auf den Gründen der ehemaligen Kirchnerkaserne entsteht, im Rahmen eines bereits eingeleitetes Bürgerbeteiligungsverfahren bearbeitet", führt der Sportamtsleiter aus.

Freut sich, dass das öffentliche Sportangebot in Graz so gut angenommen wird: Sportamtsleiter Thomas Rajakovics | Foto: GEPA
  • Freut sich, dass das öffentliche Sportangebot in Graz so gut angenommen wird: Sportamtsleiter Thomas Rajakovics
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Platz für neue Trendsportarten 

Neue Plätze entstehen, Graz ruht sich also nicht auf seinen Sport-Lorbeeren aus. Mit dem neuen Hypecourt (ein bemaltes Street-Basketballfeld) wurde insbesondere der Hasnerplatz in Graz stark aufgewertet und aus der geplanten Murwelle könnte eine ganz neue Sehenswürdigkeit in Graz entstehen. Weitere Ideen, um Randsportarten eine Bühne zu geben: Eine Tischtennisplatte mit Flutlicht, der erste weltweiten Center-Court für Spikeball oder Riesenschach auf dem Schloßberg. Besteht aber überhaupt Interesse, auch weiteren Freizeitsportarten einen echten Schauplatz in der Stadt zu geben? Thomas Rajakovics stellt klar: "Interesse besteht. Gerade 3x3-Basketball ist eine sehr boomende neue Sportart, die ähnlich wie Beachvolleyball ihren Siegeszug gerade weltweit antritt. Hinsichtlich Flutlicht und ähnlicher zusätzlicher Einrichtungen muss man allerdings das tatsächliche Interesse, das Gemeinwohl der Anrainer im Umfeld und den Naturschutz mit einbeziehen. Die Ideen sind aber durchaus charmant."

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