Ein Stück Heimat und Sturm

„Küchenhilfen“ im Brauhaus: Gerald Paunger (l.) und WOCHE-Redaktionsleiter Marcus Stoimaier begaben sich nach dem Foto aber doch lieber wieder auf die andere Seite des Herdes. | Foto: Oliver Wolf
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  • „Küchenhilfen“ im Brauhaus: Gerald Paunger (l.) und WOCHE-Redaktionsleiter Marcus Stoimaier begaben sich nach dem Foto aber doch lieber wieder auf die andere Seite des Herdes.
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Bier – vier Buchstaben, die für das österreichische Lebenselixier stehen. Gerald Paunger sitzt da sozusagen an der Quelle. Und das im wortwörtlichen Sinn. Der gebürtige Oststeirer ist als Verkaufsdirektor der Brau Union für den Vertrieb im Südburgenland, Kärnten, Osttirol und der Steiermark verantwortlich. Beim Business-Lunch plauderte er im Brauhaus Puntigam, natürlich bei Gulasch und (alkoholfreiem) Bier, über die Bedeutung des Gerstensaftes für die Steiermark und die Murmetropole.

WOCHE: Herr Paunger, die Österreicher trinken im Schnitt 108 Liter Bier pro Jahr – nur in Tschechien wird noch mehr getrunken. Warum lieben wir eigentlich unser Bier so sehr?

Gerald Paunger: Ich glaube, das ist in Österreich historisch bedingt. Schon im Vielvölkerstaat der Habsburger war Bier ja das Nationalgetränk schlechthin – egal, ob im damaligen Böhmen, Ungarn oder am Balkan. Für uns Österreicher ist Bier halt auch ein Stück Heimat.

Auch wenn’s bestimmt schwer fällt – aber, wenn Sie sich auf ein Lieblingsbier festlegen müssten, wäre das?

Das ist wirklich nicht einfach. Aber ich würde mich am Ende für das Reininghaus Jahrgangs-pils entscheiden – dafür wird Hopfen aus nur einem Jahrgang verwendet.
Reininghaus hätten jetzt wahrscheinlich nicht viele auf der Rechnung gehabt ...
Vermutlich. Aber was viele nicht wissen, Reininghaus war bis vor dem Zweiten Weltkrieg weit bedeutender als etwa Puntigamer. Dann ist aber die Brauerei zerbombt geworden und die Produktion nach Puntigam übersiedelt – jetzt haben wir uns bei Reininghaus spezialisiert und das Jahrgangs-pils ist unser Qualitätsbier schlechthin.

Was ist eigentlich das Lieblingsbier der Steirer?

Da muss ich etwas ausholen: Früher hat ja jede Region durch das Kartellgesetz quasi ihr eigenes Bier gehabt. In der Obersteiermark Gösser, weiter südlicher Puntigamer und im Grazer Raum war Reininghaus weit verbreitet – in Wetzelsdorf oder Eggenberg hast du damals etwa fast ausschließlich Reininghaus bekommen. Aber zurück zur Frage: Vor 15 Jahren hat Gösser in der Steiermark einen Marktanteil von 54 Prozent gehabt, Puntigamer war bei 24 – jetzt ist das fast umgekehrt, raten Sie einmal warum?

Als Fußballfan würde ich sagen, dass Puntigamer durch die Partnerschaft mit Sturm aufgeholt hat.

So ist es. Jetzt liegt Puntigamer bei rund 50 Prozent und Gösser bei 24. Wobei österreichweit Gösser die Nummer eins ist.

Wie viel Platz bleibt beim Bierbrauen für Innovationen?

In puncto Innovation sehen wir uns als absolute Nummer eins. Wir haben etwa den Naturradler erfunden, allein davon setzen wir jetzt jährlich 300.000 Hektoliter ab. Wir haben auch noch das Gösser Kracherl oder das Naturgold eingeführt und damit wieder einen Trend gesetzt. In Kaltenhausen führen wir da eine eigene Versuchsbrauerei.

Wie unabhängig ist die Brau Union vom Mutterkonzern Heineken?

Die Brau Union ist ja eine eigenständige AG. Natürlich sind wir aber von Heineken abhängig. Die Konzernmutter gibt Plan und Ziele vor. Wir haben im Vorjahr einen Gewinn von über 100 Millionen erwirtschaftet – das und die guten Beziehungen unseres Generaldirektors Markus Liebl räumen uns viele Freiheiten ein.

Steckbrief:

Gerald Paunger
Geboren am 6. Jänner 1955 in Weiz
Hat eine Tochter und wohnt mit seiner Lebensgefährtin in Gleisdorf.
Ist stolz auf seine Mitarbeiter – „ich habe noch nie schreien müssen.“
Nach der Handelsschule in der Grazbachgasse ist er seit seinem 18. Lebensjahr bei der Brau Union beschäftigt – begonnen hat er als Buchhalter im damaligen Depot in Weiz.
Freut sich nun schon auf seine bevorstehende Pension. „Im kommenden Jänner ist es soweit.“
Am Nachtkastl liegt gerade „Wie man Freunde gewinnt“ von Dale Carnegie – „damit ich in der Pension auf alles vorbereitet bin.“
Seit 25 Jahren ist er nun schon begeisteter Golfer – das Handicap liegt aktuell bei -12.
Schwarz-Weiß schlägt sein Fußball-Herz. „Ich bin mit Andi Pichler und Hubsi Kulmer aufgewachsen. Nach der Schule ging’s immer sofort in die Gruabn.“
Seine neue Leidenschaft gilt dem Radfahren. „Ich habe mir ein neues Rad gekauft und mit dem fahr ich jedes Wochenende durch die Oststeiermark.“
Musikalisch hat Paunger eigentlich keine besonderen Vorlieben – „nur Techno und Opern brauche ich nicht wirklich.“

Die Brau Union

Marken: Gösser, Puntigamer, Reininghaus, Schladminger, Zipfer, Kaiser, Schwechater, Wieselburger, Edelweiss, Heineken, Schlossgold, Desperados
Mitarbeiter: in Österreich gesamt 2.000, am Standort Graz rund 300 (davon 120 im Verkauf)
Brauereien in der Steiermark: Graz-Puntigam, Leoben-Göss, Schladming

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