Business-Lunch mit "Ox&Bear"
Echte Leidenschaft für das Handwerk

Tapezierermeisterin Barbara Sieber-Vandall (r.) und Redakteurin Antonia Unterholzer beim Business-Lunch im Rosengarten vom Café Fotter. | Foto: Konstantinov
5Bilder
  • Tapezierermeisterin Barbara Sieber-Vandall (r.) und Redakteurin Antonia Unterholzer beim Business-Lunch im Rosengarten vom Café Fotter.
  • Foto: Konstantinov
  • hochgeladen von Antonia Unterholzer

Architektin, Tapezierermeisterin und "Ox&Bear"-Inhaberin Barbara Sieber-Vandall spricht beim Business-Lunch im Café Fotter mit "MeinBezirk" über die Polsterei, hochwertiges Handwerk und spannende Sitzmöbel.

GRAZ. In ihrer Werkstatt "Ox&Bear" in der Leonhardstraße restauriert und tapeziert Barbara Sieber-Vandall Designermöbelstücke aus den 40er- bis 60er-Jahren. Was die Leidenschaft der Architektin und Tapezierermeisterin für das Handwerk sowie dänische Sitzmöbel ausmacht, verrät sie beim Business-Lunch mit MeinBezirk.at.

Wie sind Sie zur Polsterei gekommen?
Barbara Sieber-Vandall: Das war eigentlich auf Umwegen – ich habe in Graz Architektur studiert und habe danach auch in einem Architekturbüro gearbeitet. Das hat mich aber nicht so ganz abgeholt und es hat mich gereizt, ein Handwerk zu machen. Die Polsterei hat mich total gereizt weil es einfach unheimlich viele spannende Sitzmöbel gibt. Lustigerweise habe ich das dann gar nicht als Wechsel gesehen sondern mehr als Fortbildung weil das Thema ist ja sowohl bei der Architektur als auch bei der Polsterei die Gestaltung.

Bei Meisterin Barbara Sieber-Vandall sitzt jeder Handgriff.  | Foto: Luttenberger
  • Bei Meisterin Barbara Sieber-Vandall sitzt jeder Handgriff.
  • Foto: Luttenberger
  • hochgeladen von Anna-Maria Riemer

Wie war es, nach Ihrem Studienabschluss noch eine Lehre zu beginnen?
Als erwachsener Mensch, der gleichzeitig auch Geld verdienen muss, in Österreich einen Lehrberuf zu erlernen, ist wirklich nicht einfach – das System sieht das nicht vor. Ich bin dann in Bildungskarenz gegangen und habe über ganz viele Umwege meine Gesellen- und dann meine Meisterprüfung gemacht. In der Berufsschule war es sehr lustig, ich bin auch sehr gut mit den jungen Leuten ausgekommen, aber natürlich war ich ein bisschen der "Alien" als fertige Diplomingenieurin.

Was fasziniert Sie am Handwerk?
Für mich hat es eine große Faszination an etwas zu arbeiten, das sich mit meinem Handwerk verändert oder wieder zum Leben erweckt wird. Das ist ein spannender Prozess. Und ich finde die Vorstellung auch schön, dass es in 50 Jahren vielleicht der nächste restauriert. Ich mache das auch oft, dass ich in meinen Möbeln eine kleine Botschaft für den nächsten Polsterer verstecke – das ist eine Polsterer-Tradition.

Die Dänen geben zum Beispiel oft eine Münze rein – damit kann man dann ablesen, wann sie das gepostet haben. Einmal habe ich aber auch schon einen kleinen Brief gefunden mit einem Liebesgeständnis. Das war total berührend, weil man plötzlich Teil einer intimen Geschichte ist. Das zeigt auch buchstäblich, wie viel Geschichte in restaurierten Möbeln steckt.

Bei "Ox and Bear" trifft Tradition auf Innovation. | Foto: Klemens König Photography
  • Bei "Ox and Bear" trifft Tradition auf Innovation.
  • Foto: Klemens König Photography
  • hochgeladen von Anna-Maria Riemer

Wie ist es zu "Ox and Bear" gekommen?
Der Name ist abgeleitet von den ikonischen Sitzmöbeln "Ox Chair“ und "Papa Bear Chair“. Die sind entworfen vom dänischen Designer Hans Wegner. Seine Art zu entwerfen hat mir imponiert – die Dänen haben ein unglaubliches Materialverständnis, das unterscheidet sie von vielen anderen Designern. Die Möbel, die ich im Geschäft habe, sind entsprechend auch zu 95 Prozent aus Skandinavien, aus den 40er- bis 60er-Jahren.

Wie stehen Sie denn zu Industriemöbeln?
Es ist grundsätzlich natürlich eine super Sache, dass es leistbare Möbel gibt. Wenn man es sich leisten kann, würde ich es aber schön finden, wenn in Qualität und in Handwerk investiert würde anstatt in einen großen Konzern. Weil es gibt ja auch viele Designer-Firmen, die Dinge sehr teuer verkaufen, die aber auch Industrieprodukte sind. Da fehlt es wahrscheinlich auch ein bisschen an der Fähigkeit, Handwerk und gute Materialien zu erkennen. Wobei ich sagen muss, dass es vor allem die jungen Leute sind, die da um einiges aufmerksamer sind.

Architektin und begeisterte Handwerkerin: Barbara Sieber-Vandall. | Foto: Konstantinov
  • Architektin und begeisterte Handwerkerin: Barbara Sieber-Vandall.
  • Foto: Konstantinov
  • hochgeladen von Antonia Unterholzer

Sie sind ja nicht nur Handwerkerin sondern auch Unternehmerin – wie lässt sich das vereinen?
Ich bin grundsätzlich ein totaler Freigeist – das ist lustigerweise der Grund, wieso ich Unternehmerin geworden bin: Ich habe sehr viele Ideen und einen ganz starken eigenen Willen – in der Selbstständigkeit kann ich das viel besser umsetzen. Aber natürlich ist es schon auch herausfordernd: Oft begeistert mich zum Beispiel ein Stuhl so sehr, dass ich ihn unbedingt haben will.

Die Unternehmerin in mir rechnet dann aber alles durch und oft komme ich dann leider drauf, dass sich das finanziell gar nicht auszahlt. Dieses unternehmerische Denken ist natürlich ganz wichtig, denn wenn ich nur diesen Freigeist in mir loslasse der sagt "sei kreativ, tob dich aus, lebe deine Emotionen", dann würde ich wahrscheinlich verhungern.

Steckbrief – Barbara Sieber-Vandall

Die gebürtige Tirolerin ist für ihr Architekturstudium nach Graz gekommen. Hier hat Barbara Sieber-Vandall nach Abschluss ihres Studiums in einem Architekturbüro gearbeitet, hat sich aber kurzerhand dafür entschieden, noch eine Tapeziererlehre zu absolvieren. In ihrer Werkstatt und Showroom "Ox&Bear" in der Leonhardstraße restauriert und polstert die Tapezierermeisterin seitdem Mid-Century Möbelstücke großer Design-Ikonen wie Arne Jacobsen, Verner Panton oder Finn Juhl.

Nicht nur "Brunch", und Kaffee – auch "Lunch" kann das Fotter. | Foto: Regionalmedien Steiermark
  • Nicht nur "Brunch", und Kaffee – auch "Lunch" kann das Fotter.
  • Foto: Regionalmedien Steiermark
  • hochgeladen von Antonia Unterholzer

Kaffeehauskultur im Café Fotter

  • Attemsgasse 6, 8010 Graz
  • Web: www.cafe-fotter.at
  • Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: 7.30 – 19 Uhr, Samstag: 8 – 14 Uhr
  • Beschreibung: Tresen aus den Dreißigern, Tische und Sessel aus der guten alten Zeit, der Garten ein Paradies: Das Café Fotter in der Grazer Attemsgasse besticht seit über acht Jahrzehnten mit nostalgischem Charme und ist seit Generationen ein Fixpunkt für Kaffeehausliebhaber – manch Student verbrachte fast das ganze Semester im sogenannten "Hörsaal F". Seit 2016 betreibt das Team rund um Franz Reiter und Simon Hauzenberger das Café und eröffnete nach Generalsanierung passend zum 80. Geburtstag erneut die Pforten. Trotz Neuerungen ist aber der Flair des Cafés unverändert.
  • Das sagt die Woche: Nicht nur für einen gemütlichen Brunch oder einen Nachmittagskaffee mit Kuchen, sondern auch für einen Business-Lunch eignet sich das Café Fotter hervorragend: Aus einer kleinen aber feinen Mittagskarte wird die Avocado-Bowl gewählt – mittlerweile wohl ein moderner Klassiker – die von charmanten Kellnern serviert und im bezaubernden Gastgarten genossen wird.

Das könnte dich auch interessieren: 

Center-Manager Martin Wittigayer über "sein" Center West
Tradition bewahren und weiterentwickeln

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.