SK Sturm: In drei Jahren zum halben Marktwert
Ältere Kaderstruktur, Leihspieler und Fehlgriffe am Transfermarkt: Der Marktwert des SK Sturm sinkt.
Leises Aufflackern in einem desaströsen Frühjahr oder Startschuss für die Aufholjagd? Der Sieg des SK Sturm am Sonntag gegen den TSV Hartberg hat einige Gemüter beruhigt. Wie sich das weitere Meister-Playoff entwickelt, wird man schon am heutigen Mittwochabend, wenn Sturm gegen den LASK antritt, sehen. Eine andere Entwicklung der Blackys lässt sich aber bereits seit Monaten erkennen, und es ist eine beunruhigende. Mit Otar Kiteishvili haben die Blackys aktuell lediglich eine echte Zukunftsaktie mit entsprechendem Potenzial und Marktwert im Kader. In nur drei Saisonen seit der Spielzeit 2017/18 – im übrigen der letzte Kader, in dem das Sturm-Mastermind des vergangenen Jahrzehnts, Franco Foda, seine Finger mit im Spiel hatte – hat die sportliche Führung den Marktwert des Kampfmannschaft-Kaders von knapp 31 Millionen auf 16 Millionen um fast die Hälfte reduziert (siehe Infobox rechts). Und das, obwohl der aktuelle Kader als der teuerste seit der Insolvenz gilt.
Entwicklung "nicht üblich"
Zu den Faktoren, die den Marktwert eines Spielers bestimmen, zählen unter anderem das Alter, das Zukunftspotenzial und die Leistungsanalyse. Diese Faktoren werden immer über längere Zeiträume beobachtet. Die Entwicklung einer gesamten Mannschaft kann sich also nicht kurzfristig verändern, wie Max Hagmayr, einer der größten Player im österreichischen Sportmanagement und Berater von Starspielern wie Valentino Lazaro oder Aleksandar Dragovic, erklärt: "Allgemein ist die Entwicklung zum halben Marktwert einer Mannschaft nicht üblich und auch nicht an Entwicklungen wie der Coronakrise festzumachen. Grundsätzlich dienen selbstverständlich vor allem die Leistungen der Spieler als Indikator für den Marktwert, auch Erfolge wie die des LASK oder von Salzburg lassen den Marktwert und die Nachfrage für Spieler nach oben schnellen."
Zeit zu handeln
Die Kritik an der sportlichen Führung der letzten Jahre wird aufgrund dieser Entwicklungen in der – ohnehin nicht für Ruhe unter den Fans bekannten – Grazer Fußballlandschaft immer lauter.
Johnny Ertl, TV-Experte, Analyst und Ex-Sturm-Kicker, rät dennoch zu Kontinuität im Klub: "Im Moment ist es natürlich eine schwierige Zeit für den Verein, aber Sturm weiß, was jetzt zu tun ist. Es gilt, sich zu sammeln, aufzuarbeiten was in den letzten Jahren schiefgelaufen ist und jetzt aber auch wirklich anzupacken."
Ertl verweist auf seine eigenen Erfahrungen beim SK Sturm: "Schnellschüsse bei Trainer- oder Spielerfragen wären meiner Meinung nach aktuell falsch, Sturm sollte aus dem vorhandenen Personal das absolut Beste herausholen. Aber solche Negativspiralen können definitiv auch Chancen bieten, beispielsweise indem man jungen Spielern die Chance gibt – genau so bin ich selbst zu meinen ersten Einsätzen im Sturmdress gekommen." Andreas Schicker, der das Ruder kürzlich von Günter Kreissl übernommen hat, ist jetzt also am Zug. Spieler wie Trummer, Lema oder Geyrhofer könnten die nächsten Maresics oder Zuljs werden und den Marktwert des Sturmkaders wieder ordentlich nach oben treiben. Dafür muss man aber sofort handeln ...
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Die Kaderentwicklung des SK Sturm:
Saison 2019/20:
- Durchschnittsalter: 25,7 Jahre
- Marktwert: 16,33 Millionen
- Top-Aktien: Kiril Despodov 3,2 Mio, Otar Kiteishvili 1,6 Mio, Stefan Hierländer 1,2 Mio
Saison 2017/18:
- Durchschnittsalter: 22,9 Jahre
- Marktwert: 30,83 Millionen
- Top-Aktien: Dario Maresic 4 Mio, Peter Zulj 4 Mio, Deni Alar 2,5 Mio
*Daten: www.transfermarkt.at
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