Business-Lunch
150 Jahre ist die Grazer "Messerdynastie" Scala alt
Die Grazer "Messerdynastie" Scala feiert heuer ihr 150-jähriges Bestehen. Mercedes Scala-Irresberger spricht beim Business-Lunch mit "MeinBezirk.at" darüber, wie Wissen und Expertise in einem Familien- und Traditionunternehmen erhalten und weitergegeben wird und was es in der Grazer Innenstadt aus Ihrer Sicht braucht.
GRAZ. 1873 eröffnete die Familie Scala die Messerschmiede im Zentrum von Graz, heute wird das Traditionsunternehmen in der Murgasse bereits in fünfter Generationgeführt. Mercedes Scala-Irresberger hat "MeinBezirk.at" zum Business-Lunch im Café Kaiserfeld getroffen und über diverse Generationenwechsel im Betrieb, die Grazer Innenstadt sowie darüber gesprochen, wie "überraschend" viel Wissen und Expertise sich in Traditions- beziehungsweise Familienunternehmen ansammelt.
- Ihre Söhne führen Scala in fünfter Generation – war immer klar, dass der Betrieb in der Familie bleibt?
Mercedes Scala-Irresberger: Ursprünglich wollte mein Schwiegervater, dass mein Mann studiert. Er wollte aber in die Firma, hat zwei Ausbildungen gemacht – zum Messerschmied und zum chirurgischen Instrumentenmacher – und hat das Geschäft übernommen. Ähnlich war es bei der nächsten Generation: Mein Mann und ich haben immer gesagt, die Kinder sollen machen, wozu sie Lust haben. Dass sie sich für das Geschäft entschieden haben, hat uns eher verwundert.
Die Scala-Buben sind irrsinnig gscheit – dass mein Sohn nicht fertigstudiert hat, hat mich ja regelrecht erbost. Aber sie machen ihr Ding sehr gut – besondere Fähigkeiten der Eltern werden wohl weitergegeben. Und Intelligenz schadet ja Gott sei Dank auch im Handwerk nicht. Mit einer gewissen Bildung kann man sich einem studiertem Kunden besser anpassen und einem anderen sowieso. Bildung schadet nie, wenn man am Boden bleibt.
- Offensichtlich – dieses Jahr feiert das Geschäft 150 Jahre in Graz und zehn Jahre in Wien.
Erfahrung bringt's einfach. In einem Fachgeschäft wird so viel Wissen angesammelt – manchmal bin ich selber erstaunt darüber, wie viel Expertise man im Laufe der Jahrzehnte ansammelt. Es gibt leider immer weniger Messerfachgeschäfte, was bedeutet, dass auch ganz viel Expertise und Wissen verloren geht. Nicht jeder weiß mittlerweile darüber Bescheid, was er verkauft.
- Scala setzt daher auf Beratung, richtig?
Hinter allem steckt ein kleines Universum – oder auch ein großes Universum. Auch bei der Messerqualität: Es muss nicht immer das Teuerste das Beste sein, man muss aber wissen, worauf es ankommt. Und so berate ich auch. Ich möchte natürlich gut verdienen, aber mir geht es um die Kundenzufriedenheit. Was habe ich davon, wenn ich etwas Teures empfehle und dann geht der Kunde raus und denkt sich, was haben mir die Scalas da aufgeschwatzt, da gehe ich nie wieder hin.
- Wie groß ist denn die Preisspanne bei Ihren Messern?
Die günstigsten Kochmesser beginnen bei 35 Euro, unsere teuersten Kochmesser kosten etwa 2.000 Euro. Das hängt von der Verarbeitung, vom Griff, von der Stahlqualität und davon ab, ob das Messer von einem kleinen Betrieb mit viel Handarbeit oder einer großen Firma vom Fließband gemacht wurde.
- Was sagen Sie zum Thema Innenstadt – was braucht es, damit die Grazerinnen und Grazer weiterhin lokal einkaufen?
Das "böse" Auto, das ist ganz wichtig. Die Erreichbarkeit wird leider wirklich immer schlechter und einen Kundenstrom zu unterbrechen, kann ganz viel kaputt machen. Ich habe das Gefühl, dass die Menschen, die von den Verkehrseinschränkungen betroffen sind, bei der Planung meist gar nicht gefragt werden. Fußgängerzonen hören sich in der Theorie meist gut an, in der Realität ist es aber oft schwierig.
- Wird die "Messerdynastie" die nächsten 150 Jahre machen?
Wir werden sehen. Die Anwärter für die nächsten 150 Jahre sind erst fünf Jahre, zwei Jahre und drei Monate alt – da lässt sich noch nichts sagen. Es könnte sich außerdem vielleicht einmal ein g'scheiter Scala dazu durchringen, zu studieren (lacht).
Zur Person: Mercedes Scala-Irresberger
Die gebürtige Salzburgerin hat in die "Messerdynastie" eingeheiratet, mit Klingen hatte die Juristin bis dato nichts am Hut. Gemeinsam mit ihrem Mann Rino Scala und Sohn Matteo führt Mercedes Scala-Irresberger den Familienbetrieb in der Grazer Murgasse aber mit mittlerweile viel Erfahrung und Expertise weiter. Ihre anderen beiden Söhne, Pietro und Fabio, haben den Traditionsbetrieb mittlerweile nach Wien expandiert – seit 2013 führen sie die Dependance zum Grazer Stammhaus als "Klingen-Boutique" in Hietzing.
Kaffeehauskultur im Café Kaiserfeld
Kaiserfeldgasse 19, 8010 Graz
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 7.30 – 22 Uhr; Samstag 8.30 – 18 Uhr
Tel.: 0664 5951004
Web: www.cafe-kaiserfeld.at
Beschreibung: Auch das Kaffeehaus in der namensgebenden Kaiserfeldgasse wird mit Simon Lackner mittlerweile in zweiter Generation geführt. Obwohl das Jugendstilcafé äußerst tradionsträchtig anmutet, kann das Café Kaiserfeld mit den 150 Jahren der Messerdynastie Scala nicht mithalten. Seit 2004 bietet das Grand Café Gastfreundschaft in Manier der Wiener Kaffeehauskultur und einen Rahmen für unterschiedliche Events und Kulturveranstaltungen.
Das sagt "MeinBezirk.at": Nicht nur Kaffee, Kuchen und Frühstück, sondern auch warme Speisen werden im Café Kaiserfeld serviert: Montag bis Freitag kann aus zwei frisch zubereiteten Mittagsmenüs mit Salat, Suppe und Hauptgericht gewählt werden. Zum Business-Lunch im schattigen Gastgarten in der Kaiserfeldgasse gab es Lasagne und Boeuf Stroganoff – klare Empfehlung!
Business Lunch
Die Grazer Wirtschaft zu Tisch mit MeinBezirk.at. Alle Beiträge unserer wöchentlichen Interview-Serie findest du auf der Themenseite.
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